08-Filiale, Krösus, Legionäre? Über den sportlichen Durchstarter Türk. SV Singen wird viel diskutiert. Die Oberliga lockt, im Pokal-Halbfinale (oder Finale) könnten die aktuellen Nullachter warten. Wir haben mit Erfolgscoach Ali Günes gesprochen.
Torwart-Haudegen Christian Mendes, nun 52 Jahre „alt“, Drion Panxhaj, Daniel Niedermann, Volkan Bak, Dominik Emminger, Jonas Zimmermann, Abdoulie Mboob oder Leon Schmid – der Kader erinnert schwer an den FC 08 Villingen.
Genau auf diesen könnte Singen im Halbfinale oder im Finale des SBFV-Pokals treffen. „Das wäre der Wahnsinn. Zunächst steht aber die extrem schwere Aufgabe beim SV Oberachern an“, schiebt Ali Günes dem etablierten Oberligisten klar die Favoritenrolle zu, wenn es am Samstag (14.30 Uhr) an der Waldstraße 3 in Achern zum Viertelfinalduell kommt.
Der Erfolgsschlüssel
Pokal – da war doch was! In der vergangenen Saison gab es das Duell gegen den SV Oberachern schon einmal. Damals führte der Außenseiter im Achtelfinale bis tief in die Nachspielzeit mit 2:1, bevor der Oberligist doch noch die Verlängerung erzwang und am Ende mit 5:2 nach der Extratime siegte.
Schon an der Trainerbande: Ali Günes. „Ich bin nun seit 1,5 Jahren Coach, war zuvor oft Zuschauer hier“, stellt der Ex-Profi den „familiären Flair“ beim Überraschungstabellendritten der südbadischen Verbandsliga heraus. „Auch deshalb kommen die Spieler zu uns“, kennt der ehemalige Sportclub-Angreifer auch die Stimmen, die vom „gekauften“ Erfolg sprechen. „Das ist Unsinn. Bei uns kicken Spieler auch fürs Benzingeld“, sieht der 46-Jährige viel mehr den großen Zusammenhalt als wichtigsten Erfolgsfaktor an. „Und natürlich haben wir auch tolle Sponsoren.“
Der Feinschliff
Ohne diese geht es im Fußball nicht. Das war selbst so, als der Türk SV Singen noch vor vier Jahren in der Bezirksliga Bodensee sein Können zeigte. Rasant ging es nach oben. „Ich habe das Potenzial der Spieler und des Clubs gesehen“, kümmerte sich Ali Günes ab Sommer 2023 vor allem um den taktischen Feinschliff der Spieler.
„Das hat das Team enorm weitergebracht“, ist der Ex-Spieler der türkischen Großclubs Fenerbahce und Besiktas dennoch überrascht, dass sein Team als Tabellendritter, nur Linx und Denzlingen liegen vor dem Türk SV, noch realistische Chancen auf den Sprung in die Oberliga hat.
„Dabei war vor der Saison der Klassenerhalt das Ziel. Daran ändert sich nichts. Wir schauen einfach von Spiel zu Spiel. Sollte es am Ende reichen, dann wäre dies eine Sensation.“
Die Belohnung
Klar ist aber auch, dass der Verein – vor allem die Infrastruktur und das Umfeld – mit den großen Erfolgen mitwachsen muss. „Das ist nicht einfach“, weiß Ali Günes, dass er Umgang mit dem Erfolg nicht immer einfach ist. „Wir werden die Fehler, die der FC 08 nach dem Regionalliga-Aufstieg gemacht hat, nicht machen. Wir werden also, sollten wir es echt in die Oberliga schaffen, den Kader weitestgehend halten. Die Spieler sollen für ihre Leistungen auch belohnt werden“, sagt Günes, der von Villingen aus den Weg zum SC Freiburg und in das Profitum fand.
Mustafa Gürbüz
Nun also will der ehemalige türkische Meister und Pokalsieger mit dem Türk. SV Singen die Pokalrevanche gegen den SV Oberachern. Mithelfen soll dabei auch Co-Trainer Mustafa Gürbüz, der in der Winterpause von den Villinger A-Junioren (Oberliga) zum Verbandsligisten wechselte.
„Das ist ein Verein mit einer realistischen Denkweise, Singen hat eine Vision“, möchte Gürbüz mithelfen, dass der Türk. SV seine Ziele erreicht.
Der andere Ex-Nullachter
Christian Mendes, Drion Panxhaj, Daniel Niedermann, Volkan Bak, Dominik Emminger, Jonas Zimmermann, Abdoulie Mboob und Leon Schmid – dazu die Trainer Ali Günes und Mustafa Gürbüz. Mit geballter 08-(Ex-)Power will Singen weiter durchstarten.
Doch ausgerechnet ein anderer Ex-Nullachter könnte an diesem Samstag dafür sorgen, dass der Traum von Günes und Co. von einem Pokal-Duell mit den Ex-Kollegen vom Friedengrund platzt. Flavio Vogt wechselte im Winter zum zweimaligen SBFV-Pokalsieger aus Oberachern.