Türen auf, wir kommen: Gut 50 Jägi-Lumpen zogen durch Rangendingen und boten Haushaltswaren an. Foto: Kost

Wer ein echter Rangendinger Lump sein will, der braucht vor allem zwei Eigenschaften: Er muss Frühaufsteher sein und für einen derart kräftezehrenden Tag eine Top-Kondition haben.

Mitten im Februar schläigt bei der Narrenzunft Jägi die Stunde der Lumpen. Mit Leiterwägelchen und Bauchläden und vor allem mit viel guter Laune und gehörig Durst zogen sie von Haustür zu Haustür, um dort allerlei nützliche Haushaltswaren an den Mann beziehungsweise die Frau zu bringen. Wem gerade eine Bürste fehlte oder wer ein anderes Putz-Utensil brauchte, kein Problem, die Lumpen konnten sofort liefern – auch neue Vesperbrettle oder Wurstdosen hatten sie dabei.

 
Jägi-Chef Hansi Schilling mit einer kleinen Auswahl der angebotenen Bürsten Foto: Kost

In aller Herrgottsfrüh werden die Fleischkessel angeheizt

Los geht’s mit dem Lumpentreiben in aller Regel schon ganz früh am Morgen. Und zwar mit dem Anheizen der Kessel für ein anständiges Kesselfleisch. Noch bevor sich der erste Lump mit seinem rußgeschwärzten Gesicht blicken läss, werden die Kessel vor der Zunftscheune in der Ortsmitte aufgebaut und angefeuert. Kesselfleisch, Blut- und Leberwürste werden den Tag über mit Kartoffelbrei und Kraut in der Zunftscheune serviert.

Kesselfleisch gefällig? Schon in aller Früh dampfen vor der Zunftscheune die Fleisch- und Wurstkessel... Foto: Kost

Für die Lumpen ist es als Frühstück eine gute Grundlage, um einen langen Tag durchzustehen, bei dem natürlich das eine oder andere Bier und – nach erfolgreichen Haustürgeschäften – natürlich auch ein Schnäpsle durch die Kehlen rinnt. Die Bevölkerung nutzt das Bewirtungs- und Essensangebot entweder zum Mitnehmen oder um sich in der Zunftscheune in geselliger Runde mit Gleichgesinnten zu treffen.

...das Kesselfleisch bietet den Lumpen eine herzhafte Grundlage für ihr anstrengende Arbeit. Foto: Kost

Das Lumpentreiben der Narrenzunft Jägi ist Fasnet in seiner ursprünglichen Form und erinnert etwas an die Zeiten, als fahrende (oder eher wandernde) Händler über die Dörfer zogen und ihre Waren feilboten. Lumpen zogen schon Anfang der 80er durch Rangendingen, also über zehn Jahre, bevor die Narrenzunft Jägi gegründet worden.

Nach der ersten Stärkung und dem Verteilen der zu verkaufenden Ware ziehen die Lumpen gegen 9 Uhr in kleinen Gruppen los. Auch diesmal dürften es nach Schätzung von Jägi-Chef Hansi Schilling etwa 40 bis 50 Lumpen gewesen sein. Am späteren Nachmittag treffen sich dann alle wieder in der Zunftscheune um nach hoffentlich erfolgreichen Haustürgeschäften Kassensturz zu machen. Und damit geht dann auch ein sehr schöner Fasnetsbrauch allmählich zu Ende.

Diese drei Jungs verkünden per Megafon bis in den letzten Winkel Rangendingens ihre Ankunft. Foto: Kost

Nächstes Wochenende großes Tiermaskentreffen

Aber natürlich nicht die Rangendinger Fasnet, denn die steht erst noch vor der Tür. Sie bietet in diesem Jahr etwas Besonderes. Am nächsten Samstag, 22. Februar, gibt es zum 30-jährigen Bestehen der Jägi-Tanzgarde Wettbewerbe für Showtanzgruppen und Tanzgarden in der Turn- und Festhalle. Um 12 Uhr beginnt der Auftritt der Kinder- und Juniorgarden. Ab 20 Uhr folgen die Auftritte der großen Garden. Und am Wahlsonntag, 23. Februar, ist zum 25-jährigen Bestehen der Strohbären und Bärentreiber ab 13.33 Uhr ein großer Tiermasken-Umzug.