Die Bisinger Narren haben das Landratsamt in Balingen gestürmt. Der Landrat musste den Zehnten abtreten.
„Dia Fasnet regieret mir selber“, heißt es im Bisinger Narrenmarsch. Dass die Nichthuldiger und Kirchamäus das ernst nehmen, zeigt sich Jahr für Jahr am „Schmotzigen“ beim Sturm auf das Balinger Landratsamt.
Angeführt von der Lumpenkapelle „Daagdieab“ zogen die Narren mit Hangagoascht und Wedelweible ein. Auf Widerstand trafen sie nicht. Im Gegenteil: Die Ämter und Dienststellen hatten sich närrisch herausgeputzt, jeweils zu einem selbst gewählten Thema. So sah man die Mitarbeiter des Gesundheitsamts als Insekten und Spinnentiere nach dem Motto „Auch wir sind Lebensmittel!“, das Abfallwirtschaftsamt als Klärgrubentaucher und die direkten Mitarbeiter von Landrat Pauli als „nicht ganz backene“ Muffins.
„Narramuadr“ Roswitha Schmid konstatierte: „Wer heut’ sagt, er ist kein Narr, der hat halt gelogen.“ Der Landrat, den sie wegen seiner Online-Talkrunden „über Wichtiges und Unwichtiges“ zum „Gottschalk von der Zollernalb“ deklariert hatte, konterte auf diverse Vorwürfe zu kalten Büros und neumodischem, digitalem „Klump“, dass er die Bisinger Narrenschar drei Jahre vermisst habe, dass man in der Tat umweltfreundlich agiere, und dass das Landratsamt mittlerweile zur „Wohlfühl-Oase“ mutiert sei.
Brav entrichtete er, wie das seit Amtsantritt von Landrat Heinrich Haasis Brauch ist, den Zehnten – und prompt drückte ihm „Narramoaster“ Jonas Ott den Stempel auf. Nicht auf die Stirn, wie es normalerweise praktiziert wird, sondern auf die Hand. Denn alles andere wäre ob der vielen Schminke gar nicht möglich gewesen. Danach wurde noch gefeiert. Ordentlich, den in den drei fasnetslosen Jahren war ein gewisses Vakuum entstanden.