EU-Kommissar Andreas Fiebach und Wadelkappenchef Ralf Hefe Armleder beim ausverkauften Ball der Altstädter Kabiszunft. Foto: Weisser

Globale Themen wie Genderwahn und Gleichstellung, aber auch lokale Ereignisse wie die bevorstehende Schließung der „Altstadtschänke“ sowie reichlich verbale Spitzen gegen die "Wadelkappenfraktion" aus der Kernstadt standen beim ausverkaufen Ball der Altstädter Kabiszunft im Mittelpunkt.

Rottweil - Das abwechslungsreiche und unterhaltsame närrische Programm kam bei den Besuchern bestens an. Stimmung und gute Laune waren in der Altstädter Turnhalle garantiert.

Nach dem Einmarsch der einheimischen Musikkapelle wurden die Gäste mit einer Hiobsbotschaft konfrontiert. Auf die schwäbisch-alemannischen Zünfte würden, so wurde angedroht, gravierende Änderungen zukommen. Deren närrische Gepflogenheiten hätten sich in puncto Gleichberechtigung, Gendergerechtigkeit und Klimaneutralität nämlich als höchst problematisch erwiesen, erklärte der angereiste EU-Kommissar dem "ersten und einzig wahrhaften Narrenmeister der Frei- und Reichsstadt Rottweil von Gottes Gnaden", Bistoph Chrestold (Ralf Hefe Armleder). Das närrische Treiben der schwäbisch-alemannischen Urbevölkerung sei diskriminierend, ausgrenzend und weder nachhaltig noch genderneutral, meinte der Mann aus Brüssel. Fortan gelte auch in der Narretei europäisches Recht.

Federahannes und Daunenhanna

Der Politiker stellte die neuesten Rottweiler Fasnetskleidle vor. Diese entsprächen den neuesten EU-Bestimmungen. Anstatt dem Federahannes soll künftig die Daunenhanna den Umzug bereichern. Für das Fransenkleidle juckt demnächst das Bermudafransle in Sandalen aus recyceltem Meeresmüll durch das Schwarze Tor. Eine Bio-Gurke ersetzt die Narrenwurst. Aus dem Biss wird Kiss und zum Weißnarr gesellt sich der Schwarznarr. Eine weitere Neuerung: Die Blaskapellenstärke wird zur Verringerung des CO-Ausstoßes auf einen Musikanten beschränkt. Diese höchst amüsante Persiflage über die Rottweiler Fasnet – es wurden immer wieder passende Filmsequenzen aus dem Rottweiler Narrenfilm eingespielt – sorgte für brüllendes Gelächter. Einen gelungenen Einstand auf der närrischen Bühne feierte dabei Andreas Fiebach als EU-Kommissar.

Die letzten Gäste

Im Zwiegespräch mit der Larve der Altstädter Henne (Stimme Benjamin Seemann) moderierte Tobias Seeger die lange Ballnacht. Ein weiterer Höhepunkt war die Szene zur Schließung der Altstädter Kultwirtschaft Altstadtschänke, die ja im Herbst tatsächlich ansteht. Zwei Granden der Kabis-Zunft, Roland Vogel und Eberhard Wucher, waren die letzten Stammgäste von Wirtin Gabi (Benjamin Seemann). Am letzten Tag tat sich noch allerhand in der Schänke. Am Schluss – die tatsächlichen Wirtsleute waren in das Stück miteingebunden – bahnte sich noch eine perfekte Nachfolgeregung an.

Eine glänzende Vorstellung bot Daniela Rasp als Ehefrau eines Rottweiler Wadelkappenmannes. Sie erzählte aus ihrem Eheleben und klagte den Besuchern ihr großes Leid.

Rote-Steig-Krieger

Die Musiker des "Frohsinn" Rottweil-Altstadt waren neben dem Einmarsch bei zwei Auftritten präsent. Jüngere Musikanten imitierten Wasserspiele aus der Zeit des antiken Roms und huschten als wasserspeiende Tänzer über die Bühne. Eine andere Musikergruppe vom Stamm der Rote-Steig-Krieger wirbelte mit grazilen Schritten – allen voran Dirigent Axel Zimmermann – über das Parkett. Ob die Schamhaarrasur auch für Männer salonfähig sei, fragten sich Gerhard Hufi Hipp und Martin Müller in ihrem Gesangsbeitrag. Ein Glanzpunkt zum Programmschluss war der Charleston-Tanz der Narrenräte und ihrer Partner.