Jürgen Hermanutz ist Fastnachter durch und durch, er lebt und liebt die Figur des Villinger Stadthelden Romäus. Foto: Foto Singer

Jürgen Hermanutz stellt seit rund 30 Jahren den Villinger Stadthelden dar. Das Fasnetvirus trägt er seit seiner Kindheit mit sich.

Ob Mäschgerle en Miniature, Scheme und Masch, närrische Deko, eine Kleiderstange voller Uniformen und Häsutensilien oder die Fahne der Villinger Rietvögel: Im Haus von Jürgen Hermanutz ist nicht zu übersehen, dass er ein Fastnachter durch und durch ist. Er fühlt sich im Häs der Rietbollizei ebenso wohl wie als Krakes. Eine Rolle aber scheint ihm wie auf den Leib geschrieben: der Romäus.

 

Seit rund 30 Jahren verkörpert er über die hohen Tage der Fasnet die Rolle des Villinger Stadthelden. Er nimmt zusammen mit der Katzenmutter und dem Rietbürgermeister am Sonntag den Kater Miau am Romäusturm in Empfang, ist beim Umzug am Fasnetsdienstag eine der markanten Figuren im Tross der Rietvögel und wacht am Ende mit darüber, dass der Kater tatsächlich zurück in seinen Turm kommt. Nur dieses Jahr hat Hermanutz den ersten Einsatz schon hinter sich: Beim Narrentreffen zum Jubiläum der Katzenmusik war er bereits in der Uniform zu bewundern.

Bei Bällen der Katzenmusik und der Rietvögel aktiv

Sie stammt noch aus jener Zeit, als Katzenmusiker und Rietvögel vor gut 60 Jahren gemeinsam beschlossen, dem Kater ein würdiges Zuhause im Romäusturm zu verschaffen. Christian Langenbacher trug als erster die türkis-beige Landsknechtuniform samt Hellebarde, Hermannutz übernahm das Amt von Peter Lins. Da hat er gerne zugesagt, erinnert er sich, ist er doch mit der Fasnet aufgewachsen.

Sein Großvater war der Hochzeitskutscher Josef Staudacher, der den Bauernhof neben der Fideliskirche betrieb, und mit seinen Pferden auch für die Katzenmusik unterwegs war. Als Junge hat er für die Glonki-Gilde bei den Umzügen einen der Schwellköpfe getragen und sich so ein Taschengeld verdient. Und in der Autowerkstatt von Erwin Ummenhofer, die bis heute das Domizil der Rietvögel ist, ging er ein und aus. „Die Fasnet habe ich in die Wiege gelegt bekommen“, stellt der 65-Jährige fest. Viel Spaß hatte er lange Zeit als Tänzer im Männerballett, stand bei der Katzenmusik und mit den Rietkrähenfüßen auf der Bühne. Beim Rietball führte er gemeinsam mit Peter Lins zehn Jahre lang Regie. Die Fasnet begann damals schon im September mit den ersten Proben und dem Schreiben der Texte.

Foto: Foto Singer

Bis heute ist Hermanutz nicht nur vom Schmotzigen Dunschtig bis zu Aschermittwoch eingespannt. Er packt schon im Vorfeld bei den Aufbauarbeiten im Rietbunker an. Ab dem Schmotzigen wenn Hochbetrieb im Fasnetstüble herrscht, ist er im Helferteam mit von der Partie, bis es dann wieder ans Aufräumen geht. „Fasnet bedeutet Heimat“, bringt er seine Motivation auf den Punkt. „Und der Romäus ist die Figur, die ich lebe und darstelle“, beschreibt er seine Freude, Jahr für Jahr den Stadthelden zu spielen. Zumal sich viele freuen würden, wenn er beim Umzug und in den Wirtschaften auftauche. Eine besondere Überraschung sei es gewesen, als er von einem Fan eine Medaille der Binder Sporttage geschenkt bekam, die 1983 der Romäus zierte. Seither ist sie bei jedem Umzug mit dabei.

Beim Katerempfang der Katzenmusik und der Rietvögel am Romäusturm ist Jürgen Hermanutz mit von der Partie. Foto: Foto Singer

In kaum einer halben Stunde ist er für diese Auftritte gerüstet. Die stattliche Größe bringt er ohnehin mit. Dem durchtrainierten Sportler fehlt nur die Leibesfülle, für die Mäntel, Rosshaarweste und Kissen sorgen. Ein Hut mit blauen, roten und weißen Federn bei gutem Wetter oder einem Helm bei Regen aufgesetzt, und fertig ist der imposante Kerl. Wie sehr der es ihm angetan hat, zeigen auch seine Hochzeitsbilder: Mit seiner Frau Ulrike präsentiert er sich mit dem Schlüssel zum Romäusturm auf dem Holzwehr. Und bekam von ihr ein Gemälde als Lokalmatador vor seinem Turm geschenkt. Das hängt bis heute in seinem Wohnzimmer – nicht nur zur Fasnet.

Zur Person

Jürgen Hermanutz
ist seit Jahrzehnten in der Villinger Fasnetszene eine feste Größe. Er engagiert sich seit rund 20 Jahren im Vorstandsteam der Rietvögel, derzeit als zweiter Rietbürgermeister. Die würdigten seinen Einsatz bereits mit dem Rietorden in Gold, auch den Verdienstorden der Katzenmusik und den Orden für 25-Jährige Mitgliedschaft trägt er als Romäus. Neben der Fasnet gilt dem Sport seine zweite Leidenschaft. Der 65-Jährige war in seinem Berufsleben als Briefträger zweifacher süddeutscher Meister im Gehen bei den Wettkämpfen der Post. Inzwischen hat er umgesattelt aufs Mountainbike und hält sich im Sportstudio fit. In Sachen Radsport tritt ein Enkel in seine Fußstapfen und fährt Urkunden ein. „Wenigstens hat er das Gen abbekommen“, stellt Hermanutz lachend fest. Denn mit dem Fasnetvirus hat er seinen Nachwuchs bisher nicht anstecken können.