Handarbeit ist bei guten "Kiachla" gefragt. Quelle: Unbekannt

Die Narrenzünfte und -gilden landauf, landab standen auch in diesem Jahr wieder vor der schweren Aufgabe, ihr Narrenschiff durch die Wellen der Pandemie und die dadurch bedingten Untiefen der nahezu täglich wechselnden Vorgaben zu manövrieren. Die Narrenzunft "Zigeuner" Untertalheim zieht nun Bilanz.

Horb-Talheim - Können wir unser Brauchtum pflegen? Dürfen wir das Rathaus stürmen? Ist Fasnet oder nicht? Dürfen wir einen Umzug machen oder zu einer Party einladen? Fragen, mit denen sich auch die Vorstandschaft der "Zigeuner" aus Talheim – Pardon, aus "the Täl" – auseinandersetzen musste. Und das im 60. Jahr ihres Bestehens, das ursprünglich groß gefeiert werden sollte.

Notgedrungen einigte man sich im Zigeunertäle darauf, dass man auf die großen Events wie Zigeuner- und Hexenball, den sonntäglichen Umzug oder den so beliebten Seniorennachmittag in dieser Saison verzichtet und dafür mit einem abgespeckten Programm in die fünfte, die angeblich schönste, Jahreszeit geht.

Mit der Rathausstürmung am "Schmotziga Douschtich", bei der man gemeinsam mit den "Brechaloch Hexa" den "Änton" Ade aus seinem Rathaus im "Täl" jagte und ihm den Schlüssel, das Symbol seiner Macht, abnahm, stieg die Narrenzunft in die tollen Tage ein.

DJ MoBo befeuert Partygäste mit heißer Musik

Am darauffolgenden Freitag feierte man nach Einbruch der Dunkelheit einen Hexenball mit Tanzverbot auf dem Freigelände hinter dem Vereinsheim. Ganz wie es sich für echte "Zigeuner" gehört, versammelten sich die Zunft und einige ihrer Gäste – insgesamt durften 125 Personen, streng nach der 3G-Regel an diesem Hexenball der besonderen Art teilnehmen – ums Lagerfeuer. Extra dafür hergestellte Feuertonnen sorgten für echte Wärme, und DJ MoBo befeuerte die Partygäste zudem mit heißer Musik aus der Konserve. Wem es trotzdem immer noch kalt war, der konnte sich mit einem selbst gemachten "Zigeuner-Likör" an der Bar von innen wärmen.

Nachwuchs hat tänzerisch so Einiges auf dem Kasten

Der Samstag gehörte dann dem Nachwuchs. In einem Kinderumzug ging es vom Rathaus hoch auf das Vereinsgelände. Die Zigeuner-Minis, Grundmännle und Waldhexen waren in Begleitung einiger Erwachsener unterwegs und zeigten sehr zur Freude vieler Familienangehöriger, was sie tänzerisch schon so draufhaben. "Wir sind richtig stolz auf unseren engagierten Nachwuchs", so das Fazit von Martin Stanger, dem Pressesprecher der Talheimer Zigeuner.

Ein weiteres Highlight in dieser Saison war dann am Sonntagmittag die Narrenmesse, die Knut Peter auf dem Kirchplatz der St. Michael und Laurentius-Kirche im Freien zelebrierte und der anschließende Kulturspaziergang, bei dem ein Großteil der Zunft gemeinsam im Häs unterwegs war.

"Fasnetskiachle" sind der absolute Renner

Der absolute Kracher war aber ohne Zweifel der "Fasnetskiachle"-Verkauf im Drive-In an der Zunftstube. Eigentlich ein Versuchsballon, um diesen Tag wenigstens mit einem kleinen Angebot zu füllen, wurden die fleißigen Teams teilweise geradezu von der Nachfrage überrollt. Weit mehr als 600 "Fasnetskiachle", jedes liebevoll von Hand hergestellt und frisch ausgebacken, wurden in den drei Stunden, in denen der Drive-In-Schalter vor dem Vereinsheim geöffnet war, von Nathalie Lutz und ihrem Freund Martin Stanger verkauft.

"Thermo-Mix-Zigeuner" ist das "neueste Vereinsmitglied"

Wichtigster Mitarbeiter der drei Damen, die für den Teig, das Ausrollen und das zuschneiden der in Fett gebackenen Köstlichkeiten zuständig waren, war der "Thermo-Mix-Zigeuner", den die Ladys als ihr "neuestes Vereinsmitglied" herzlich willkommen hießen.

Während die Damen im Vereinsheim ein Blech nach dem anderen mit Rohlingen belegten, war das Männerteam in der Fahrzeughalle ununterbrochen damit beschäftigt, die "Kiachle", die als letzte deftige Speise vor der anstehenden Fastenzeit schon weit mehr als Tradition sind, auszubacken und runter an den Verkaufsstand zu schaffen. Mit dieser Idee landete die Narrenzunft "Zigeuner Untertalheim" einen echten Kracher, der geradezu nach einer Wiederholung schreit.

Große Vorfreude auf das nächste Jahr

Mit dem symbolischen Verbrennen der Waldhex am Dienstagabend ging diese Fasnetssaison dann wieder einmal viel zu schnell zu Ende. Doch in "the Täl" freut man sich auf das kommende Jahr und hofft, dass man dann wieder mit allem Pipapo die Fasnet feiern darf. In diesem Jahr hat man eben aus dem wenigen, was möglich war, das Beste herausgeholt, so die Bilanz 2022.