Jede in ihrer Disziplin erfolgreich: Die Maier-Cousinen. Foto: Sigwart

Faszination Sport: Verspielt  - Cousinen Daniela und Christin ganz privat. Mit Video

Die beiden Skiasse Daniela und Christin Maier sind Cousinen. Ihre Terminpläne sind  übervoll. Dass sie sich treffen, ist deshalb selten.

Doch an diesem herrlichen Spätsommertag im wunderschön gelegenen Landgasthaus Kolmenhof nahe der Martinskapelle hat es geklappt. Bei einer Latte Macchiato sowie einer Tasse Kaffee sitzen die Weltklasse-Skicrosserin und die Biathletin, die in dieser Saison erstmals bei den Damen startete, auf der Terasse. Viele Tagesausflügler sind da, haben dafür gesorgt, dass kaum noch ein freier Stuhl zu haben ist. Die beiden Furtwangerinnen haben den Gesprächsort ausgesucht. Schnell werden sich die Gäste im Kolmenhof in Richtung der Maiers umdrehen, denn schallendes Gelächter ist zu hören.

Daniela und Christin lassen für sich gedanklich gleich einen Film ablaufen.  Ein Film zurück in die Kindheit. Kolmenhof, da war doch etwas? "Ja, wir beide hatten hier unsere  gemeinsame Tauffeier", sagen die beiden 21-Jährigen lachend. Sie spulen ihren Film noch weiter zurück.  Die beiden Cousinen – väterlicherseits – sahen sich in ihrer Kindheit oft, obwohl zwischen ihren beiden Häusern doch einige Kilometer auseinanderlagen.

Christin wuchs auf dem elterlichen Hof nahe der Breg zwischen Furtwangen und Schönwald auf. Daniela wurde am Staatsberg – direkt in Furtwangen – groß. Die beiden Cousinen besuchten – örtlich bedingt – verschiedene Kindergärten, später auch verschiedene Schulen. Daniela  war oft und gerne auf dem Hof von Christin zu Besuch. Das große Grundstück im Katzensteigtal wurde für die beiden Mädchen zum Abenteuerland. "Die selbstgebauten Baumhäuser waren toll", schwärmt Daniela noch heute. Neben den Familienfeiern war das Haus der Oma in Urach ebenfalls ein zentraler Treffpunkt der großen Familie Maier

Der SC Urach war bis dahin schon die sportliche Heimat einiger Familienmitglieder gewesen. "Für uns war es deshalb logisch, dass wir dort auch Mitglied wurden", erinnert sich Christin. Dort ging die "sportliche Schere" der beiden Schwarzald-Mädels aber im Alter von sechs Jahren auseinander. Daniela liebte das alpine Skifahren – Christin hatte es der Skilanglauf angetan. "Ausdauersportarten sind mir viel zu anstrengend. Und außerdem würde mir auf den vielen Kilometern  auch gedanklich viel zu viel durch den Kopf gehen", lacht Daniela und gesteht, "dass ich mir im Leben oft und viele Gedanken immer mache."

Christin zeigt hingegen viel Respekt vor dem Skicross. "Dieser Sport birgt einige Risiken. Da braucht es viel Mut, es kann viel passieren. Deshalb habe ich davor den größten Respekt."Was Christin und Daniela an ihren Familien so lieben? "Wir Maiers sind schon ein wenig durchgeknallt. Es gibt auch manchmal, sagen wir mal so eine Art Meinungsverschiedenheiten, aber schnell ist wieder alles okay."

Es folgt die unglaubliche Geschichte vom gemeinsamen Sommerurlaub in Südfrankreich. "Wir hatten über Nacht vor unserer Ferienwohnung unseren Ford-Kombi unter einem Mirabellenbaum geparkt. Einige der Früchte lagen dann am nächsten Morgen auf dem Autodach, als wir in Richtung Meer losfuhren. Ein Strauß saß während der Fahrt auf dem Dach und wollte sich die Mirabellen schnappen, dabei hat er mit dem Schnabel wahnsinnig laut immer auf dem Dach herumgehakt", erinnern sich die beiden Cousinen. Wieder wird viel gelacht: "Es ist schon typisch, dass ausgerechnet uns so eine Geschichte passiert."

Mit den jeweiligen Aufstiegen im Sport trennten sich die Wege von Christin und Daniela erst einmal. "Eigentlich hatten wir uns dann nur noch an den Familienfesten gesehen. Jeder hatte seinen vollen Terminplan." Biathlon und Skicross sind eben auch völlig verschiedene Welten. Erstes  Beispiel: Während Christin das erste Schneetraining gewöhnlich im Herbst in Skandinavien  absolviert,  macht sich Daniela an den verschiedensten Skihängen der Alpen fit für die Saison. Zweites Beispiel: Während Daniela seit einigen Jahren nun in Rosenheim eine neue Wahlheimat gefunden hat – ist für Christin Furtwangen immer noch ihr Hauptwohnort, auch wenn sie so ihre Koffer während der Saison oft packen muss.

Aber die beiden Cousinen rücken nach den Jahren ihrer verschiedenen Wege nun wieder etwas näher zusammen. Faszinierend ist auch, wie Daniela und Christin die sportlichen Wege des anderen verfolgen. Gibt es eine Fernsehübertragung von den Rennen steht als erste Frage an: Wo ist  meine Cousine? Ist diese entdeckt, "schlägt das Herz  höher, weil man total mitgeht und mitfiebert. Oft mag man gar nicht mehr hinschauen", berichtet Daniela – Christin stimmt ihr kopfnickend zu. Startete Christin  zuletzt im Biathlon-Zentrum Ruhpolding, dann machte sich Daniela, sofern es zeitlch passte, von Rosenheim – rund 50 Kilometer –  auf den Weg. "Biathlon live zu erleben, ist großartig", so die Skicrosserin. Christin hat es da schon schwerer, einen Wettbewerb ihrer Cousine vor Ort zu besuchen. "Meistens findet der Weltcup-Skicross an den verschiedensten hochalpinen Orten  in den Alpen statt.

Aber das Skicross hat sich toll entwickelt und hat noch weiter gute Perspektiven", ist Christin überzeugt. Die Biathletin hat sich aber fest vorgenommen, Daniela bald einmal in Rosenheim zu besuchen. "Zeitlich hat es nämlich bislang noch nicht hingehauen. Aber mich  interessiert es sehr, wie Daniela lebt und  wie ihr Umfeld aussieht."

Daniela und Christin haben noch etwas gemeinsam. Beide sind in ihrer noch jungen Karriere nicht von gesundheitlichen Rückschlägen verschont geblieben. Christin hatte  einige Male in den vergangenen Jahren  mit einem verrücktspielenden Immunsystem zu kämpfen.  Doch  zusammen mit den Ärzten  scheinen die Ursachen behohben zu sein.

Daniela wird ihren Heim-Weltcup im Februar 2017 am Feldberg nicht so schnell vergessen. Bei der Qualifikation zog sich die damals in Top-Form fahrende Schwarzwälderin einen Knorpelschaden im Knie zu. Die Konsequenz: In mehreren Operationen mussten die Ärzte den Knorpel  wieder aufbauen. Die zurückliegende Wintersaison war für Daniela, die liebend gerne mal früh aufsteht, um einen schönen Sonnenaufgang zu bestaunen, gelaufen. Umfangreiches Reha-Training anstatt um Weltcup-Punkte zu fahren. Auch eines ihrer großen Ziele, ein Start bei den Olympischen Spielen in Pyeongchang musste sie schweren Herzens streichen.

Umso wichtiger, dass Daniela und Christin Maier auch in diesen nicht so schönen Stunden immer für die andere da waren.