Das Jaag’sche-Narrentreiben im Franziskanermuseum fasziniert das Publikum. Foto: Rainer Bombardi

Ins Franziskanermuseum kommen, sehen, staunen und sich fühlen wie während des Narren-Treibens „uff dr Gass.“ Rund ums Riettor spielt sich das Fastnachtsgeschehen ab, welches die fünfte Jahreszeit der Villinger erlebbar macht.

Wer sie noch nie erlebt hat, der möchte sie spätestens nach einem Besuch der Ausstellung einmal hautnah erleben.

 

Seit 21 Jahren ist das mittlerweile so und es gibt nur eine Frau, der dies ab dem Dreikönigstag gelingt. Die Rede ist von der Künstlerin Ingeborg Jaag, die inzwischen Katzenmusikvereinschef Dominik Schaaf für die Herstellung neuer Szenen, Utensilien und Puppen an ihrer Seite hat.

So gibt auch die neue Ausgabe der Ausstellung das Treiben rund ums Riettor derart detailgetreu wieder, dass man meinen könnte, man wäre live dabei und mittendrin. So ziehen die Villinger Stadtharmonie und die Stadt- und Bürgerwehrmusik beidseitig aus dem drei Meter hohen Riettor. Man hört förmlich die Musik beim Strählen des Oberbürgermeisters erklingen.

Schaaf derart echt

Ein wenig weiter ist Generalfeldmarschall Schaaf derart echt dargestellt, dass man meinen könnte, ihn im Gespräch mit den anderen Narren zuhören zu können. Kein närrisches Villinger Original scheint zu fehlen, während dieses vorgezogenen närrischen Fastnachtmontags-Treibens.

Die Vernissage eröffnete Zunftmeister Anselm Säger, dessen Villinger Narrozunft als Leihgeber der Figuren die Ausstellung veranstaltet. Sekt und Orangensaft spendete die Zunft in den unterschiedlichsten Farben und Kombinationen ihren Gästen, die sie wieder zu Dutzenden im Foyer des Museums begrüßten.

Schwindelgefühle?

Kuratorin und Diplomrestauratorin Ina Sahl ging in ihrer Laudatio detaillierter auf das in weiten Teilen im Maßstab 1:3 dargestellte Narrentreiben ein, dessen Fokus das halbierte und von den Puppen beidseitig durchschreitbare Riettor darstellt. Sahl verwies darauf, dass sich beim Blick durch das halbierte Riettor beim Betrachten Schwindelgefühle einstellen könnten.

Doch eine Entschädigung für derartigen Wirrwarr folgte beim Blick in die Mimik der einzelnen Puppen und Figuren auf dem Fuß. Butzesel, Altvillingerin, Narro, Wuescht und wie sie alle heißen schienen einfach nur glücklich zu sein, mit dem Fasnettreiben beginnen zu können.

Neue Figuren

Neue Figuren gab es ebenfalls zu bestaunen. Ratsherr Markus Becker gehört ebenso dazu wie Lokomotivführer Josef Oberle, genannt Oberle-Seppl. Gezeigt wird sein legendäres „Fasnetsaltärle“, das er stets am Dreikönigstag im Wohnzimmer aufbaute. Und nun sitzt er wieder auf seinem Sofa und genießt sein Pfeifle inmitten der Stube.

Versprechen eingelöst

Ingeborg Jaag gelang es dank der Darstellung von Krakes, Eule und Dompfaff ein 35 Jahre altes Versprechen einzulösen und erstmals die Rietvögel am Treiben teilnehmen zu lassen. Die Fülle an derart vielen Szenen beim Narrentreiben auf relativ kleinem Raum wirkte derart fröhlich und lebendig, es hätte keiner weiteren Darstellungen bedurft.

Doch da gab es auch noch die vier Vitrinen, in denen unter anderem das Handwerk der Häsmoler, Schemenschnitzer, Rollen- und Kragenmacher authentisch dargestellt wird.

Restlos überzeugt und sprachlos von einer derartigen Fülle an Kreativität waren auch Oberbürgermeister Jürgen Roth und die SPD-Bundestagsabgeordnete Derya Türk-Nachbaur.

Öffnungszeiten

Die Ausstellung ist noch bis zum 5. März, jeweils von Dienstag bis Samstag, 13 bis 17 Uhr, und am Sonntag, 11 bis 17 Uhr, zu sehen. Öffentliche Führungen gibt es bis 19. Februar, jeden Sonntag ab 15 Uhr.