Häs, das Helga Klaiber (Zweite von links) angefertigt hat, geht jetzt an die Trillfinger Narren. Das Bild zeigt sie mit ihrer Tochter Michaela und Enrico Kienzle (Zweiter von links) und Jacob Bodenmüller vom Narrenverein. Foto: Thomas Kost/Thomas Kost

Die Hochzeitsgesellschaft und die Zigeunerinnen prägen neben Teufeln, Hanswürsten oder den sieben Schwaben das Gesicht der Trillfinger Kinderfasnet. Das Häs dafür hat Helga Klaiber angefertigt.

Diese Woche kam es zum Übergabetermin im Hause von Tochter Michaela Marienfeld. Insgesamt 19 Hästeile, darunter das Brautkleid, Anzüge aber auch die prächtigen Kleider für die Zigeunerinnen wechselten den Besitzer.

 

Seit über 40 Jahren Kinder an der Fasnet eingekleidet

Helga Klaiber ist nicht nur gelernte Damenschneiderin, sondern auch selbst ein großer Fasnetsfan. Deshalb hat sie die Mädchen, die sich an der Trillfinger Kinderfasnet beteiligen, seit über 40 Jahren aus ihrem großen Fundus mit Häs eingekleidet – die Hochzeitsgesellschaft wird dabei immer von den Mädchen aus der siebten Klasse gebildet, die Zigeunerinnen von den Mädchen der neunten Klasse.

Dass es dafür bei Helga Klaiber die benötigte Ausstattung gab, ist im Ort kein Geheimnis. Und so kommen jedes Jahr die Mädchen mit ihren Müttern oder Omas in ihre Nähstube. Dann wird anprobiert und im Bedarfsfall von der Schneiderin das Häs auch schon mal an die Trägerin angepasst. Nach der Fasnet bringen die Kinder die Ausstattung wieder zurück; dann verstaut sie Helga Klaiber bis zur nächsten Fasnet sorgfältig auf ihrem Dachboden.

Narrenverein Trillfingen hat gerne „Ja“ gesagt

Doch dieses Jahr wird sie 83 und deshalb will sie die Kinderfasnetskostüme und die damit verbundene Verantwortung in jüngere Hände geben. Also hat ihre Tochter bereits im November Kontakt mit dem Trillfinger Narrenverein aufgenommen, ob er das Häs für die Kinderfasnet nicht abkaufen und übernehmen wolle.

So sieht die Hochzeitsgesellschaft beim Umzug an der Kinderfasnet aus. Foto: Kost/ K0st

Mit diesem Vorschlag hat sie offene Türen eingerannt. „Für uns ist das eine sehr gute Lösung“, meinte der erste Vorsitzende Enrico Kienzle. Schließlich hat der Verein nämlich schon verschiedenes Kinderhäs in seinem Besitz – zum Beispiel für die Hanswurste oder die Teufel – und so konnte er seine Sammlung nun mit einem Brautkleid, sechs Zigeunerinnen-Ausstattungen, vier Herren- und sechs Damen-Outfits vervollständigen.

Damit ist das meiste Häs der Kinderfasnet in einer Hand und kann künftig immer gegen eine Kaution verliehen werden. „Für uns ist das besser, als wenn das Häs zu ganz neuen Besitzern gewechselt wäre und man irgendwann nicht mehr weiß, wer was hat und man die Sachen bis zur Kinderfasnet gar nicht mehr zusammenbekommt“, so Kienzle.

Die Teufel sind weitere markante Figuren der Trillfinger Kinderfasnet. Foto: Kost/Kost

Flohmarkt mit Fasnetshäs

Helga Klaiber hat aber nicht nur für die Kinderfasnet Häs angefertigt, sondern auch viel andere närrische Bekleidung und Accessoires gesammelt. Dieses wird am heutigen Freitag von 16 bis 19 Uhr und am morgigen Samstag von 11 bis 16 Uhr beim Fasnetshäs-Flohmarkt im Haus von Michaela Marienfeld (Im Engental 11) angeboten.

Auf Interessenten warten dort mehr als 100 Teile, vieles davon selbst genäht. Darunter Häs für die Altweiberfasnet, Fasnetshäs im Partnerlook, Fasnetshüte, alte Handtaschen, Fasnetsmasken und sonstige Ausstattungen für Erwachsene oder Kinder. Die Kostüme eigenen sich nicht nur für die Fasnet, sondern auch für Theater oder Schulaufführungen.

Info

Die fest stehenden Figuren
und Gruppen haben in Trillfingen nicht nur eine lange Geschichte, sie geben der Kinderfasnet am Auseliga in „Hohenschulfingen“ auch ein Alleinstellungsmerkmal im Raum Haigerloch. Nirgendwo sonst gibt es etwas Vergleichbares. In seinem Buch „Fastnacht in Haigerloch“ erwähnt der früher als Journalist, Redakteur und Buchautor tätige Karl-Werner Steim, dass der Umzug an der Kinderfasnet „ununterbrochen seit 1924“ stattfindet. Vermutlich ist er sogar noch älter. Der Kinderumzug mit seinen festen Gruppen ist damit nach dem nur alle paar Jahre stattfindenden Männersäen der zweitälteste Fasnetsbrauch in Trillfingen. Das Männersäen soll laut einer Erwähnung im Trillfinger Heimatbuch von 1975 schon im 18. Jahrhundert stattgefunden haben.