Mehrheitsgesellschafter Andreas Heeschen würdigt technologischen Vorsprung und die "tolle Mannschaft"

Von Peter Wolf

Oberndorf. Das Bekenntnis des Heckler & Koch-Mehrheitseigners Andreas Heeschen zum Standort Oberndorf, zum "tollen Team" hier vor Ort, war eindeutig und unmissverständlich. Unklar blieb allerdings, wie langfristig er sein Engagement bei HK sieht.

Dem Exklusiv-Gespräch Heeschens mit unserer Zeitung wohnten im neuen HK-Museum neben dem HK-Geschäftsführer Peter Beyerle auch der Betriebsratsvorsitzende Edgar Hagen und sein Stellvertreter Manfred Haag bei. Wie Hagen betonte, erhoffe er sich von dem Gespräch auch Antworten auf verschiedene Fragen, welche die fast 700 Mitarbeiter des Oberndorfer Waffenherstellers umtrieben. Ihm gehe es zum einem um ein Bekenntnis zum Standort Oberndorf. Zum anderen hätten die Beschäftigten Sorge, die finanziellen Transaktionen Heeschens könnten das Unternehmen und damit die Mitarbeiter nachteilig belasten. Hier erwarte er von den Ausführungen Heeschens mehr Transparenz und Klarheit. Zudem sei es ihm wichtig, zu erfahren, wie lange Heeschen beabsichtige, die Zusammenarbeit mit Heckler & Koch aufrecht zu erhalten.

Heeschens Antwort auf die einleitende Frage, was ihn an Heckler & Koch so gereizt habe, dass er 2002 als Mehrheitsgesellschafter bei dem Oberndorfer Unternehmen einstieg, ist ein dickes Kompliment vor allem auch an die "Menschen, die hier arbeiten". Ein mittelständisches Unternehmen könne auf Dauer nur erfolgreich bestehen, wenn es in der Lage sei, eine Führungsposition auf dem Weltmarkt vor allem im technologischen Bereich zu erobern und zu behaupten. "Hier in Oberndorf habe ich eine fantastische Mannschaft und Produkte, die technisch denen der Wettbewerber um fünf bis zehn Jahre voraus sind, vorgefunden." Auch die langen Laufzeiten zwischen drei und sieben Jahren der Waffenlieferungs-Verträge mit Regierungen faszinieren ihn. "Das bietet die Möglichkeit, besser und langfristiger zu planen. In anderen Branchen betragen die Vertragslaufzeiten in der Regel ein Jahr." Etwas ins Wanken gekommen ist allerdings seine Meinung, dass Regierungen beziehungsweise Länder nicht pleite gehen könnten und daher das Ausfallrisiko geringer sei, wie der 49-jährige Top-Manager mit einem Augenzwinkern konstatiert.

Die Aufgabe Nummer eins ist für Heeschen, die Führungsposition von HK als Produzent von Schusswaffen auf dem Weltmarkt nicht nur zu verteidigen, sondern möglichst auch noch auszubauen. "Daher haben wir unsere Anstrengungen im Bereich Forschung und Entwicklung weiter verstärkt. So sieht der HK-Hauptgesellschafter die Investitionen von rund 80 Millionen Euro in die Fertigung, die Entwicklung und die notwendige Bau-Infrastruktur (Neubau von Kantine, Logistikzentrum, Ausbildungszentrum) als Zukunftssicherung des Unternehmens an. "Diese Investitionen hat die Mannschaft verdient. Die Symbiose aus allem garantiert den Erfolg des Unternehmens."

Vorsichtig wird Heeschen in seinen Aussagen, wenn er darauf angesprochen wird, wie lange er HK als Gesellschafter die Treue hält, betrachtet er doch ein Engagement nur für die Zeit als richtig, "für die es Sinn macht. Wenn aber jemand kommt, der ein wesentlich besserer Gesellschafter für das betreffende Unternehmen ist und es weiter voranbringt, ist es an der Zeit, diesem das Heft zu überlassen".

Souverän und gelassen reagiert der in London lebende Finanzfachmann, als sich Hagen am Schluss etwas frustriert fragt, warum er und sein Stellvertreter von Heeschen zu dieser Gesprächsrunde eingeladen worden seien. Hagen bekommt Gelegenheit, seine Fragen und die Ängste der Mitarbeiter auch in Bezug auf die Sicherheit ihrer Arbeitsplätze darzulegen, und räumt ein, dass er die entsprechenden Antworten im Verlauf des Gesprächs auch erhalten habe. Ob sie ihn zufriedenstellten, sagte er nicht. (siehe auch "Mit gegelten Neo-Yuppies hat er nichts gemein" vom 29. Mai, Die dritte Seite).