Das Team des Europapokalsiegers TSV Dennach gönnt sich vor großer Fankulisse in Neuenbürg einen Siegertanz. Foto: Rubner

Faustball: TSV Dennach feiert den sechsten Hallentitel in Folge. Mirjam Schlattinger im Trikot des SVD Diepoldsau-Schmitter.

Wenn es um Faustball im Nordschwarzwald oder genauer um das Europacup-Turnier der Frauen in der Neuenbürger Stadthalle geht, war das zurückliegende Wochenende eines, das schon als historisch bezeichnet werden darf.

Für vier Mannschaften ging es darum, sich den bedeutendsten Titel zu holen, den es für Vereinsmannschaften auf dem Kontinent zu holen gibt, und vor Ort waren die nationalen Meister der Schweiz, aus Österreich sowie der TSV Dennach und der TSV Calw aus dem Sportkreis Calw.

Am Ende waren es wieder einmal die Dennacherinnen, die als ungekrönte Königinnen des europäischen Faustballsports das Turnier das Turnier beendeten – zum inzwischen sechsten Mal in Folge. Der TSV Dennach war als Titelverteidiger angetreten, der TSV Calw als amtierender deutscher Meister (2019) in der Halle. Im Finale setzte sich zur Freude des Publikums das Team des Gastgebers denkbar knapp mit 4:3 Sätzen durch, wobei die Entscheidung im siebten Satz denkbar ausfiel.

Auch für den TSV Calw endete das Turnier versöhnlich. Im Halbfinale hatten die "Löwinnen" gegen die favorisierten "Pink Ladies" aus Dennach nach einer 3:2-Satzführung noch mit 3:4 Sätzen den Kürzeren gezogen und hatten nun das Spiel um Platz drei vor sich.

Zum einen ging es darum, sich gegen den SVD Diepoldsau-Schmitter aus der Schweiz nach der Halbfinalpleite den Frust von der Seele zu spielen und zum anderen war da ja noch die ganz große Chance auf eine Medaille, die erste auf internationaler Ebene für die Mannschaft aus Calw. Nach hartem Kampf und zwischenzeitlichem 1:3-Satzrückstand kämpften die "Löwinnen" wie Löwen und durften den Nachhauseweg schließlich mit Bronze antreten.

Anna-Lisa Aldinger, Spielertrainerin des TSV Dennach durfte nach dem gewonnen Finale Glückwünsche von alles Seiten entgegen nehmen. "Wir sind als Favorit in das Turnier gegangen, aber es war sehr schwer. Ich meine damit nicht nur das Finale, sondern auch das Halbfinale am Freitag gegen den TSV Calw. Wir haben beide Spiele knapp gewonnen, aber wir hätten auch beide verlieren können. Ausschlaggebend war eine geschlossene Mannschaftsleistung. Ich möchte daher auch keine Spielerin hervorheben."

Dem Finalgegner aus Österreich, dem Team von Union Nussbach, zollt sie ihren Respekt:  Ich habe schon vor dem Turnier gesagt, dass das eine ganz starke Mannschaft ist. Die haben ein ganz anderes Spiel als wir und punkten oft mit ihren Winkelbällen. Gegen die ist ganz eklig zu spielen."

Auf die Frage, ob der Gewinn eines Europa-Turniers mitunter auch zur Routine werden kann, kommt von Anna-Lisa Aldinger, die selbst eine Klasseleistung gebracht hat, ein ganz klares Nein. "Es ist immer wieder ein neues Erlebnis, eine neue Herausforderung. Es sind auch immer wieder andere Spielerinnen dabei. Vor der Mannschaft, die das erste Mal den Europacup gewonnen hat, waren diesmal nur noch zwei Spielerinnen dabei."

Ein nicht zu deutendes Achselzucken, mehr nicht, kam von Raphael Schlattinger, dem Schlagmann der Calwer Männer auf die Frage, wem er im Spiel um Platz drei zwischen dem TSV Calw und der Mannschaft aus Diepoldsau die Daumen drücken würde. Tatsächlich hätte er wohl liebend gerne beide Teams als Bronzemedaillengewinner gesehen. Dabei ging es nicht nur darum, dass er gewisse Heimatgefühle für ›seine‹ Schweizerinnen hatte, die Heimatgefühle reichten diesmal bis hinein in seine Familie, denn eine der Leistungsträgerinnen des SVD Diepoldsau-Schmitter ist Abwehr- und Zuspielerin Mirjam Schlattinger – seine jüngere Schwester.

Eine weitere Spielerin der Mannschaft aus der Schweiz wurde besonders herzlich empfangen: Lena Wahl. Sie hat bis vor einem Jahr noch das Trikot des TSV Dennach getragen. Aus beruflichen Gründen hat es die Angreiferin nach Villingen-Schwenningen verschlagen, private Beziehungen führen in die Schweiz. So hat sie nun inzwischen beim SVD Diepoldsau-Schmitter eine neue sportliche Heimat gefunden.

Stimmen zum Turnier: Alfred Gerwig, Vorsitzender TSV Dennach: "Für mich ist das nach 26 Jahren ein schöner Abschied, einen schöneren gibt es nicht."

Joachim Bork, Mentaltrainer, TSV Dennach: "Es war ein gutes Endspiel. Der Sieg ist natürlich auch zum Teil glücklich. Es ist schon noch deutlich Luft nach oben. Für mich ist es ein Geschenk der Mannschaft einen Tag vor meinem 63. Geburtstag. Beate Bolz, langjährige Trainerin des TSV Dennach: "Das war einfach nur gut."

Roland Lugerbauer, Trainer Union Nussbach (Österreich): "Wir haben uns sehr gut geschlagen. Leider hat das i-Tüpfelchen gefehlt. Die Dennacherinnen waren sicherlich Favorit, aber wir wollten natürlich gewinnen und waren ja auch ganz nah dran. Vielleicht hat die Routine den Ausschlag gegeben. In Deutschland wird in der Breite auf hohem Niveau gespielt. Da sind die Spitzenmannschaften laufend gefordert. Wir sind in Österreich im Jahr nur gegen eine, vielleicht auch zwei Mannschaften wirklich gefordert." Elke Schöck, Trainerin TSV Calw: "Wir waren so nah dran, das Finale zu erreichen, da war die Enttäuschung nach der Niederlage gegen Dennach natürlich sehr groß. Natürlich hat Steffi (Dannecker) gefehlt. Wir haben etwas zu viele Fehler gemacht. Wir sind zum ersten Mal überhaupt bei einem Europacup-Turnier dabei. Platz drei ist eine tolle Sache. Ich bin stolz auf die Mannschaft."

Stephanie Dannecker, TSV Calw, langjährige Nationalspielerin, derzeit verletzt und Betreuerin ihrer Mannschaft: "Natürlich juckt es. Ich wäre gerne dabei. Leider geht’s nicht." Hans Neuweiler, Direktor Sparkasse Pforzheim Calw: Es ist toll, dass wir in der Region Spitzensport auf europäischer Ebene haben."