Der Brauchtumsabend der Narrenring-Mitgliederzünfte startet mit dem Einmarsch der Waldmössinger Narren samt Elferrat und Garden. Foto: Herzog

Launige Festreden, Wissenswertes über Häs und Larven, fetzige Tänze von Showtanzgruppen und Zunftgarden. Und obendrein ein rappelvolles Festzelt in bester Stimmung.

Schramberg-Waldmössingen - Der Brauchtumsabend der Mitgliedszünfte des Narrenrings Oberer Neckar vereinte alles, was sich ein rühriger Gastgeber wünschen kann. So war es kein Wunder, dass nach dem Einmarsch der Waldmössinger Narren samt Elferrat und Garden Zunftmeister Manuel Häring übers ganze Gesicht strahlte. "Ein gigantischer Anblick, auf den ich drei Jahre verzichten musste", drückte der Narrenchef seinen Gefühlszustand aus.

"Feiern nicht verbieten lassen"

In den vergangenen Jahren habe sich vieles verändert, ein Narr dürfe sich heute kaum noch auf die Straße wagen. Selbst über ein WC fänden sich Worte im Sicherheitskonzept. "Egal welche Steine man uns in den Weg legt, wir finden immer einen Ausweg zum Feiern", konterte Häring trotzig. Ringpräsident Achim Seepold war erleichtert, endlich wieder eine Narrensause feiern zu können. Die sechs Ringzünfte seien fest vereint. Sie träfen sich seit ihrer Gründung 1969 nun zum 30. Mal, um Freude zu verbreiten. Tradition und Brauchtum seien verbunden mit Fröhlichkeit, bekräftigte der Ringpräsident.

Viel im Ehrenamt geleistet

Oberbürgermeisterin und Schirmherrin Dorothee Eisenlohr hielt sich an ihren Vor-Vorgänger Herbert Zinell und begnügte sich mit einer "Biniki-Rede": "Ich wünsche allen tolle Tage, viel Spaß und hoorig isch dia Katz am Bauch." Nachdem das kleine Zunftballett der Hausherrren als Römer über die Bühne wirbelte, sprach Festpräsident und Ortsvorsteher Reiner Ulrich von Waldmössingen, das zu einem närrischen Zentrum des Rings geworden sei. Bei so einem Fest werde Kulturgut vermittelt. Die Fasnet sei für jeden da, ungezwungen zu lachen. Gerade Letzteres sei in den vergangenen Monaten öfters vergessen worden. Für das Fest habe die Zunft ein gewaltiges Ehrenamt geleistet, hob Ullrich hervor.

Zünfte und Häs vorgestellt

Bei der Vorstellung der Häs der Mitgliedszünfte erfuhren die Besucher so manche Anekdote und Historisches. Als einzige Zunft hat Aistaig – Was koscht die Welt – immer Geld dabei, und wenn es nur drei Pfennige sind. Dass die Uhus aus Boll zweidottrige Eier legen, bewies Präsident Veit Heumann beim Aufschneiden eines Exemplars. Eine willkommene Pause gönnte die Narrenzunft Bochingen dem Musikverein-Zusammenschluss Waldmössingen-Rötenberg, weil sie mit der Kapelle "Trotzdem" ihre eigene Musik dabei hatten. Zum Beatles-Lied "Hey Jude" schwang das Publikum mit den Armen über dem Kopf im Takt ausgelassen mit. Viel Beifall erhielten die Epfendorfer Hexen für ihre sechsstöckige Pyramide und den Hexentanz mit akrobatischen Hebefiguren.

Ärger über bürokratische Hürden

Die Prämierung der Jahrgänger nutzte Gildemeister Michael Roth zur großen Abrechnung mit der Stadtverwaltung bezüglich des Wirbels um das Sicherheitskonzept. Es sei jetzt an der Zeit, dass die Zünfte zusammenstünden und sagten, wie es gehe. Die Verantwortung dürfe nicht immer abgeschoben werden. "Wir Waldmössinger brauchen für die Fasnet keine Schramberger", stellte Roth klar und überreichte Präsident Häring einen Gutschein für eine Skiausfahrt, um sich von den Strapazen zu erholen.

Bis spät in die Nacht

Als weitester angereister Jahrgänger erhielt Benedikt Löffler aus England (831 Kilometer) eine Auszeichnung. Die meisten Teilnehmer (25) stellte der Jahrgang 1961/1962 und das originellste Kostüm hatte sich der Jahrgang 1967/1968 mit der Heimbachquelle übergestreift. Roth war mit seiner zeitlichen Überschreitung schließlich "schuld", dass die Tanzbegeisterten bis Mitternacht auf ihren Festbänken ausharren mussten, ehe das Kommando die Kapelle "Alexandra und Mike" übernahm und die Bühne im Nu gefüllt war. Hartgesottene Festbesucher sollen sich erst bei Morgengrauen auf den Heimweg gemacht haben, von denen der eine und andere noch in einer Besenwirtschaft hängen blieb.

Das Programm des Treffens

Bereits am Freitagabend war das närrische Treiben mit einem Nachtumzug und Showtanzabend gestartet. Am Samstag folgte ein Brauchtumsabend und am Sonntag als Höhepunkt der große Festumzug, bevor am Montag der Abschluss ganz in den Händen der Kinder lag.