Emotionen pur auch bei Marcel Yahyaijan. Nicht nur der Villinger Coach verstand am Mittwoch viele Schiedsrichterentscheidungen nicht. Foto: Michael Kienzler

2150 Fans, vier Tore, acht gelbe Karten, ein roter Karton, viele Emotionen auf und neben dem Platz und am Ende ein gerechtes 2:2 – es war eine wilde Derby-Premiere zwischen dem FC 08 und Holzhausen. Einfacher wird es für Villingen am Samstag nicht.

Als 2:2-Torschütze Ibrahima Diakité kurz nach dem intensiven Nachholspiel seine Kickschuhe auszieht, weiß der Franzose noch nicht genau, wie er das Remis gegen den starken Aufsteiger einordnen soll. "Wir hätten gewinnen können, Holzhausen aber auch. So geht das 2:2 wohl in Ordnung", war der Franzose auch von der Zuschauerkulisse sichtlich beeindruckt. "Das kannte ich so nur aus Zeiten bei den Stuttgarter Kickers. Bitte mehr davon", sagte und lachte der Angreifer, der mit seinem späten Treffer (81.) den Nullachtern einen wichtigen Punkt rettete.

Schiedsrichter im Mittelpunkt

Auch bei Marcel Yahyaijan und Pascal Reinhardt hatten die 94 Minuten in der MS Technologie-Arena Eindruck hinterlassen. "Beide Teams hatten ihre Phasen, in denen sie das Derby für sich entscheiden können", dachte 08-Coach Yahyaijan vor allem an die Zeit nach dem 1:1, als zunächst Diakité eine Großchance zum 2:1 vergab und dann ein "klarer Elfmeter nach einem Foul an Leon Albrecht" nicht gegeben wurde. FCH-Trainer Reinhardt ärgerte sich dagegen, dass alleine Pascal Schoch dreimal am starken 08-Torwart Dennis Klose scheiterte. Einig waren sich beide Übungsleiter zwar nicht bei der persönlichen Einschätzung der Saisonziele und der Kaderstärke des Oberliga-Kontrahenten, aber bei der Bewertung von Schiedsrichter Timo Bugglin. "Der war schwach, es gab viele Fehlentscheidungen auf beiden Seiten", dachte Marcel Yahyaijan dabei aber nicht an den Platzverweis von Mokhtar Boulachab, der den Nullachtern wohl für mindestens drei Spiele fehlen wird. "Den kann man geben. Auch das Ergebnis lag nicht am Schiedsrichter", betonte der 30-Jährige am Donnerstag.

Eine Sperre und drei Fragezeichen

Boulachab wird also am Samstag (14 Uhr) passen müssen, wenn es für die Villinger beim 1. Göppinger SV weitergeht. Auch hinter den Einsätzen von Maxime Foulon, Jonas Brändle (beide Hüftbeuger) und Mauro Chiurazzi (Adduktorenansatz) stehen noch Fragezeichen. "Das wird sich erst am Freitagabend entscheiden", so Yahyaijan. Es ist also gut möglich, dass der 08-Coach an der Hohenstaufenstraße 116 Veränderungen in der Startelf vornehmen wird (und muss). "Das Derby hat ja auch sehr viele Körner gekostet", sieht dies der Villinger als Vorteil der Göppinger an.

Die Erwartungen

Diese kassierten am vergangenen Wochenende beim 0:1 in Rielasingen die erste Saisonniederlage. "Das ist eine enorm erfahrene und abgezockte Mannschaft", denkt Marcel Yahyaijan vor allem an Torjäger-Routinier Mijo Tunjic (6 Treffer). 18 Punkte hat Göppingen nach neun Spielen auf dem Konto. Villingen kommt nach acht Partien auf 13 Zähler. "Wenn wir ganz oben dabei sein wollen, sollten wir eine Serie starten", weiß der 08-Trainer, dass dies in einer extrem starken Oberliga schwierig wird. Deshalb wäre der 30-Jährige am Samstag bei einer der "Top-Mannschaften der Liga" auch mit einem Punkt nicht unzufrieden. "Das Ziel ist aber ein Dreier."

Keine gute Adresse

Für den FC Villingen ist das Göppinger Stadion an der Hohenstaufenstraße überhaupt keine gute Adresse. Bei den bisherigen Auftritten beim GSV seit der Gründung der Oberliga Baden-Württemberg im Jahr 1978 gelang den Nullachtern bisher dort noch nie ein Sieg. Im ersten Oberliga-Jahr in der Saison 1978/79 gab es für das Team von Coach Klaus Bockisch in der Rückrunde eine knappe 1:2-Niederlage. Ein Jahr später setzte es am 9. Spieltag eine 0:4-Schlappe. Am Ende der Saison stiegen die Nullachter ab. Das nächste Duell der beiden Clubs ließ dann einige Jahre auf sich warten. In der Runde 2017/18 kassierten die Villinger in Göppingen ein 0:2. Eine Spielzeit später reichte es zumindest zu einem 0:0. Anschließend setzte sich die schwarze Serie an der Hohenstaufenstraße allerdings fort. In der Saison 2019/20 hieß es 1:3, in der vergangenen Runde fuhren die Nullachter mit einem unglücklichen 1:2 im Gepäck nach Hause. Konnten die Villinger denn überhaupt schon einmal in Göppingen gewinnen? Da muss man sehr weit zurückblättern in den Statistiken. Das war in der Saison 1970/71, als beide Vereine in der damals zweithöchsten Spielklasse, der Regionalliga Süd, aufeinandertrafen. Da holten die Nullachter nach Toren von Kothmann und Schülke einen 2:0-Sieg. Jetzt nimmt der FC 08 mit Coach Marcel Yahyaijan am Samstag einen erneuten Anlauf, die fast schon historische Negativserie endlich zu beenden.

Das Saisonziel

Gianni Coveli, der Göppinger Trainer, sagte kurz vor dem Beginn der Runde: "Absteiger SG Sonnenhof Großaspach und die Stuttgarter Kickers arbeiten unter Profibedingungen. Sie müssen schon viel falsch machen, wenn sie nicht das Titelrennen unter sich ausmachen. Viel versprechen wir uns von unserem Neuzugang Mijo Tunjic. Mijo soll unsere Vielzahl an Chancen, die wir kreieren, effizient in Tore ummünzen. Schaffen wir das, werden wir auch im ersten Drittel landen. Das Ziel Aufstieg auszugeben ist für uns aber utopisch, solange Mannschaften in der Liga sind, die unter Profibedingungen arbeiten."

FC Nöttingen zieht Reißlinie

"Wir stehen mitten im Abstiegskampf und brauchen einen neuen Impuls", so begründet Oberligist FC Nöttingen den Rauswurf von Trainer Reinhard Schenker und von Co-Trainer Metin Telle. Trainerurgestein Michael Fuchs und FCN-Nachwuchskoordinator Uwe Rhein übernehmen nun bis zur Winterpause.