Gut gelaunt ließ sich Oberbürgermeister Julian Osswald aus dem Rathaus führen. Foto: Beyer

Oberbürgermeister Julian Osswald wurde beim traditionellen Rathaussturm in Ketten abgeführt und von den Narren angeklagt. Doch auch Osswald nutzte die Gelegenheit für eine kleine, humorvolle Stichelei in Richtung des Gemeinderats.

„Ab heute regiert die Narretei“, verkündete der Anführer der Narrenschar, die am Donnerstagnachmittag das Rathaus stürmte. Die Narren zogen zur Titelmelodie des Sportfilmklassikers „Rocky“ – gespielt von den Grenzweg-Sinfonikern – vor das Rathaus. Oberbürgermeister Julian Osswald war mit Schlafmütze und Kittel als „Deutscher Michel“ verkleidet und zeigte sich zunächst nur am Fenster.

Gemäß der Tradition verweigerte Osswald zunächst, seinen Amtssitz zu verlassen. „Ich bleib’ in meinem Rathaus drin“, rief Osswald. Doch schon bald erschienen neben ihm zwei Gestalten im Häs. Osswald rief noch: „Narri, Narro“, dann war er vom Fenster verschwunden.

In Ketten – aber fröhlich

Kurz darauf ging die Rathaustür auf und mehrere kräftige Narren im Häs der Bärenfänger führten den in Ketten gelegten Osswald auf den Marktplatz. Doch der erwies sich als fröhlicher Gefangener, lachte und winkte ausgelassen mit dem überdimensionierten Rathausschlüssel, den er an die Narren übergeben musste.

Vor dem Rathaus machte die versammelte Narrenschar dann dem Stadtoberhaupt den Prozess. Dabei fiel die Anklage der Hästräger aber äußerst milde aus. „Seit Jahrzehnten warten wir auf den Tunnel“, klagten die Narren wie schon so oft. Die Erwähnung des Krankenhausneubaus und der Schaffung modernen Wohnraums klang dann schon mehr nach Lob als nach Anklage.

Die Mitarbeiter des Standesamts und des Bürgerservice hatten sich als Putzfrauen und Hausmeister verkleidet. Foto: Beyer

Wesentlich schärfer hingegen erwies sich die Zunge des Oberbürgermeisters. „Wir müssen die Adlersteige sanieren und dafür die Pflastersteine sortieren“, dichtete Osswald. Denn diese Pflastersteine würden dann wieder eingesetzt. „Das ist wahr. Damit es aussieht wie vor 300 Jahr.“ Das konnte durchaus als kleiner Seitenhieb auf die jüngste Entscheidung des Gemeinderats verstanden werden.

Auch über die Aufregung rund um die „Tag X“-Aktion machte sich Osswald lustig. So wunderte er sich, dass manche etwas Illegales dahinter vermutet hatten – obwohl eines der Plakate im „Vorgarten der Ortspolizei“ gehangen habe.

Beamte in Feierlaune

Zur närrischen Stimmung trugen auch die Mitarbeiter der Stadtverwaltung bei. Jede Abteilung hatte sich dabei zu einem bestimmten Thema kostümiert. So erschien das Baurechts- und Ordnungsamt im Western-Look. Für das beste Kostüm wurden aber später die Mitarbeiter des Standesamts und des Bürgerservice ausgezeichnet. Sie hatten sich als Putzfrauen und als Hausmeister verkleidet und dafür am meisten Applaus bekommen.

Auch einige Hexen waren beim Rathaussturm dabei und tanzten zur Musik der Grenzweg-Sinfoniker. Foto: Beyer