Stephanie Dannecker sackt beim Gewinn des Weltmeistertitels 2014 zusammen. Foto: Eibner

Faustball: Calwer Nationalspielerin über Erwartungen für WM und "Affentennis".

Am Dienstag beginnt die Weltmeisterschaft der Frauen in Linz. Mit dabei ist auch Stephanie Dannecker vom TSV Calw. Die 25-Jährige ist bereits ein alter Hase im Geschäft, zweifache Welt- und Europameisterin. Eine solche Bilanz können nicht viele Sportler ausweisen. Für eine Profi-Karriere wird es dennoch niemals reichen. "Das gibt es bei uns leider nicht", sagt sie im Interview mit unserer Zeitung.

Stephanie Dannecker, Sie plagen sich seit einigen Wochen mit Rückenbeschwerden herum. Sind Sie fit für die WM?

Ja auf jeden Fall. Das fühlt sich so an wie ein starker Muskelkater. Aber inzwischen geht es schon wieder. Ich konnte die Trainingseinheiten ohne Probleme mitmachen.

Also ist die WM-Teilnahme nicht in Gefahr?

(lacht). Dafür müsste ich schon beide Arme im Gips haben. Die Frage ist nur, ob ich die komplette Woche durchhalte.

Mit dem TSV Calw haben Sie am Samstag zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit mit 0:3 gegen den Dauerkonkurrenten TSV Dennach verloren. In drei Wochen steigt die Endrunde um die Deutsche Meisterschaft. Ist Dennach da wieder einmal nicht zu schlagen?

Die spielen im Moment wirklich mal wieder auf Top-Niveau. Wenn wir sie schlagen wollen, müssen wir 150 Prozent geben. Ansonsten hat man leider keine Chance.

Dabei hatte es zu Beginn der Saison gut für den TSV Calw ausgesehen, dass es endlich mit dem so ersehnten Meistertitel klappt.

Wir haben im Moment leider viele gesundheitliche Probleme. Henriette Schell fällt mit ihrer Schulterverletzung komplett aus. Annika Bösch hat es im Oberschenkel und ich diese Rückenprobleme. Es ist keine leichte Saison für uns. Wir können auch nicht geschlossen als Mannschaft trainieren. Ich wohne seit dieser Saison in Darmstadt, Samantha Lubick und Laura Flörchinger bei Mannheim. Dazu sind wir im Moment viel mit der Nationalmannschaft unterwegs.

Wie machen Sie das eigentlich mit dem Training? Halten Sie sich individuell fit?

Ja genau, ich trainiere in der Nähe mit der Männer-Mannschaft des TSV Pfungstadt. Freitags fahre ich dann direkt nach der Arbeit zum Training nach Calw.

Bei der WM sind Annika Bösch und Sie nun Teamkolleginnen mit den Dennacherinnen Sonja Pfrommer und Anna-Lisa Aldinger. Gibt es da Zickereien?

Quatsch. Wenn wir nicht gerade gegeneinander spielen, sind wir alle richtig gut miteinander befreundet. Das funktioniert super.

Aber kleine Sticheleien wird es schon geben?

Klar, wir ärgern uns schon gegenseitig. Das gehört dazu. Das machen wir auch, wenn wir gegeneinander spielen.

Deutschland könnte bei der WM den dritten Titel in Folge holen. Wäre alles andere eine Enttäuschung?

Ja! Wir dürfen es aber nicht auf die leichte Schulter nehmen und die Konkurrenz unterschätzen.

Wer sind denn die größten Konkurrenten?

Die Brasilianerinnen, Gastgeber Österreich und die Schweiz.

Es scheint so, als ob die anderen Nationen näher an die deutsche Mannschaft gerückt sind.

Die anderen großen Nationen schlafen nicht. Die haben unser Spiel analysiert und ihre Systeme weiterentwickelt. Die wollen ja auch mal wieder einen Titel gewinnen (lacht).

Es scheint auch so, dass Faustball in den vergangenen Jahren populärer geworden ist.

Ja, durch die Sozialen Medien bekommen wir mehr Aufmerksamkeit. Das ist super. Es gibt immer mehr Livestreams im Internet. Der Europacup wurde zuletzt bei Sportdeutschland.tv übertragen. Auch die WM kann man jetzt wieder im Internet verfolgen.

Warum sollte man da unbedingt mal reinschauen?

Um uns zu unterstützen natürlich. Dass es auch wirklich mit der Titelverteidigung klappt. Und für Leute, die Faustball noch nicht kennen, ist es eine gute Möglichkeit, die Sportart kennenzulernen.

Und was hat der Zuschauer davon?

Faustball ist einfach einzigartig. Es wird immer mit Volleyball verglichen. Aber das ist es überhaupt nicht. Es ist ein Mischmasch aus vielen Rückschlagspielen. Von Tennis bis Volleyball steckt alles mit drin.

Viele nennen es ja "Affentennis" ...

(lacht). Ja, genau. Das ist natürlich nicht so schön, aber da habe ich auch schon deutlich schlimmeres gehört.

Von einer Karriere als Faustball-Profi sind Sie als zweifache Weltmeisterin aber immer noch sehr weit weg, oder?

Ja, leider gibt es das bei uns (noch) nicht.

Müssen Sie bei einer WM denn bei Reisekosten, Hotel und so weiter auch selbst in die Tasche greifen?

Nein, das wird alles bezahlt. Auch die Team-Klamotten und so weiter werden gestellt.

Einen Zuschuss des Bundes wie zum Beispiel bei Leichathleten gibt es aber nicht?

Nein, leider auch nicht.

Sie gehören zu den besten Angreiferinnen der Welt. Wenn Sie auf den Ball hauen, wie schnell wird der dann?

Das weiß ich ehrlich gesagt gar nicht. Beim TSV Pfungstadt, wo ich wie gesagt trainiere, spielt Patrick Thomas, der kommt in etwa auf 130 oder 140 Kilometer pro Stunde. Aber das ist wirklich übermächtig. Stephanie Dannecker wendet sich an ihre Teamkolleginnen. "Weiß eine von euch, wie schnell sie zuschlägt?", fragt sie in die Runde der Nationalspielerinnen. Spielführerin Sonja Pfrommer vom TSV Dennach meldet sich zu Wort, gibt eine Antwort. "Die Sonja sagt, sie schafft etwa 80 Kilometer pro Stunde. Gemessen hat sie es aber auch noch nie."

Das wäre für die nächsten Tage doch eine gute Idee.

INFO: Teilnehmer, Spielplan, Kader und Livestreams

Ab nach Linz

Die Faustball-Weltmeisterschaft findet vom 24. bis 28. Juli in Linz (Österreich) statt.

 Die Teilnehmer

Elf Nationen gehen an den Start: Deutschland, Brasilien, Österreich, Neuseeland, Belgien, Schweiz, Tschechien, Italien, Serbien, Polen und Argentinien.

 Das deutsche Team

Im deutschen Aufgebot stehen: Kapitänin Sonja Pfrommer, Anna-Lisa Aldinger (beide TSV Dennach), Stephanie Dannecker, Annika Bösch (beide TSV Calw), Theresa Schröder, Hinrike Seitz und Aniko Müller (alle TV Jahn Schneverdingen), Michaela Grzywatz (TSV Bardowick), Svenja Schröder (TV Eibach) und Charlotte Salzmann (TK Hannover).

 Die Begegnungen

Die Begegnungen mit Beteiligung des deutschen Teams: Am Dienstag gegen Tschechien (14.30 Uhr) und Italien (16 Uhr). Am Mittwoch gegen Serbien (13 Uhr), Polen (15.15 Uhr) und Argentinien (18.15 Uhr).

Am Donnerstag und Freitag werden die Finalteilnehmer in der Double-Elimination sowie in den Halbfinals ermittelt. Das Endspiel ist für Samstag (18 Uhr) angesetzt.

Live-Übertragung

Alle Infos, Spielberichte und Ergebnisse gibt es auf www.faustball-liga.de. Die WM-Spiele werden zudem im Livestream auf dem Kanal der IFA übertragen.

Sonja Pfrommer: Die Spielführerin des TSV Dennach führt auch die Nationalmannschaft auf das Feld. Sie hat eigentlich alles gewonnen, was es gibt. Zweifache Welt- und Europameisterin, vierfache Europapokal-Siegerin, Deutsche Meisterschaften. Dennoch ist eine WM für sie immer noch "etwas ganz Besonderes."

Anna-Lisa Aldinger: Zuspielerin beim TSV Dennach, kann aber auch in der Abwehr eingesetzt werden. Seit 2012 ist "Susi" fester Bestandteil der Nationalmannschaft, kommt auf 24 A-Länderspiele und ist zweifache Welt- und Europameisterin. "Wir wollen uns den Traum vom dritten Titel in Folge verwirklichen", sagt sie.

Stephanie Dannecker gehört zu den besten Angreiferinnen der Welt. Wo die Calwerin hinschlägt, "wächst kein Gras mehr". Außerdem ist sie auf dem Platz eine absolute Leaderin. Die 25-Jährige hat bisher 23 Einsätze im Nationaltrikot vorzuweisen. Sie ist zweifache Weltmeisterin und Europameisterin von 2017.

Annika Bösch: Die Abwehrspielerin des TSV Calw ist eine echte Teamplayerin. "Nur gemeinsam können wir am Ende ganz oben stehen", so lautet ihr Motto für die größte Weltmeisterschaft aller Zeiten. Bösch kommt aus Hagenah. Seit 2013 gehört sie zur Nationalmannschaft und bringt es bisher auf 24 A-Länderspiele. Auch sie ist zweifache Welt- und Europameisterin.