Große Moral, ein fragwürdiger Platzverweis, zwei völlig unterschiedliche Halbzeiten, das Ende eines Negativrekords und gleich zwei ungewöhnliche Wiedersehen – das 3:3 des FC Villingen im 08-Duell gegen Homburg hatte einige ungewöhnliche Geschichten zu bieten.
Da ist zunächst die große Moral der Nullachter, auf die nach dem 1:3-Rückschlag kurz vor dem Pausenpfiff durch den Kopfballtreffer von David Hummel (45.) wohl kaum noch einer der 554 Zuschauer in der MS Technologie-Arena gewettet hätte. „Wir können heute auf uns stolz sein“, sah nicht nur Doppelpacker Fabio Liserra (70., 86.) in der zweiten Halbzeit den besten Villinger Auftritt seit Monaten.
Das Regionalliga-Schlusslicht erkämpfte sich nicht nur noch einen verdienten Punkt, sondern überzeugte auch mit einer Offensive, die in den zweiten 45 Minuten für ein klares Chancenplus sorgte. Fast hätte Samet Yilmaz sogar noch den Siegestreffer markiert.
Am Ende war es ein leistungsgerechtes Unentschieden, weil der FC Homburg eben um genau diese zwei Tore (3:1) in der ersten Hälfte besser war. Gegen die oft zu viel Raum lassenden Nullachter netzten Niclas Anspach (17.), Minos Gouras (24.) und David Hummel (45.) ein. Zwischenzeitlich hatte der auffällige Eduard Heckmann, sein erster Treffer für den FC 08, mit einem schönen Distanzschuss (35.) verkürzt.
Der Platzverweis
Zehn Gelbe Karten, sieben davon für Villinger – inklusive einer Verwarnung für Coach Steffen Breinlinger („Da muss ich mich mehr zurückhalten“), hatte der nicht souveräne Schiedsrichter Dominik Genthner schon verteilt, da schickte er in der Nachspielzeit den völlig verdutzten Ergi Alihoxha mit glatt Rot vorzeitig zum Duschen.
„Das war nie eine Rote Karte. Ich habe meinen Gegenspieler höchstens leicht berührt“, versteht der Villinger Mittelfeldmann nicht, weshalb ihn der Referee vom Platz stellte. Genthner hatte den Kontakt der Nummer 23 wohl als eine Tätlichkeit bewertet.
„Das war gar nichts“, betonte auch Doppelpacker Fabio Liserra nach dem Abpfiff.
Negativrekord
Zehn Spiele lang hatte der FC 08 zuvor in der Regionalliga nicht mehr gepunktet. Dank der Leistungssteigerung in der zweiten Hälfte, großer Moral, viel Leidenschaft, guten Standards und einem Goalgetter Fabio Liserra, der sich nicht an einen früheren Doppelpack erinnern kann, endet nun diese lange Negativserie gegen Homburger, die
eigentlich in die Dritte Liga wollten, nun aber noch längst nicht den Klassenerhalt in der Regionalliga Südwest eingetütet haben.
Erstes Wiedersehen
Nur 133 Tage war es her, dass Roland Seitz zuletzt in der MS Technologie-Arena auf der Gästetrainerbank seinen Platz eingenommen hatte. Es war der 2. November 2024, Seitz feierte am Ende einen emotionalen 4:2-Sieg im Friedengrund.
Und dies als Coach des SGV Freiberg. Der SGV-Trainer sagte damals nach einem Wechselbad der Gefühle – inklusive Rudelbildung, Platzverweis und zwei Treffern in der Schlussphase mit zehn Mann: „In Unterzahl hat wohl keiner mehr einen Pfifferling auf uns gegeben. Dass wir dann zurückgekommen sind, war sensationell.“
An diesem Samstag war der 60-Jährige schon wieder in Villingen – nun als Trainer des ambitionierten FC Homburg.
Dieses Mal sah der erfahrene Übungsleiter, wie seine Truppe einen zweimaligen Zwei-Tore-Vorsprung nicht über die Zeit brachte. „Wenn du mit 3:1 in Villingen führst und dann die Dinger nicht reinmachst, dann bist du mit einem Punkt nicht zufrieden“, meinte Seitz, der in der Winterpause ins Saarland wechselte.
Zweites Wiedersehen
Klar, dass sich auch Sven Sökler über den späten Villinger Ausgleich ärgerte. Für den Bruder des Villinger Torjägers Marcel war es im sechsten Bruder-Duell in einem Pflichtspiel das erste Unentschieden. Vier der fünf vorherigen Aufeinandertreffen hatte der Co-Trainer des FC Homburg zuvor für sich entschieden. Fast hätte Marcel Sökler in der 81. Minute sogar den Saarländern – und seinem Bruder – selbst noch einen eingeschenkt. In diesem Fall hätte der Villinger auf 2:4 verkürzt.
In der kommenden Runde wird es wohl kein sportliches Aufeinandertreffen der Söklers geben. Für Villingen geht es dann in der Oberliga BW – mit Marcel Sökler – weiter, die Homburger bleiben wohl in der Regionalliga Südwest.