Die Calwer Löwen konnten ihren Europapokalerfolg kurz feiern. Foto: TSV Calw

Faustball: TSV holt den Europacup: Größter Erfolg gleich beim ersten internationalen Auftritt. 

Faustdicke Faustball-Überraschung: Der TSV Calw hat bei seiner internationalen Premiere in der Schweiz auf Anhieb den Europeans Cup gewonnen.

Die Sommerhitze hatte sich verzogen. Bei angenehmen Temperaturen konnten die Männer des TSV Calw ihren ersten ganz großen Auftritt angehen – und in vollen Zügen genießen. Als Dritter der deutschen Meisterschaft 2018 hatten sich die "Löwen" erstmalig für den Europeans Cup qualifiziert, das Pendant zum UEFA-Pokal im Fußball. Zehn Mannschaften aus vier Ländern waren in Kleindöttingen dabei. Von Nervosität war bei den Calwern aber wenig zu spüren.

TSV Jona – TSV Calw 0:2 (5:11, 6:11). Der TSV Jona entpuppte sich als optimaler Auftaktgegner: Raphael Schlattinger, Dennis Gruber (Angriff), Philipp Kübler (Zuspiel), Mathias Zierer und Nick Stoll (Abwehr) gingen ganz cool in die Begegnung und hatten die Männer vom Zürichsee immer im Griff. Nach klarer Führung in den ersten Minuten konnte Trainer Thomas Stoll sogar den Paradeangriff auswechseln, um auch Lukas Gruner und Nico Stoll die Turnierluft schnuppern zu lassen.

Union Freistadt – TSV Calw 0:2 (12:14, 7:11). Nun wartete ein anderes Kaliber auf die "Löwen". Österreichs Vizemeister forderte die Hessestädter. Aus einem intensiven Schlagabtausch entwickelte sich ein sehenswertes Spitzenspiel. Die Calwer behielten in der hitzigen Begegnung die Nerven.

SVD Diepoldsau-Schmitter – TSV Calw 0:2 (3:11, 6:11). Erneut stand den Calwern ein eidgenössisches Schwergewicht gegenüber: Der Vorjahresfinalist mit vier Schweizer Nationalspielern war lange Zeit die sportliche Heimat des Calwer Stars Raphael Schlattinger. Zunächst frischte der Wind stark auf, kurz darauf tobte ein Gewitter und erst nach einer Stunde Unterbrechung ging es richtig los. Die Calwer kamen mit breiter Brust aus der Pause und machten überraschend kurzen Prozess. Damit war der Gruppensieg und der Halbfinaleinzug perfekt.

UFG Grieskirchen – TSV Calw 2:0 (11:6, 11:3). Da keine Wettbewerbsverzerrung möglich war, durften sich die TSV-Perspektivspieler präsentieren. In ungewohnter Aufstellung mit Leandro Schmidberger, Nils Hantke, Mathias Zierer (Abwehr), Nico Stoll und Dennis Gruber war gegen die Österreicher nichts zu holen.

TSV Calw – Union Freistadt 3:1 (11:9, 14:15, 11:6, 15:13). Trainer Thomas Stoll setzte im Halbfinale auf die am Vortag erfolgreiche Fünf mit Abwehrmann Lukas Gruner neben den stark aufspielenden Nick Stoll und Philipp Kübler. Wie schon im Gruppenspiel entwickelte sich ein intensiver Vergleich. Richtig eng wurde es im zweiten Satz. Der TSV hatte die Chance auf die Vorentscheidung, doch diesmal war Union Freistadt obenauf. Die "Löwen" ließen sich nicht beirren, blieben abgeklärt und fuhren zwei Satzgewinne ein. Der Traum vom Endspiel war erfüllt.

Faustball Widnau – TSV Calw 2:3 (11:8, 14:12, 7:11, 8:11, 13:15). Welch ein Gegner, was für ein Endspiel vor mehreren hundert Zuschauern: Angeführt von den Schweizer Nationalspielern Mario Kohler und Yanick Lindner betrat der Europeans Cup Sieger 2018 den Rasen. Auf der anderen Seite Schlattinger, Ex-Nationalspieler Dennis Gruber, Philipp Kübler, Lukas Gruner und Nick Stoll. Die Eidgenossen legten sich die Calwer zurecht und gewannen den ersten Durchgang klar. Dann kämpften sich die Calwer heran, mussten sich aber in der Verlängerung geschlagen geben. Zierer kam für Gruner, die Löwen probierten, über Kübler ihre Angreifer in Szene zu setzen, mit Erfolg. Mit zwei Satzgewinnen wurde es noch einmal richtig Spannend. Beim Stand von 8:9 setzte Regen ein, bei 9:10 hatte Widnau den ersten Matchball. Der TSV glich erneut aus, ging selbst in Führung, musste aber danach vier Matchbälle in Folge abwehren, ging daraufhin mit 14:13 in Führung und gewann.

Nach dem Kraftakt war die Mannschaft praktisch stehend k.o., außerdem steht das nächste wichtige Spiel bevor: Schon am Donnerstag ist in Mannheim das vorletzte Bundesliga-Match gegen den TV 1880 Käfertal. Mit einem Sieg könnte der TSV Calw erneut die deutsche Meisterschaftsendrunde Ende August in Kellinghusen buchen.

Stimmen

Raphael Schlattinger

"Dieses Turnier war für mich als Schweizer etwas Besonderes. Unser Vorteil war, dass wir als Europacup-Neuling keinen Erfolgsdruck hatten. Gegen Diepoldsau haben wir unser bestes Spiel in dieser Saison gezeigt. Aber das Finale war der Wahnsinn. Widnau führte mit 2:0 Sätzen, da ist es normal, dass man im Kopf zurückschaltet. Wir haben die Gelegenheit genutzt. Am Ende war es, als würde jemand einen Kübel Wasser über dir ausschütten, ich habe vor Regen nichts mehr gesehen und nur noch voll draufgehalten."

Thomas Stoll, Trainer

"Jürgen Klopp würde über meine Männer wohl von Mentalitätsmonstern sprechen. Was wir geleistet und wie wir jede noch so schwierige Situation gemeistert haben, war einfach großartig. Jeder Einzelne hat sein sportliches und mentales Vermögen voll abgerufen. Hervorzuheben ist Raphael Schlattinger, der das ganze Wochenende auf extrem hohem Level gespielt hat. Dennis Gruber bringt uns mit seiner Erfahrung und seiner Coolness auf diesem hohen Niveau enorm weiter. Ich bin stolz auf diese Mannschaft."