Der Kieschtock wurde gefunden und eingekleidet wie es sich gehört. Foto: Hella Schimkat

Ein gewaltiger Böllerschuss lässt die vielen Zuschauer am Kieschtockbrunnen zusammenfahren, das war der Böller, der die Fasnetsuche einleitete. Es ist der Dreikönigstag in Unterkirnach, 18.30 Uhr.

Die Zuschauer in Stimmung brachten die Bergstadtfetzer unter der Leitung von Marcel Schuhenn, die sich aus dem Fanfarenzug Unterkirnach und den Fanfarenzug aus St. Georgen zusammensetzen.

„Wir sind 29 Musikerinnen und Musiker und proben immer abwechselnd in der Mühlenstube in Unterkirnach und einem Raum in der Stadthalle St. Georgen“, erklärt Schuhenn im Gespräch mit unserer Redaktion.

Nachdem jetzt alle Besucher des Spektakels endgültig wach waren, ergriff Roland Dufner das Wort. „Die fünfte Jahreszeit hat begonnen, die Narrenräte der Zunft kommen gelaufen. Gelaufen!“, betonte er erneut, „und suchen eifrig. Eifrig!“, machte er ihnen noch mal Feuer unter den Achtern, und sie bewegten sich tatsächlich schneller.

Ziemlich müde aus dem Bett gezogen

Da stand ein kleines, dunkles Zelt, wie man es bei der Bergbesteigung benutzt, neben dem Kieschtockbrunnen, mit einem spärlichen Lichtschein im Innern. Da schauten die Räte mal hinein und zogen den verschlafenen Kieschtock heraus, kaum konnte er die Augen offen halten. „Das isser, das muss er sein“, befanden sie und begannen hin einzukleiden, denn er stand schon ärmlich da, so ganz verschlafen. Das Häs, die Rollen, die Scheme – na geht doch.

Jetzt wurde es laut um den Brunnen herum und auf der Straße, denn aus allen Ecken kamen sie gelaufen, gesprungen, tanzend: Die Kieschtöck mit ihren Holzwiebern und freundlichen Beerewieble, und auch die Kürnach-Hexen kamen mit Kind und Kegel angerannt. Die Bergstadtfetzer spielten, alles war außer Rand und Band, gut gelaunt und erleichtert, dass es wieder losging, zogen alle in die Schlossbergstuben, um dort zu feiern und neue Mitglieder aufzunehmen.

Die Namensgebung Kieschtock

Der Ausdruck Kieschtock galt bei den Villingern als Schimpfwort gegenüber den ihrer Meinung nach „verstockten“ wenig redseligen Kirnachern, wenn diese nach Villingen kamen, um auf dem Markt ihre „Schpriessele“ zu verkaufen.

Die Kirnacher bewiesen Humor und machten aus diesem Schimpfwort 1935 ihr Fasnetsymbol, den Kieschtock, der Vereinsname war aber Narrenzunft.

Die Figur hat viel Ähnlichkeit mit den Weißnarrenhäsern der Baar. Nur der Stock in der Hand war der heute bekannten Scheme sehr ähnlich. Durch den Krieg kam der Verein zum erliegen. Am 8. Februar 1967 wurde die heutige Kieschtockzunft neu gegründet. Die Scheme wurde dem einstigen Spottnamen entsprechend einem Wurzelstock nachempfunden.

Mit zur Zunft gehören die Beerewieble und die Holzwieber, der Fanfarenzug und die Trachtenfrauen. Die Kieschtock Zunft war auch Mitbegründer der Schwarzwälder Narrenvereinigung und ist bis heute eine sehr geschätzte große Zunft in Unterkirnach.