Augen zu und durch: 08-Kapitän Dragan Ovuka (vorne) und Co. wollen in Rielasingen die Oberhand behalten. Foto: Eich

Südbaden-Derby, Flutlicht und ein Wiedersehen alter Bekannter: Wenn der FC Villingen am Mittwochabend (18.30 Uhr) an der Rielasinger Talwiese die Visitenkarte abgibt, dann geht es um viel für die Nullachter. Verlieren verboten heißt es auf dem Kunstrasen.

Marcel Yahyaijan hat den 1. FC Rielasingen/Arlen beim 4:2-Coup gegen Regionalliga-Absteiger Sonnenhof Großaspach unter die Lupe genommen. "Das war beeindruckend, Rielasingen hätte sogar noch höher gewinnen können", weiß der 08-Trainer, dass auf seine nach den jüngsten Niederlagen in Göppingen und gegen Pforzheim im Offensivspiel verunsicherten Spieler eine hohe Hürde wartet. Und wie wollen die Nullachter diese überspringen? "Wir müssen wieder mehr fußballerische Lösungen finden, dazu den Kampf von Beginn an annehmen", stellt Yahyaijan vor dem in der Vergangenheit oft "hitzigen Derby" klar. Zudem sei es wichtig, dass seine Schützlinge das gefährliche Umschaltspiel der Hegauer unterbinden. "Sie haben über Konter auch das Spiel gegen Großaspach für sich entschieden."

Der kleine Kunstrasen

Klar, dass der 30-Jährige seine Mannen auch mit Einheiten auf dem Friedengrund-Kunstrasen auf das besondere Geläuf an der Talwiese vorbereitete. "Die Spieler sollten ein Gefühl für den Kunstrasen bekommen", verweist Marcel Yahyaijan darauf, dass der dortige Platz relativ klein ist. "Aber all dies darf keine Ausrede sein", nimmt der Übungsleiter seine Schützlinge in die Pflicht. "In Rielasingen zählt nur ein Sieg!"

Die Personalien

Positiv: Jonas Brändle hat seine Hüftbeuger-Probleme überstanden, steht im Derby (wohl) wieder zur Verfügung. Mokhtar Boulachab (Rot gegen Holzhausen) muss noch einmal aussetzen, Innenverteidiger Mauro Chiurazzi (Dauer der Sperre steht noch nicht fest) wohl noch länger. "Es könnte durchaus Überraschungen in der Startelf geben", hat der 08-Trainer vor allem die derzeit so erfolgreichen Talente der Verbandsliga-U21 im Blick.

Das Wiedersehen

An der Talwiese kommt es zum Wiedersehen zahlreicher Ex-Teamkollegen. So trugen Torwart Dennis Klose und Frederick Bruno schon das Rielasinger Trikot, auf der anderen Seite verteidigten Gianluca Serpa und Patrick Peters früher für Villingen. "Ich freue mich riesig auf das Derby, habe noch sehr gute Freunde beim FC 08", zählt Peters bereits die Minuten bis zum Anpfiff. Der erfahrene Defensivmann erwartet eine Partie auf Augenhöhe, bei der die "Tagesform" entscheiden wird. Besonders aufpassen müssen 08-Spielführer Dragan Ovuka und Co auf Albert Malaj (5 Tore), Harut Arutunjan (4) und Nathan Malonga (3), die zusammen zwölf der 15 Rielasinger Treffer erzielt haben. "Vorne haben wir ein hohes Tempo", hofft Patrick Peters, dass diese Stärke des Tabellenelften auch gegen Villingen sticht. Übrigens – seit rund vier Wochen ist klar, dass die Rielasinger nach der Winterpause mit einem neuen Coach die Runde beenden müssen. "Ich habe vom Verein kein Vertrauen mehr gespürt, die Rückendeckung hat gefehlt", begründete Michael Schilling die fristgerechte Kündigung seines Vertrags.

Der Gegner

Beim 1. FC Rielasingen-Arlen nimmt der FC Villingen einen weiteren Anlauf, seine "Sieglos-Serie" gegen die Hegauer zu beenden. Diese begann in der Saison 2016/17, als die aus der Oberliga abgestiegenen Nullachter am zweiten Spieltag der Verbandsliga beim Vizemeister antreten mussten. Da erlebten sie bereits vor dem Anpfiff eine böse Überraschung. Weil das Hauptspielfeld noch gesperrt war, wichen die Gastgeber bei tropischen Temperaturen auf den Kunstrasen aus. Trotz drückender Überlegenheit kassierte das Team von Trainer Jago Maric auf dem ungeliebten Terrain eine frustrierende 0:2-Schlappe.

Seit der Saison 2019/20 gehört der 1. FC Rielasingen-Arlen jetzt der Fußball-Oberliga an. Das Rielasinger "Kunstrasen-Trauma" bekamen die Nullachter aber weiterhin nicht richtig in den Griff. Dem FC Villingen gelang bisher beim südbadischen Rivalen aus dem Hegau, bei dem der Kunstrasen mittlerweile als Hauptspielfeld angemeldet ist, kein Sieg. Die beiden letzten Aufeinandertreffen dort wurden sogar verloren. Auch in der heimischen MS Technologie-Arena musste sich der FC 08 bisher mit Punkteteilungen begnügen. In der Saison 2016/17 unterlag Villingen im Pokal-Achtelfinale im Friedengrund sogar mit 0:1.

Dafür revanchierten sich die Nullachter im Pokalfinale 2019 gegen Rielasingen-Arlen mit einem 3:1-Sieg. Im Juni 2021 boxte Villingen die Hegauer bereits Viertelfinale nach einem Elfmeter-Krimi aus dem Wettbewerb.

Das Saisonziel

Michael Schilling, der Trainer des 1. FC Rielasingen/Arlen, sagte kurz vor dem Rundenstart: "Die Kickers sind natürlich der große Favorit, werden mit großem Vorsprung den Titel holen. Die SG Großaspach kann ich noch nicht so richtig einschätzen. Göppingen, Pforzheim und den FC Villingen könnten mit der SG um Platz zwei kämpfen. Für uns geht es – wie in jedem Jahr – um den Klassenerhalt. Dazu um die Ausbildung der jungen Spieler, die wir auf den nächsten Schritt vorbereiten wollen. Unser Team ist noch jünger geworden, unser Altersdurchschnitt ist auf unter 22 Jahre gefallen."