Das Fasnetsbrauchtum wird mit neuen Ideen lebendig gehalten und auch das Rössle ins närrische Geschehen eingebunden.
In den fast 68 Jahren seit ihrer Gründung 1957 hat es die Narrenzunft Boll verstanden, Traditionen zu pflegen und neue Impulse zur rechten Zeit zuzulassen.
Beispiele sind die Gründung der Garde Mitte der 1960er-Jahre oder der Kinderball seit 1977. Die traditionellen Narrentypen Narro, Hansele und Schantle werden seit seiner „Erfindung“ 1972 vom Uhu ergänzt. Selbst die Uhularve unterlag dem Wandel, als ein neuer Maskenschnitzer gefunden werden musste.
Uhutanz und Narrensprung
Der Uhuflug über den nächtlichen Rathausplatz zur offiziellen Fasnetseröffnung mit Entmachtung des Ortsvorstehers und Schlüsselübergabe an die Zunft ist jünger, als man vermuten mag. Das Spektakel wurde 2012 ins Leben gerufen und lockte wieder zahlreiche Schaulustige an. Jeder, in dessen Brust ein närrisches Herz schlägt, erfreut sich an diesem liebgewonnenen Ritual.
Es beinhaltet den Einmarsch der Elferräte und Narren mit dem Musikverein, den Uhutanz und einen Mini-Narrensprung aller Narrentypen mit Brezelsegen. Erstmals erhielt auch das neue Boller Rössle seinen Platz.
Pause im Rathaus
Erschaffen mit viel Eigeninitiative der Rössle-Gruppe, die den Segen des Elferrats und die Zustimmung der Mitglieder einholte, begleitet es seit Dreikönig die Zunft bei allen Umzügen und Brauchtumsterminen. Das stolze Ross, das am Fasnetsamstag auf den Namen „Bollivia“ getauft wurde, forderte seine Treiber übermütig heraus. Das Publikum belohnte das erfolgreiche Klepfen ebenso mit Applaus und Sympathie wie die tanzenden und fliegenden Uhus. Sie alle brauchen Kondition und den Mut, sich freiwillig vor aller Augen dem Nervenkitzel zu stellen.
Zunftpräsident Veit Heumann zollte den Hästrägern höchsten Respekt für ihre sportlichen Leistungen unter der Maske, verordnete den Ortschaftsräten eine Pause und beanspruchte die Macht über das Rathaus.
Offenheit für Neues
Bevor der stellvertretende Ortsvorsteher Thomas Luthardt den Schlüssel herausrückte, skizzierte er in Reimen die jüngsten Wahlen und Geschehnisse der Kommunal- und Bundespolitik. Ob falsche Ideologie, unliebsame Nachbarbauten, Friedhofsproblem oder Großbrand, selbst heikle Themen brachte er auf den Punkt.
Er beschwor den Zusammenhalt sowie Fairness und die Offenheit, neuen Dingen und Bürgern positiv zu begegnen.