Ibrahima Diakité (links) – hier im Zweikampf mit dem Ex-Villinger Gianluca Serpa – spielte in Rielasingen im offensiven Mittelfeld. Foto: Eibner/Memmler

Das 1:1 in Rielasingen am Mittwochabend macht Mut, doch ein Punkt war an der Talwiese fast zu wenig. An der Reutlinger Kreuzeiche 4 soll am Samstag (15.30 Uhr) nun für den FC 08 Villingen endlich wieder ein Dreier her.

Seit vier Spielen – oder dem 17. September (4:0 gegen Backnang) – warten die Nullachter nun auf einen Sieg. Nach schwachen Leistungen in Göppingen (0:1) und Pforzheim (0:1) zeigte sich der Tabellenelfte aber im Derby in Rielasingen stark verbessert. Nur die letzte Durchschlagskraft in der Offensive fehlte.

Die Derby-Analyse

"In der Summe war es ein guter Auftritt", lobte Marcel Yahyaijan seine Schützlinge vor allem dafür, dass "sie die fußballerischen Vorgaben erfüllt haben". Seine Elf sei 85 Minuten lang das dominante Team gewesen. "Nur im letzten Offensivviertel hat eben etwas gefehlt", vermisste der Villinger Übungsleiter auch die ganz großen Alternativen im Angriff auf der Bank. Außerdem ärgerte sich der 30-Jährige darüber, dass der Elfer, der zum 1:1-Ausgleich der Rielasinger durch Albert Malaj (31.) führte, "durch einige technische Fehler von uns resultierte".

Die klaren Vorgaben

An der Kreuzeiche erwartet Marcel Yahyaijan ein aus verschiedenen Gründen ganz anderes Spiel. "Wir spielen auf Rasen, nicht auf Kunstrasen. Zudem ist der Platz in Reutlingen 108 Meter lang, in Rielasingen sind es nur rund 98 Meter", sieht dies der 08-Coach durchaus als einen Vorteil für seine Elf an. Weiter würde der neue SSV-Coach Albert Lennerth viel Wert auf den Ballbesitz legen. "Wir schauen aber mehr auf uns", erwartet der A-Lizenz-Inhaber, dass seine Schützlinge nicht nur fußballerisch an die Leistung des Rielasingen-Spiels anknüpfen, sondern auch in Sachen Einstellung erneut überzeugen. Das Ziel: "Auch in Reutlingen zählt für uns nur ein Sieg."

Die Personalien

Im Vergleich zum Derby am Mittwoch wird es keine großen Veränderungen im Kader geben. Mokhtar Boulachab ist noch einmal gesperrt, Mauro Chiurazzi muss noch fünf weitere Spiele auf der Tribüne abbrummen. "Ein Einspruch macht wohl keinen Sinn", rechnet der Coach damit, dass der Innenverteidiger erst am 12. November in Mutschelbach wieder zur Verfügung steht. Kapitän Dragan Ovuka war nach dem Derby in Rielasingen angeschlagen, "kann aber am Samstag wohl spielen". Gut möglich sei, dass Torjäger Ibrahima Diakité nach seinem Mittelfeldausflug wieder an vorderster Front stürmt. Marcel Yahyaijan denkt zudem darüber nach, einige U21-Offensivkräfte mit an die Kreuzeiche zu nehmen.

Die Wundertüte

5:2 gegen Neckarsulm, 0:1 in Offenburg, 3:1 gegen Rielasingen und zuletzt 1:4 in Göppingen: Reutlingen ist eine Wundertüte, aber eine heimstarke. Zehn der bisherigen 16 Zähler wurden an der Kreuzeiche eingefahren. SSV-Coach Albert Lennerth hofft nicht nur, dass seine Elf am Samstagnachmittag die Punkte 17, 18 und 19 einfährt. Zunächst wünscht sich der frühere Reutlinger Nachwuchstrainer, dass von den zuletzt gleich neun Corona-Infizierten möglichst viele Spieler wieder auflaufen können. Beste Torschützen des Tabellensiebten sind Riccardo Gorgoglione und Onesi Kuengienda mit je fünf Treffern. Doch zuletzt in Göppingen wurden zu viele Chancen vergeben. "Wir müssen dort mehr Tore machen", erwartet Albert Lennerth nun wieder mehr Konsequenz im Abschluss. Dies kann 08-Coach Marcel Yahyaijan mit Blick auf seine Elf nur unterschreiben.

Der Schleudersitz

Der SSV Reutlingen muss sich nach dem Zwangsabstieg aus der Regionalliga – aus finanziellen Gründen – bereits seit der Runde 2010/11 mit der Oberliga begnügen. Der Trainerstuhl an der Kreuzeiche entpuppte sich in der fünfthöchsten Liga meistens als Schleudersitz. Immerhin zehn Übungsleiter verschlissen die Reutlinger in den vergangenen zehn Jahren. Zum Vergleich – der FC Villingen kam in diesem Zeitraum mit den fünf Trainern Martin Braun, Markus Knackmuß, als Interimscoach für zwei Monate, Lothar Mattner, Jago Maric und Marcel Yahyaijan aus. Beim SSV Reutlingen sollte Mattner ab Juli 2010 die Mission sofortiger Wiederaufstieg in die Wege leiten. Doch nach 16 Monaten musste er seinen Hut nehmen. Für vier Wochen übernahm Ex-Profi Denis Lapaczinski interimsmäßig an alter Wirkungsstätte den Platz auf der Bank, ehe mit Murat Isik der U19-Trainer zweieinhalb Jahre lang Chefcoach bleiben durfte. Ab Mitte Oktober 2014 probierte sich der gebürtige Bräunlinger und Ex-SSV-Akteur Robert Hofacker bis Saisonende 2014/15. Anschließend folgten Georgi Donkov, Jochen Class, Andreas Rill sowie Teo Ruis für maximal eineinhalb Jahre. Maik Schütt hielt sich von Juli 2019 bis März 2022 rekordverdächtig lange, bis er im März 2022 zurücktrat. Albert Lennerth (49), der bisher die B-Junioren trainiert hatte, war für die neue Saison bereits als Chefcoach vorgesehen und trat sein Amt vorzeitig an.

Das Saisonziel

Albert Lennerth, der Coach der Reutlinger, sagte kurz vor dem Saisonstart: "Die Stuttgarter Kickers hatten in der vergangenen Saison 91 Punkte geholt, am Ende 23 Zähler Vorsprung auf den Tabellendritten, von daher sind sie der Topfavorit. Aber auch die SG Sonnenhof Großaspach, der 1. CfR Pforzheim, der FC 08 Villingen und der 1. Göppinger SV werden sich vorne tummeln. Wir hatten die vergangenen drei, vier Jahre mit dem Kampf gegen den Abstieg zu tun, jetzt peilen wir eine sorgenfreie Saison mit einem einstelligen Tabellenplatz an."