Der letzte große Jubel: 2010 gelang dieser Mannschaft der Aufstieg in die Verbandsliga. Danach gab es für den Verein keinen Anlass mehr zum Jubeln. Archivfotos: Zäbisch Foto: Archiv: Zäbisch

Faszination Sport: Absturz - Den 100. Geburtstag gibt es wohl nicht mehr. Verschollen im Baar-Dreieck.

Ein einst sehr erfolgreicher Verein ist von der Fußball-Landkarte verschwunden. Der FV Donaueschingen wurde nach seinem Bezirksliga-Rückzug vor zwei Jahren sportlich nicht mehr wiederbelebt. Seine 100. Geburtstag in zwei Jahren dürfte der Verein nicht mehr erleben.

Die Stadt Donaueschingen versuchte zuletzt, über einen Insolvenzantrag an die noch offenen Forderungen in Höhe von 12 000 Euro heranzukommen. Im Sommer 2015 wurde mit dem Vorsitzenden Joachim Hall, dem Sportlichen Leiter Ralf Hölderle und dem Schatzmeister Andreas Jauch eine neue Führungsmannschaft gewählt. Doch diese lehnt  heute jede  Verantwortung für die noch offene Rechnung  – die vor allem aus der damaligen Stadionmiete resultiert – ab.  Im Vereinsregister waren Hall, Hölderle und Jauch nie eingetragen.

Der FV-Vorsitzende Joachim Hall ist  unbekannt verzogen. Ralf Hölderle lebt zwar noch in Donaueschingen, bezieht aber keine Stellung zum  Sterben des einstigen Fußball-Aushängeschilds aus Donaueschingen. Hölderle war es aber, der im Frühjahr 2016 nach dem plötzlichen Rückzug aus der Bezirksliga zumindest in Aussicht stellte, "dass wir für die Saison 2017/18 versuchen wollen, in der Kreisliga B mit einem neuen Team einen Neuanfang zu schaffen". Daraus ist noch nicht einmal ansatzweise etwas geworden.

Am Ende des Verfahrens wird der Verein wohl aufgelöst

Nachdem der Insolvenzantrag der Stadt Donaueschingen also erst einmal auf Eis liegt, hat Donaueschingens Oberbürgermeister Erik Pauly inzwischen eine Anwaltskanzlei  eingeschaltet. "Wir haben im zweiten Schritt beim Amtsgericht nun einen Antrag gestellt, dass ein Notvorstand  gefunden wird", berichtet das Donaueschinger Stadtoberhaupt. Erik Pauly  ist aber Realist genug, um zu sehen, "dass vor uns noch ein harter Weg liegt, um noch an irgendwelche Gelder zu kommen".  Am Ende des Verfahrens könnte aber dann die Vereinsauflösung stehen.

Während die meisten früheren jugendlichen Fußballer des FVD längst zu den benachbarten Stadtvereinen DJK und SSC abgewandert sind, gibt es – zumindest auf dem Papier – noch eine AH. Doch diese darf nach dem Verfahren der Stadt im Anton-Mall-Stadion nicht mehr trainieren. Dort nutzt der SSC Donaueschingen mit seiner erfolgreichen Jugendarbeit nun die neuen Kapazitäten. Mitglieder gibt es aber noch weitere beim FV Donaueschingen – und darunter auch prominente. Der frühere Torjäger Günter Limberger kann allerdings nicht spontan sagen, ob in den vergangenen Jahren auf seinem Konto noch irgendein Mitgliedsbeitrag  vom FVD abgebucht wurde. Insgesamt zeigt sich Limberger sehr enttäuscht über den krassen Absturz des einstigen Aushängeschilds.

"Es ist einfach sehr schade, dass im Laufe der Jahre bei einem schleichenden  Niedergang so viele Fehler gemacht wurden. Typische vereinsinterne Strukturen, zum Beispiel eine gute Nachwuchsarbeit, die den  Erfolg ausmachen, gab es schon lange nicht mehr beim FVD." Für Dieter Rinke, dem früheren Erfolgstrainer des FV Donaueschingen, ist es heute nur noch "ein Wahnsinn, was aus dem Verein geworden ist. Unsere Vereinsführung um den damaligen Vorsitzenden Werner Manz und auch meine Person haben in den 1990er Jahren sehr viel an Zeit und Kraft investiert, damit wir erfolgreich waren. Die uns nachfolgenden Verantwortlichen haben diese Aufgaben schlichtweg unterschätzt und waren in einigen Dingen zu naiv. In dieser Zeit ging es auch mit den Problemen los"

2014 war Dieter Rinke gefragt worden, ob er nicht den Verein – finanziell wie sportlich – retten könne. »Das wäre eine Mammutaufgabe geworden. Ich habe abgelehnt.« Als letzten Rettungsanker hatte der damalige Sportliche Leiter Ralf Hölderle versucht, vor drei Jahren eine Fusion mit dem SSC Donaueschingen auf den Weg zu bringen. Doch dieser Plan scheiterte, wie so vieles, was nach den goldenen 1990er Jahren dann schrittweise bei diesem Traditionsverein zu Bruch ging.

Der FVD

Der FVD

Der FV Donaueschingen wurde 1920 als FC Donaueschingen gegründet. Nach dem Zweiten Weltkrieg spielte der Verein als Spvgg und später als SV Donaueschingen. 1972 kam es zur Fusion des SV mit den Sportfreunden Rot-Weiss zum FV Donaueschingen. Langjährige Spielstätte war das Anton-Mall-Stadion im Haberfeld.

1988 Südbadischer A-Jugendmeister und südbadischer Pokalsieger: Seit der Vereinsgründung war und blieb es der größte Erfolg des FV Donaueschingen in der Jugendarbeit. Die Mannschaft wurde mit 62:15 Toren und 36:8 Punkten südbadischer Meister. Vor 4000 Zuschauern spielte die Jugend-Elf im ersten Spiel um die deutsche Meisterschaft und unterlag im Mall-Stadion im Elfmeterschießen.

1994 Verbandsliga-Meister und Aufstieg in Oberliga Baden-Württemberg: Sportlich war der Aufstieg in die Oberliga der bis dahin größte Erfolg. Im Oberhaus traf der FVD unter anderem auf den heutigen Zweitligisten SV Sandhausen, die Amateure des VfB Stuttgart und des Karlsruher SC oder den VfR Aalen. Nach 32 Spieltagen stand der FVD bei je sechs Siegen und Unentschieden auf dem letzten Platz und musste nach nur einer Saison zurück in die Verbandsliga.

1996 Südbadischer Pokalsieger: Im Endspielort Emmendingen trumpfte der FVD ganz groß auf. Der heutige Oberligist SV Oberachern wurde im Finale mit einem klaren 5:1-Erfolg bezwungen. Unter den etwa 500 Zuschauern war die Mehrzahl von der Baar mitgereist und feierte danach den großen Erfolg mit der Mannschaft.

1996 DFB-Pokalspiel gegen den 1. FC Köln: Der FVD begann mit Bernhard Wolf, Jörg Kienast, Stefan Kälble, Maik Friedrich, Christoph Brugger, Uwe Baumann, Christoph Neufeld, Markus Knackmuß, Ronny Herder, Günter Limberger und Jörg Klausmann. Nach dem 0:1 (in der fünften Minute) durch Munteanu traf Günter Limberger (40.) zum umjubelten 1:1-Halbzeitstand.

Baumann (50.) und Vladoiu (85.) sorgten für den Kölner Sieg. Bodo Illgner, Toni Polster, Pablo Thiam und vor allem Coach Peter Neururer waren die namhaftesten Akteure bei den Rheinländern. Nahezu 5000 Zuschauer sahen die Partie.

1984, 1988, 2006 und 2010 Meister der Landesliga: Viermal qualifizierte sich der FVD als Landesliga-Meister direkt für die Verbandsliga, zuletzt am 25. April 2010 beim Spiel in Großschönach (2:0) unter Trainer Andreas Hey bei zum Schluss sechs Punkten Vorsprung auf Rang zwei.

2006 reichten zwei Punkte Vorsprung für den Titel. Zwischen den Landesliga-Jahren gehörte der FVD immer dem südbadischen Oberhaus an, der Verbandsliga.