Mit dem Hexentanz hat die Hochphase der Sulzer Fasnet begonnen. Doch der Bürgermeister muss sich zuvor noch einiges anhören.
Eine gespenstische Stimmung herrscht, als die schauderhaften Hexen mit ihren lodernden Fackeln zum Marktplatz stürmen.
Rauchschwaden mischen sich mit Eulenschreien, die durch die Nacht dringen. Und plötzlich zischt es durch die Lüfte, und eine der Hexen fliegt geradezu aus Richtung der Kirche auf den Platz.
Es ist der Hexentanz – und schier ganz Sulz scheint auf den Beinen zu sein. Kurz zuvor hatte es noch ein „ernstes Wörtchen“ zwischen dem Bürger- und dem Zunftmeister gegeben.
Ein Kurort mit Tempo 30
Denn seit gut einem Jahr regiert Stadtoberhaupt Jens Keucher in seinem „Sulzer Königreich“, nun stellt ihn Zunftmeister Timo Holst zur Rede.
Doch der Bürgermeister sieht es gelassen. „Ja, do sprichsch du a wahres Wort, aber zum Glück lebet mir jo im Kur- und Erholungsort. Ond seit an dera Hauptstroß des Tempo-30-Schild stoht, es am Montag morga em Städtle jo a bissle ruhiger zu’goht“, lautet die Hoffnung des Schultes.
Schlafräume für die Verwaltung
Der Zunftmeister hakt gleich ein und nimmt auch die Stadtverwaltung in den Blick. „Klar, ond des kommt euch jo no entgega, no wird des no ruhiger euer Amtsstuba-Leba. Ond dass ihr zukünftig no besser könnt ruh’n, werdet ihr die Sozialstation uffs Kastell nuff tun. Dadurch könnet, ihr werdet es seh’n, neue Schlafräume für des Rathaus-Personal entsteh’n. Wenn die Büros leer send, kommet do Betta nei, on d’Sozialstation kommt zweimol am Dag zum euch omdreha vorbei.“
Doch der Bürgermeister bleibt dem Zunftmeister nichts schuldig und ruft ihm seine eigenen Verfehlungen in Erinnerung. „Bisch du beim Kindermittag in Lauterbach beim Ringtreffa dabei, vor da Abfahrt am Obend isch die Zunftstub zu – so a Sauerei!“
Holst und sein Magen
Die Begründung folgt auf dem Fuß: „Dich selber hattesch zum Dienst do eitraga, stattdessa füllsch dir en Lauterbach grad gemütlich da Maga. So war die Tür zu, ond deine Mitglieder vor lauter Durscht ganz frustriert. Gut, dass dei Steffi dann dein Dienst und au immer wieder dei fehlendes Hirn kompensiert.“
Und am Ende findet er noch lobende Worte für sich und seine Stadt: „Jetzt be i scho oi Johr Schultis vo Sulz – jo des isch so. Des macht mi Stolz, und dass jetzt Fasnet isch, do ben i recht froh. I mach Party, i ka lacha und be mit dabei bei dera Sulzer Narretei.“
Mit dem Hexentanz und Narrensprung hat in Sulz nun die Hochphase der Fasnet begonnen – und die Sulzer quittieren das mit kräftigen Narri-Narro- und Hexa-Bolla-Rufen. Gut gelaunt entlässt Zunftmeister Timo Holst die Menge in einen feierfreudigen Abend.