Mit viel Applaus wird Werner Mezger bedacht. Trotz der Länge des hochinteressanten Vortrags kommt niemals Langeweile auf – und so mancher wird die Fastnacht nun mit einem etwas anderen Blick betrachten. Foto: Hans-Jürgen Kommert

Die Triberger Fastnacht hat eine lange Tradition. „Fastnachtsprofessor“ Werner Mezger vermittelte dazu zwei Stunden lang geballtes Wissen. Er blickte mit vielen Interessierten auf christliche Ursprünge und die Verbindungen zum rheinischen Karneval.

Die Fastnacht in Triberg blickt nicht nur auf alte Vereine, sie hat auch darüber hinaus eine sehr lange Geschichte. So wurde bereits im Jahr 1525 der erste „Mummenschanz“ gefeiert, festgehalten in einem Tagebucheintrag.

 

Um zu einem besonderen Anlass auch besondere Einblicke in die Geschichte der Narretei zu gewähren, hatte die Narrenzunft einen besonderen Mann eingeladen, der sich wohl wie kein Anderer mit der Fastnacht und dem Karneval beschäftigt: der „Fastnachtsprofessor“ Werner Mezger. Er zeigte in seinem Vortrag „Fastnacht und Karneval“ zwei Seiten einer Geschichte. Mezger ist auch dafür bekannt, zahlreiche Fastnachtsumzüge zu moderieren, viele davon gemeinsam mit Sonja Faber-Schrecklein.

Fest im Kirchenjahr

Der gebürtige Rottweiler habilitierte 1989 mit einer Schrift zur Narrenidee und zum Fastnachtsbrauch. Seine Veröffentlichungen zur Geschichte der Fastnacht stellen diese als Fest im Ablauf des Kirchenjahrs ausdrücklich in eine christliche Tradition.

Dabei sieht Mezger in der frühen Fastnacht eher wirtschaftliche Notwendigkeiten, die wegen der Fastenvorschriften entstanden. Diese gingen zunächst mit harmlosen Belustigungen einher, die mit der Zeit dann theologisch aufgeladen wurden.

Ursprünge weit älter

Seiner Meinung nach sind die Ursprünge jedoch wesentlich älter – theoretisch gingen sie auf Psalm 53 (nach der Zählweise der lateinischen Bibel Psalm 52) zurück, wo es heißt: „Der Narr spricht in seinem Herzen: ‘Es gibt keinen Gott!‘“

Dazu gebe es eine passende, uralte Zeichnung, die den Narren zeigt. Manche wiesen sogar Eva als „Ur-Närrin“ aus, weil sie sich habe blenden lassen, um vom Baum der Erkenntnis zu essen. Tatsächlich seien Narrenfiguren und vor allem der Teufel im Mittelalter auch Teil von Fronleichnamsprozessionen gewesen.

Die Vermummung sehe er auf zwei Arten: Im Süden sei eher die Ganzkörpervermummung beheimatet, im rheinischen Karneval sei eher die Kostümvermummung zuhause, bei der das Gesicht noch kenntlich sei. Auch zu den vermeintlich freundlichen Gesichtern der „Hänsele“ hat Mezger eine These: Diese Glattlarven kamen ursprünglich aus Italien und zeigten „das Lächeln der Verführung“.

Zwei Stunden geballtes Wissen

In seinem fast zweistündigen, hochinteressanten Vortrag zeigte er kurzweilig auf, welche Verbindungen er zum rheinischen, insbesondere dem Kölner Narrentreiben sieht, in der Mundart auch Fastelovend genannt. Nach dem Verbot der Fastnacht vor allem im Süden habe diese durch die „roten Funken“ auch Einzug hier gehalten. Zunächst wurde beispielsweise in Donaueschingen und Rottweil „Carneval“ gefeiert. Der Narrenengel, der den Narrensprung in Rottweil anführt, weise mit seinem rot-weißen Gewand auf diesen Ursprung hin.

Dass die Kölner Narren den christlichen Hintergrund sehr viel ernster sähen als im Süden, beweise die Tatsache, dass der gesamte Vorstand den Aschensegen am Aschermittwoch aufsuche.

Louvre und Narrenschopf

Selbst im Pariser Louvre gab es eine Ausstellung, die sich dem Thema widmete – mitgestaltet von Werner Mezger. Der Bad Dürrheimer Narrenschopf sei eine der informativsten Ausstellungen in ganz Deutschland, ja wohl sogar weltweit. „Fastnacht ist Kapital – und zwar ein Stück kulturelles Kapital“ schloss er.