Kehrt Kapitän Dragan Ovuka in die Startelf zurück? 08-Coach Marcel Yahyaijan wollte sich am Donnerstag noch nicht festlegen. Foto: Eibner, Heß

Kann Villingen am Samstag (14 Uhr) nach der 3:1-Erleichterung gegen Ravensburg Spitzenreiter Stuttgarter Kickers stoppen? Es geht für die Nullachter um Bonuspunkte, der Coach der Degerlocher verbindet gute Erinnerungen an die MS Technologie-Arena.

"Bei uns herrscht sehr große Vorfreude auf das Spiel gegen die Kickers. Wir können da befreit aufspielen, wollen aber die Stuttgarter 90 Minuten lang ärgern", fiebert nicht nur Trainer Marcel Yahyaijan dem Vergleich mit dem "Überteam" der Oberliga entgegen. "Auch alle Spieler sind heiß", hofft der 30-Jährige, dass die Nullachter mit der Leidenschaft und Disziplin agieren, mit der zuletzt die Ergebniskrise mit dem verdienten Dreier gegen Ravensburg beendet wurde. "Eine geschlossene Mannschaftsleistung" sei die Voraussetzung für eine große Überraschung.

Seit fünf Spielen ohne Gegentor

Apropos Ravensburg. Nur die Truppe von Ex-Kickers-Trainer Tobias Flitsch schaffte es bisher, die Blauen in dieser Runde zu schlagen. "Die Stuttgarter haben in den vergangenen fünf Spielen kein Gegentor kassiert, alle Partien gewonnen und 16 Tore erzielt", schiebt Marcel Yahyaijan nicht nur deshalb dem Spitzenreiter klar die Favoritenrolle zu. "Die Kickers sind in dieser Liga einfach das Maß der Dinge, stellen aktuell die mit Abstand beste Mannschaft", will sich der 08-Coach aber einiges einfallen lassen, um es dem Tabellenführer im Friedengrund so schwer wie möglich zu machen. "Wir können nicht nur 90 Minuten verteidigen, sondern wollen auch in der Offensive Akzente setzen", weiß der Übungsleiter um die Bedeutung von Entlastungsangriffen.

Die Personalien

Dabei könnte es sein, dass Spielführer Dragan Ovuka und Ibrahima Diakité in die Startelf zurückkehren. Diakité, der 08-Torjäger mit Kickers-Vergangenheit, hofft auf jeden Fall auf einen Coup: "Die Stuttgarter haben nun acht Siege in Folge gefeiert. Unser Ziel muss es sein, dass diese Serie in Villingen endet", sagt der Franzose. "Aber die Jungs, die gegen Ravensburg auf dem Platz standen, haben es echt gut gemacht", will sich Yahyaijan in Sachen Aufstellung noch nicht festlegen. Alle Spieler sind wohl an Bord. Natürlich setzt der 30-Jährige auf die Fans. 2000 Zuschauer werden erwartet, rund 500 Anhänger wollen die Kickers unterstützen.

Stuttgarter Kickers

Für deren Coach ist es ein besonderes Spiel. Mustafa Ünal feierte am 29. September 2021 mit einem 2:0-Sieg im Villinger Friedengrund seine Cheftrainer-Premiere bei den Kickers. "Am Montag hatte ich erfahren, dass ich das Team übernehme, am Mittwoch haben wir beim FC 08 gespielt", erinnert sich der 39-Jährige gerne zurück. Gut ein Jahr später dominieren die Blauen – wie von vielen Experten erwartet – das Geschehen in der höchsten Fußball-Amateurklasse Baden-Württembergs. 15 Spiele, 38 Punkte, 47:7 Tore, sechs Zähler Vorsprung auf den ersten Verfolger aus Großaspach. Nicht nur Marcel Yahyaijan geht davon aus, dass die Degerlocher in der kommenden Runde in der Regionalliga kicken. Dies erwarten auch die Fans aus, die einen Bus für die Partie im Friedengrund gechartert haben.

Ex-Villinger Berisha wohl in der Startelf

Zuvor stand für die Blauen aber am Dienstag die Pflichtaufgabe im WFV-Pokal beim SV Fellbach an. Paul Polauke (40.) und Kevin Dicklhuber (51.), der auch in der Oberliga schon wieder zwölf Treffer bejubelte, machten alles klar. Neben Dicklhuber müssen die Nullachter vor allem auf David Braig (10 Tore) aufpassen, der Ex-Villinger Flamur Berisha – oft zunächst auf der Bank – kommt auf vier Tore. "Flamur ist ein toller Junge, hat bei uns den nächsten Schritt gemacht", stellt Mustafa Ünal dem Ex-Villinger am Samstag einen Startelfeinsatz in Aussicht. Die Nullachter hatte der Kickers-Coach übrigens vor der Runde als einen der Titelanwärter angesehen. "Sie haben einen in der Breite und Spitze starken Kader", unterschätzt er den Tabellenzehnten nicht.

Das Saisonziel

Marc Stein, der Sportdirektor der Kickers, sagte kurz vor der Saison: "Grundsätzlich haben wir eine sehr gefestigte Mannschaft. Unser Anspruch und Ziel ist es, die Punktzahl und die Siege, die wir 2021/22 erreicht haben, zu bestätigen oder sogar zu übertreffen. Dass das ein hartes Stück Arbeit für uns wird, steht außer Frage. Die SG Sonnenhof Großaspach, der FC 08 Villingen, der 1. CfR Pforzheim, aber auch der 1. Göppinger SV und der FC Nöttingen mit den Verpflichtungen von Mijo Tunjic und Anton Fink, werden vorne mitmischen wollen."

Friedengrund – ein heißes Pflaster

Die Akteure der Stuttgarter Kickers dürfte zumindest ein leichtes Unbehagen vor ihrem Auftritt in der MS Technologie-Arena begleiten, denn der FC Villingen entpuppte sich im eigenen Stadion für den Ex-Bundesligisten in den vergangenen Jahren bisweilen als Stolperstein. Von ihren vier Begegnungen im Friedengrund seit der Saison 2018/19 konnten die Blauen lediglich eine gewinnen – dies war in der vergangenen Runde beim 2:0 der Fall. Davor hatten die Kickers wenig Freude in Villingen. Die Negativerlebnisse begannen im Mai 2019. Da reisten die Blauen als Spitzenreiter an – und als Tabellenzweiter hinter dem Bahlinger SC wieder ab. Im Villinger Schneetreiben bekamen die Hoffnungen der von Tobias Flitsch (heute FV Ravensburg) trainierten Kickers auf die direkte Rückkehr in die Regionalliga einen herben Dämpfer. Nach Treffern von Kamran Yahyaijan, Benedikt Haibt, Damian Kaminski und Volkan Bak – bei zwei Gegentoren durch Mijo Tunjic und Leander Vochatzer – hatte die Maric-Elf am Ende vor 1100 Zuschauern mit 4:2 die Nase vorne. Eine Saison später war die Partie zwischen dem FC 08 und den Kickers das mit Spannung erwartete Verfolgerduell bei der Jagd auf Spitzenreiter TSG Balingen. Vor 1300 am Ende begeisterten Zuschauern behielten die Nullachter durch Tore des heutigen Kickers-Akteurs Flamur Berisha, Kamran Yahyajan – bei einem Gegentreffer von Mijo Tunjic – wiederum mit 2:1 die Oberhand. Zumindest zu einem 1:1 reichte es den Schwaben in Villingen in der wegen Corona abgebrochenen Spielzeit 2020/21. Markus Obernosterer traf zum 0:1, Kamran Yahyaijan glich zum 1:1-Endstand aus.