Der neue Haigerlocher Bürgermeister Heiko Lebherz gab als Ritter verkleidet eine gute Figur auf der Bräutelstange der Narrenzunft ab. Foto: Kost/Thomas Kost

Was für ein Spektakel: Bei der ersten Entmachtung des neuen Stadtschultes Heiko Lebherz durch die Haigerlocher Narrenzunft herrscht eine Stimmung wie in einem voll besetzten Fußballstadion.

Man kann sich kaum daran erinnern, wann bei einer Schultesabsetzung auf dem Marktplatz so eine Stimmung geherrscht hat. Ständig wurde das festgelegte Entmachtungsprozedere durch die bekannten Haigerlocher Fasnetsrufe unterbrochen. Und wie eine Fußball-Fankurve skandierten die Bräutelbuben immer wieder den Ruf „Heiko Lebherz!“.

Deutlich mehr Publikum als in anderen Jahren

Alles lachte, schunkelte und sang und tanzte. Auch das Publikum war am Abend des Auseliga in deutlich größerer Zahl als in anderen Jahren auf den nachtdunklen Markt-Platz gekommen. Alle wollten sehen, wie sich der neue Bürgermeister der Stadt bei seinem ersten Ritt auf der Bräutelstange und seiner ersten Rede ans Narrenvolk schlägt.

Kerzengerade und im Gewand eines Ritters ritt Heiko Lebherz auf der Bräutelstange, auf den Marktplatz ein. Dreimal wurde er zu den Klängen des Haigerlocher Bräutelmarsches um den Brunnen getragen. Danach sprach er die von Maik Halm vorgetragene Schwörformel nach, bis Aschermittwoch von allem närrischen Tun im Rathaus abzulassen.

Heiko Lebherz genießt das Prozedere sichtlich

In seiner ersten Rede ans Narrenvolk (natürlich auf Schwäbisch), wollte Lebherz zwar nicht ganz verstehen, warum man einen gerade erst neu gewählten Bürgermeister jetzt schon wieder fortschicken wolle, aber er gab sich einsichtig und nahm’s locker. „Ich glaub i gang freiwillig s‘isch vielleicht s‘Bescht, aber et bevor mr in Hoagerloch hand a rechtes Fescht“. Es sei seine erste Fasnet in der Stadt und das sei doch ein Grund es krachen zu lassen, meinte Lebherz und bekam dafür viel johlende Zustimmung.

Narren geben Ratschläge

Die ersten Wochen in der Stadt hätten ihm viel Spaß gemacht betonte der Stadtschultes und hoffte, dass nicht nur die Narren ihn ins Herz schließen. Und wenn mal was schief gehen sollte, nicht so schlimm: „Wenn der Schultes Lebherz in Zukunft domme Sacha duat macha, dann gibt’s wenigstens was zom Lacha“.

Miryem Nesch, eine der drei Vorstände der Narrenzunft, hatte dem neuen Mann im Haigerlocher Rathaus gleich ein ganzes Paket an Aufgaben mitgebracht, deren Erfüllung sich die Narren wünschen. Ein bisschen bange ist den Narren nicht nur vor den tiefen Schlaglöcher auf den Straßen im Städtle (Nesch: „Im ZickZack müsset die Grombieradrucker jucka, sonst würde sie der Abgrund verschlucka“), sondern auch vor der Frage, wo sie denn Fasnet feiern sollen, wenn die Witthauhalle einer Generalüberholung unterzogen wird. Da würden sie sich doch sehr freuen, wenn sie im Bürgerhaus oder im Rathaus die Korken knallen lassen könnten.

Kauf des Schlosses wär ein Traum

Noch viel schöner wäre es, wenn die Stadt das leerstehende Schloss kaufen und der Narrenzunft überlassen würde. „Hoch über Haigerloch würden wir dann residieren und könnten und richtig toll präsentieren“, träumte es Miryem Nesch schon von einem riesigen Narrenmuseum, das Haigerloch mit einem Schlag zur Kulturhauptstadt des Landes macht.

So gab es noch einige Tipps und spitze Bemerkungen. Zum Schluss und Zeichen des endgültigen Machtwechsels wurde Narrenvorstand Frank Graf auf die Bräutelstange gesetzt und dreimal um den Marktplatz-Brunnen getragen. Begleitet von Stadtkapelle, Narren und Zuschauern ritt er schließlich „uff dr Stang“ in die Nacht davon. Ziel war das Gasthaus Krone in der Oberstadt, wo zünftig Fasnet gefeiert wurde.