Diesen Anblick wird es am diesjährigen Dreikönigstag nicht geben. Die Abstauber werden wieder in Frack und Zylinder unterwegs sein. Foto: Siegmeier

Im vergangenen Jahr blieben die Rottweiler Narrenkleider überwiegend in ihren Kisten. 2022 sind Rottweils Abstauber aber wieder auf Tour, um die Kleidle vom Straub zu befreien – allerdings ohne offizielle Aussendung.

Rottweil - Rottweils Narrenmeister Christoph Bechtold und Zunftschreiber Frank Huber sind zuversichtlich, was die Fastnacht 2022 betrifft. Bis zu den hohen Tagen Ende Februar ist es noch eine ganze Weile hin, und man brauche ungefähr zwei Wochen, um für die Narrensprünge alles zu planen, lassen die beiden im Gespräch mit unserer Zeitung wissen. "Die Termine mit der Stadt sind fixiert, eine Entscheidung fällt am 10. Februar – so lange hoffen wir und harren der Dinge", betont Narrenmeister Christoph Bechtold zuversichtlich.

Die Hoffnung bleibt

Nun stehe am Donnerstag, dem Dreikönigstag, erst mal das Abstauben an. Die gute Nachricht für alle Fastnachter, die auf ein Signal warten: "Das Abstauben findet statt – allerdings ohne die offizielle Aussendung im ›Schädle‹", teilen Bechtold und Huber erfreut mit. Die Aussendung sei unter den derzeitigen Regeln nicht zu stemmen. Man würde strikte Kontrollen durch Securitykräfte benötigen, müsste die Anzahl der Leute begrenzen – da halte sich die Freude und der Spaß in Grenzen. "Und Fastnacht muss schließlich Spaß machen", sind sie sich einig.

Es gibt kein Aussenden

Während die Fastnacht am Dreikönig im vergangenen Jahr noch mit den Glockenriemen aus den Fenstern des Hauses Nr. 1 "eingeläutet" werden musste, sind die Abstaubertrupps in diesem Jahr wieder parat, die Taschen bereits gepackt – auch ein Mundschutz gehöre neben dem üblichen "Besteck" ab sofort mit zur Ausstattung, das sei wohl klar. Die Häuser hätten sich bei den Teams angemeldet und hier gelte: maximal acht Personen und 2G+. "Außerdem werden die Abstauber, die zunftseitig unterwegs sind, alle vorher getestet. Wir hatten eine lange Diskussion darüber, was wir tun und was wir nicht tun", so Bechtold. Doch die Leute bräuchten auch wieder einen kleinen Hoffnungsschimmer. Und in diesem Jahr seien viele bereits geimpft und sogar geboostert.

"Brauchtum kann man nicht verlegen"

Brauchtum zu leben, sei auch ein gesellschaftlicher Auftrag. Die Rottweiler Fastnacht sei ein Kulturgut, das man nicht einfach hintenrunterfallen lassen könne, so Bechtold und Huber. Die Fastnacht in den Sommer zu verlegen, so wie es in Lörrach oder anderen Städten diskutiert werde, das sei indes keine Option. "Das Brauchtum ist ein fester Bestandteil des Jahreskreises. Fastnacht, Fastenzeit und Ostern gehören zusammen". Ein Event könne man verlegen, Brauchtum aber nicht, so Bechtold und Huber.

Deswegen ist auch die Hoffnung groß, dass bis Ende Februar die Coronazahlen gesunken sind, man aus der Alarmstufe raus sei und sich wieder mehr Menschen in der Öffentlichkeit treffen dürfen, denn bei Kontaktbeschränkungen auf 500 Personen sei ein Narrensprung "schlicht unmöglich", so der Narrenmeister. Aber bislang dürften die Rottweiler noch hoffen, dass die Fastnacht stattfindet.

Töchterzünfte sagen Abstauben ganz ab

Die Tochterzünfte Zimmern und Bühlingen haben das Abstauben übrigens ganz abgesagt, informieren sie schweren Herzens. "Wir möchten auf jeden Fall Sicherheit und Vorsicht walten lassen, deswegen haben wir uns so entschieden", teilt Zimmerns Narrenchef Daniel Rühle auf Anfrage mit, der Bürgerball war bereits vor einigen Wochen abgesagt worden.

Die Altstädter Kabiszunft teilt mit: "Liebe Freunde der Kabiszunft, leider müssen wir auch dieses Jahr auf die heiß ersehnte Eröffnung unserer geliebten Fasnet verzichten! Die anhaltende Pandemie zwingt uns dazu, deshalb wird es kein Aussenden der Abstauber an Dreikönig geben. Voller Erwartung blicken wir ins Jahr 2023".

Auch die Göllsdorfer Abstauber lassen Frack und Zylinder in dieser Saison im Schrank. "Wir wollen hier einfach auf Nummer sicher gehen", lassen sie wissen.