Frederick Bruno – hier bei einem Kopfball – überzeugte zuletzt in der Villinger U21. Er könnte nun in die Startelf des Oberliga-Teams zurückkehren. Foto: Eich

1. CfR Pforzheim – FC 08 Villingen (Mittwoch,19 Uhr). Zweiter Versuch im Stadion im Brötzinger Tal: Villingen ist dabei nach dem enttäuschenden 0:2 in Ilshofen auf Wiedergutmachung aus. Doch einfach wird dies nicht – und dies liegt nicht nur am weiter ramponierten Rasen der Pforzheimer.

Klar, 08-Trainer Marcel Yahyaijan hat sich das Video des jüngsten 3:1-Sieges der "Goldstädter" gegen Rielasingen genau angeschaut. Dabei wurde er nicht nur bestätigt, dass der 1. CfR über die vielleicht beste Offensive nach den Stuttgarter Kickers und dem SGV Freiberg verfügt, sondern die Qualität des Geläufs weiter "grenzwertig" ist. Es sei so schwierig, die fußballerischen Fähigkeiten auf den Platz zu bringen. Tugenden wie Kampfgeist und Laufbereitschaft sind alles wohl eher entscheidend, wenn die Nullachter im 18. Saisonspiel die Punkte 30, 31 und 32 einfahren wollen.

Richtungsweisende Partie

Dies können aber auch die Pforzheimer, die nach holprigem Start zuletzt immer besser in Schwung kamen. Zehn Zähler sprangen aus den letzten vier Spielen heraus. Lohn ist der Sprung auf Rang sieben. Lediglich die Tordifferenz trennt den 1. CfR von den Nullachtern, die mit der sechsten Niederlage auf Platz sechs zurückfielen. Nur der Sieger dieser richtungsweisenden Partie darf sich weiter leise Hoffnungen machen, die dominierenden Teams aus Freiberg und Stuttgart nicht ganz aus den Augen zu verlieren. "Das ist also für beide Mannschaften ein sehr wichtiges Spiel", betont 1. CfR-Coach Fatih Ceylan.

Personelle Veränderungen

Wollen die Villinger aber im neunten Auswärtsspiel den vierten Dreier landen, müssen sie sich im Vergleich zum enttäuschenden 0:2 in Ilshofen gehörig steigern. "Vier, fünf Spieler haben ihre Leistung gebracht, der Rest nicht", wird Marcel Yahyaijan deshalb in Sachen Aufstellungen Veränderungen vornehmen. Ob der 29-Jährige allerdings gleich die Hälfte der Startelf austauschen wird, weiß der 08-Trainer noch nicht. "Ich schließe aber das auch nicht aus", verweist Yahyaijan auf die Alternativen. Nicht nur Patrick Peters, Lhadji Badiane und Frederick Bruno sind wieder Optionen, auch aus der Verbandsliga-U21 würden sich Spieler anbieten. "Fabio Liserra und Tim Zölle", nennt der Villinger Trainer auf Nachfrage auch Namen. Dagegen würde Harry Föll weitere Spielpraxis in der U21 brauchen, bevor der schon für die philippinische Nationalmannschaft nominierte Mittelfeldspieler wieder ein Kandidat für das Oberliga-Team sei.

Der Pforzheimer Anspruch

Auch 1. CfR-Coach Fatih Ceylan hat einen Nationalspieler in seinen Reihen: Stanley Ratifo trug schon das Trikot der mosambikanischen Elf. Zuletzt kam der Angreifer aber oft nur als Joker zum Einsatz. "Dies zeigt die Qualität der Pforzheimer Offensive", betont Marcel Yahyaijan. "Wir haben zuletzt immer besser unsere Chancen verwertet", freut sich Ceylan, dass seine Stürmer nun Zielwasser getrunken haben. Da der Pforzheimer aber meist auf ein 4:2:3:1-System setzt, wäre eben nur Platz für einen echten Stürmer in der Startelf. "Aber Stanley gibt Vollgas", lobt Ceylan den Angreifer. Der Trainer des Tabellensiebten erwartet gegen Villinger, die er als ein Topteam der Oberliga ansieht, ein schweres Spiel. "Wir wollen aber unbedingt nachlegen. Unser Anspruch ist es, vorne in der Tabelle dabei zu sein."

Der Gegner

Der 1. CfR Pforzheim 1896 entstand im Jahre 2010 aus der Fusion der beiden Traditionsvereine 1. FC Pforzheim und VfR Pforzheim. Beide Teams hatten damals höherklassig gepielt.

Vor allem der 1. FC Pforzheim besitzt eine erfolgreiche Vergangenheit. Nach dem zweiten Weltkrieg war 1963 die Qualifikation für die zweithöchste deutsche Spielklasse, die Regionalliga Süd, aus der der Fußball-Club 1967 wieder abstieg, ein sportliches Highlight. Im Jahre 1978 gehörte der 1. FC Pforzheim gemeinsam mit dem FC 08 Villingen zu den Gründungsvereinen der Oberliga Baden-Württemberg.

Im Jahre 1991 scheiterten die Nordbadener in den Aufstiegsspielen zur 2. Bundesliga. Ein Insolvenzverfahren 2004 sorgte für den Zwangsabstieg in die Verbandsliga. Der am 12. September 1912 gegründete VfR Pforzheim besitzt keine ganz so sportlich erfolgreiche Geschichte. Die erreichte ihren Tiefpunkt, als man Anfang der 90er Jahre aus finanziellen Gründen von der Oberliga runter in die Kreisliga musste. Zu den sportlichen Höhepunkten beim 1. CfR zählte 2018 die DFB-Pokalpartie gegen Bayer Leverkusen, die man nur 0:1 verlor. In der Saison 2019/20 musste Coach Gökhan Gökce rekordverdächtig nach nur einem Spieltag gehen. Seinen Posten übernahm der ehemalige Spieler Fatih Ceylan (40). Sportdirektor Giuseppe Ricciardi und Sportvorstand Torsten Heinemann nennen als Zielsetzung für die Saison, im vorderen Drittel der Tabelle mitzumischen. Zuhause haben die Pforzheimer aus acht Spielen bisher 13 Punkte (11:11 Tore) geholt. Bester Torschütze ist Neuzugang Noah Lulic mit sechs Treffern.

Noah Lulic (Stuttgarter Kickers), Denis Latifovic, Jonas Engler (beide FSV Bissingen), Willie Sauerborn (SSV Reutlingen), Mario Di Biccari (1. Göppinger SV), Mateo Drljo (SGV Freiberg U 19), Demarveay Sheron (SV Oberachern), Luca Alberici (SKV Rutesheim), Terry Asare (FV Löchgau), Sandro Bradara (San Franciso Dons/USA).

Benjamin Sailer (1. FC Bruchsal), Kestrin Gashi (SpVgg Neckarelz), Armin Crnkic (Calcio Leinfelden-Echterdingen), Ekrem Sarikaya (TV Darmsheim), Alex Schilling (SG Oberes Enztal), Laurin Masurica (GU-Türkspor SV Pforzheim), Manuel Salz, Philipp Strobel (beide unbekannt).

Stadion Brötzinger Tal, Fassungsvermögen: 4.500 Zuschauer (1.400 Sitzplätze).

Adresse: Adolf-Richte