Was die Lufthoheit angeht, hatten im kreisinternen Vergleich der beiden Bundesliga-Mannschaften weder die Unterhaugstetter (links) noch die Calwer entscheidende Vorteile. Foto: Kraushaar

Faustball: TSV Calw hat nur theoretische Chancen auf Klassenverbleib. TV Waldrennach fehlen zwei Bälle.

Knapp 200 Zuschauer in der Bad Liebenzeller Sporthalle erlebten im Faustball-Keller der 1. Bundesliga Süd zwischen dem Tabellendrittletzten TV Unterhaugstett und dem Schlusslicht TSV Calw ein verrücktes Kreisderby.

Der TSV Calw, entgegen allen Beteuerungen im Vorfeld doch mit dem Schweizer Nationalspieler Raphael Schlattinger am Schlag angetreten, lag nach gut einer Stunde hoffnungslos mit 0:4 Sätzen zurück, als sich in der Halle beim Lidl-Parkplatz ein "Wunder" anbahnte.

TV Unterhaugstett – TSV Calw 5:3 (11:7, 11:7, 11:7, 11:5, 8:11, 11:13, 6:11, 11:3). Die Unterhaugstetter mussten im fünften Satz eigentlich nur noch den Deckel drauf machen, verloren aber Stück für Stück ihre Linie. Das Angriffsspiel ließ zunehmend den nötigen Druck vermissen, im Zuspiel schlichen sich Unkonzentriertheiten ein. Das zusammen reichte aus, um den Gegner aufzubauen – und bei dem wurde der Schweizer Schlagmann Raphael Schlattinger in seinem ersten Spiel nach langer Verletzungspause mit zunehmender Spieldauer immer stärker.

Hatte er anfänglich wegen fehlendem Timing noch Bernd Bodler den Vortritt gelassen, so holte der sprunggewaltige Angreifer jetzt Punkt um Punkt für die Hessestädter und war auch in der Defensive nicht mehr so leicht zu überwinden. Auch dank der guten Arbeit von Bernd Bodler am Block konnten die Calwer Durchgang fünf mit 11:8 Bällen für sich entscheiden und auf 1:4 verkürzen. Der sechste Satz ging in die Verlängerung mit 13:11 ebenfalls an das Schlusslicht.

Die "Calwer Löwen" witterten plötzlich ihre Chance. Beim TV Unterhaugstett machten sich inzwischen die sechs Sätze vom Samstagabendspiel bemerkbar. Im siebten Satz liefen die Einheimischen von Anfang an einem Rückstand hinterher und unterlagen 6:11. Nur ganz Mutige hätten in dieser Phase des Spiels noch einen Cent auf den TV Unterhaug-stett gesetzt.

Ausgleich oder Niederlage, das war die Frage vor dem Anpfiff von Schiedsrichter Alwin Oberkersch zum achten Satz. Dann folgte die Überraschung. Robin Gensheimer und Michael Ochner zum schnellen 2:0, Eigenfehler im Zuspiel von Kübler, beim 0:5 nahm TSV-Trainer Thomas Stoll eine Auszeit, um zumindest mal den Spielrhythmus des TV Unterhaugstett etwas zu stören – ohne Erfolg.

Die Unterhaugstetter waren jetzt obenauf. Ochner hatte von Robin Gensheimer die Angaben übernommen, der Wechsel im TVU-Angriff schmeckte den Calwern gar nicht. zudem traten die eklatanten Abwehrschwächen wieder in Erscheinung. Das war für Erstligaverhältnisse wie schon in den ersten vier Sätzen zu wenig. Am Ende des achten Satzes hatten die "Calwer Löwen" ausgebrüllt, wurden mit 3:11 Bällen regelrecht aus der Halle – und voraussichtlich auch aus der 1. Bundesliga geschossen.

Mit 0:18 Punkten aus neun Spielen sind die Aussichten des TSV Calw auf den Klassenerhalt nur noch theoretischer Natur.

Aber auch Christian Lörcher übte sich in Bescheidenheit. "Natürlich war das ein ganz wichtiger Schritt, aber in trockenen Tüchern ist die 1. Bundesliga noch nicht", sagte der TVU-Kapitän.

Er stand dabei wohl auch unter dem Eindruck, dass der TV Waldrennach im südbadischen Offenburg nur ganz knapp eine dicke Überraschung verpasst hatte. In einem packenden Neun-Sätze-Match fehlten dem Team um Schlagmann Jeremy Wuhrer beim Stand von 4:4 Sätzen im entscheidenden neunten Satz nur zwei Bälle (9:11), um im Abstiegskampf mit dem TV Unterhaugstett nach Punkten gleichzuziehen.