Die Glaserzunft Herzogenweiler feiert einen runden Geburtstag. Sie ist offiziell 40 Jahre jung. Gefeiert wird aber eher im kleinen Rahmen und mit einem Besuch eines auswärtigen Umzugs mehr als sonst.
Auch wenn der Verein erst 40 Jahre alt ist, die Fasnet wurde im Ort damals nicht neu erfunden.
Fasnetstreiben in verschiedenen Ausformungen gab es schon lange auch ohne offiziellen Vereinsbetrieb. Bis in die 1920er-Jahre lässt sich der Brauch des „Fasnetsrennens“ zurückverfolgen.
Am Fasnetssonntag trafen sich Kinder, Jugendliche und fasnetsnärrische Alte verkleidet auf der Straße und zogen von Haus zu Haus, um den Bewohnern ihre Schandtaten vorzuhalten. Um die Bande wieder los zu werden, musste man sich auslösen, meist nicht nur mit Fasnetsküchle, auch mit Most, Schnaps und Zigarren.
Nach dem Krieg wurde der Brauch wieder aufgenommen, die Teilnehmerstruktur änderte sich jedoch. Nur noch Schulkinder nahmen teil. Fasnetsrennen gibt es auch heute noch, am Fasnetsfreitag-Nachmittag. Daran nehmen auch wieder Erwachsene teil, hauptsächlich Mütter, die sich um ihren Narrensamen kümmern.
Die Vereinsgründung
Anlass für die Vereinsgründung war, dass einige junge Narren jahrelang mit einem Mottowagen am Montagsumzug in Vöhrenbach teilnahmen und sich sagten: Warum machen wir eigentlich keinen eigenen Verein. Als offizielle Narren wolle man sich nach Außen aber doch schon etwas „zivilisiert“ darstellen. Deshalb nahm man sich die ehemaligen Glasmacher als Vorbild, und nicht irgendein Sagengeist aus den umliegenden Wäldern. Götti-Zunft wurden aus Pfaffenweiler die Wolfbach-Rollis.
Die Bälle
Fastnachtsbälle gibt es seit 1957, es waren die Hausbälle des Hirschenwirts. Um 1980 übernahm die Feuerwehr die Regie bei den Bällen. „Dabei kam es auch zu Aufführungen und Vorträgen, die schon mal die Gemüter erhitzten“, weiß Gründungsmitglied Gerhard Blessing zu berichten. Bis heute ist der Glaserball am Fasnet-Freitagabend. In der kurzzeitigen wirtelosen Zeit im Hirschen vor 15 Jahren diente das Kühlhaus als Kappenabend-Lokal. Das frühere Kühlhaus hatte die Glaserzunft in den Jahren ab 1993 in Eigenarbeit zum Vereinsheim umgebaut.
Die Bevölkerung hat im Grunde genommen immer ohne zu murren jedes Fest mitmacht. Denn als Nachbar muss man in der Gegend vom Vereinsheim, auch Kühlhaus oder Glaserstüble genannt, schon einiges aushalten. Aber die Nachbarn feiern ja auch selbst gerne mal mit. Die Glaser haben ihr eigenes Narrenlied und auch ihre eigene Glaser-Musik.
Über 20 Kinder im Häs
50 aktive Hästräger hat die Glaserzunft zurzeit, hinzu kommen über 20 Kinder im Häs, und rund 50 passive Mitglieder. Das heißt, mehr als die Hälfte der Bevölkerung sind bekennende Narren.
Lange Jahre waren viel mehr Kinder als Erwachsene im Häs. Das hat sich zwischenzeitlich ausgeglichen, denn der Nachwuchs blieb und engagiert sich heute im Verein. Überhaupt, „im Großen und Ganzen“ harmoniere es schon zwischen den Mitgliedern, war von der Alt-Vorsitzende Claudia Neininger zu erfahren, die selbst 20 Jahre lang das Narrenzepter schwang. Einen großen Verschleiß an Vorsitzenden hatte der Verein nicht. Ihre Vorgänger waren Martin Heine, Arno Laubis und Carola Blessing. Seit einem Jahr ist Daniel Hessenius Glaserchef.
Die Teilnahme an auswärtigen Umzügen hält sich in sehr überschaubarem Rahmen und es geht fast ausschließlich in die nähere Umgebung, denn man pflegt gerne die Nachbarschaft. Das Fasnetsgeschehen vor Ort beginnt am Schmotzige mit dem Sturm auf das Rathaus mit Schlüsselübergabe. Am Freitag ist das traditionelle Fasnetsrennen der Kinder und am Abend der Bunte Abend im Dorfwirtshaus.
Aber auch unterm Jahr ist der Verein aktiv. Sommerfeste, Bürgernachmittage, Kinder- und Jugendbetreuung und Dorfgeschichten im Rahmen von Vorträgen gehören zum Angebot. Auch wird im „Stüble“ an bestimmten Tagen gewirtet.