Der Elferrat der Narrenzunft hat die Hoorig Katz wieder an der Hohenschramberg aufgehängt Elfer Jürgen Bihlmaier freut’s. Das Exemplar beispielsweise an der Runie Schilteck leuchtet schon seit einigen Tagen. Foto: Riesterer

Jedes Jahr dreht sich in Schramberg zur fünften Jahreszeit alles nur um sie: die Hoorig Katz. Nun hat Stadtarchivar Carsten Kohlmann sogar einen ganz genauen Blick auf sie geworfen.

Schramberg - Es ist jedes Jahr aufs Neue ein Kraftakt sondergleichen und wäre ohne das tatkräftige Mitwirken des Lauterbacher Schlossers Manfred King und seines Sohns Oliver eine quasi unlösbare Aufgabe: Der Elferrat hat am Freitagnachmittag die Hoorig Katz aus ihrer Jahresbleibe im frisch renovierten Fundusgebäude geholt und an der Burgruine Hohenschramberg aufgehängt. Dort, wo bis jüngst der Winterstern grüßte, wacht nun wieder das zentrale Symboltier der Schramberger Fasnet über die Bürger und leuchtet Heimkehrern zu späterer Stunde den Weg.

Viele Katzen 2019 Postkarten-Motiv

Und dieses Kätzle in luftiger Höhe ist nur eines der bekanntesten Exemplare ihrer Art: In ganz Schramberg beispielsweise zieren sie die nun wieder überall entstaubten Fahnen an den Hauswänden oder es leuchten kleinere Versionen in den Fenstern um die Wette. Eine Collage aus diesen privaten Leucht-Katzen von Rainer Langenbacher hat es 2019 zum Motiv des jährlich erscheinenden Fasnetsexemplar der Postkartenserie des Stadtarchivs und Stadtmuseums gebracht.

Woher kommt das "Hoorig?"

Der Leiter dieser beiden Institutionen, Carsten Kohlmann, hat sich seinerzeit bereits mit der Hoorig Katz auseinandergesetzt; So schrieb er: "Hoorig, Hoorig isch dia Katz" ist ein in vielen schwäbisch-alemannischen Narrenorten bekannter Fastnachtsspruch, der in Schramberg besonders lange und tiefe Wurzeln hat. Der Spruch hat übrigens – wie die Forschung überzeugt ist – einen sexuellen Hintergrund, da mit der ›hoorigen Katz‹ die weibliche Vulva gemeint ist. Der heute so beliebte Fasnetsspruch wurde deshalb zeitweise als anstößig und unsittlich empfunden. Im Schultheißenamtsprotokoll der Gemeinde Schramberg ist unter dem 7. Februar 1856 zu lesen: "Es herrscht hier der Unfug, daß an den Faßnachtstagen von den Masken den Kindern allerley unsittliches vorgerufen wird, welches sodann die Kinder nachrufen müssen. Namentlich wird den Kindern vorgerufen: ›Horig ist die Katz.‹ Diesem Unfug abzuhelfen wird auf Anordnung des Gerichts in den Schulen den Kindern von den Lehrern untersagt, daß sie dieses ›Horig‹ den Masken nicht mehr auf öffentlichen Straßen nachrufen dürfen."

Marsch und Blättle

Dass diesem Verbot kein Erfolg beschieden war, ist allgemein bekannt. Heute kennt jedes Schramberger Kind diesen Fasnetspruch, mit dem auch der 1952 von Walter Pfeifle (1920 bis 1999) komponierte Schramberger Narrenmarsch beginnt. Bereits in den 1930er-Jahren wurde für den Umzug eine große "Hoorig Katz" auf einem Wagen geschaffen, die über Jahrzehnte der Liebling der Schramberger Kinder war. Und last but not least erhielt im Jahr 1949 auch das bis heute erscheinende Schramberger Narrenblättle diesen traditionellen Namen.

Ausstellung während der Hauptfasnetszeit

Und das Thema hat Kohlmann nicht losgelassen – im Gespräch mit unserer Redaktion erzählt er, dass es ungemein spannend war nachzuforschen und herauszustellen, wie sich der Umgang mit dem Symbol der Hoorig Katz und das Symbol selbst in seinen Darstellungsformen verändert hat. Da gab es nur eine Möglichkeit: eine Ausstellung im Stadtmuseum im Schloss.

Diese Auseinandersetzung mit der Hoorig Katz ist zu sehen von Samstag, 21. Januar, und endet am Freitag, 24. Februar, – dem Freitag nach Aschermittwoch. Bereits am Freitag, 20. Januar, 19.30 Uhr findet eine feierliche Ausstellungseröffnung statt, zu dem sicher nicht nur die Schramberger Narren eingeladen sind.