Quelle: Unbekannt

Fasnet im Jahr 2050: Nur noch ein paar Ewiggestrige treffen sich auf dem Sportplatz, um sich zu besaufen und zu schlagen. Ein über die hoffnungslose Zukunft der närrschen Zeit 

Fasnet im Jahr 2050: Nur noch ein paar Ewiggestrige treffen sich auf dem Sportplatz und feiern Bräuche, die sie selbst nicht verstehen. Sie tun es, um sich ungehemmt zu besaufen und anschließend zu schlagen. Eingezäunt von hohem Stacheldraht sind die Narren unter sich und die Hexen müssen sich gegenseitig ärgern. Da hält sich der Hohn in Grenzen.

Manch einen überkommt Wehmut, wenn er sich an frühere Zeiten erinnert: Ganze Städte hatten da die Narren im Griff, konnten sich über Rückhalt in der Bevölkerung freuen und fröhlich ihre Tänze aufführen. Über die Jahre verkam die Fasnet aber immer mehr zur Ausrede, sich daneben zu benehmen. Brauchtum und Wurzeln der Narretei wurden immer mehr vergessen.


Stimmt, da war doch 2010 ein lispelnder Ministerpräsident im Amt, der sich völlig unwissend über die Hintergründe, an Fasnet immer unter die Narren mischte. Wie hieß der nochmal? Foto: dpa

Die Zünfte waren lange auf Nachwuchssuche. Erfolglos, denn die Jungen wollten nur eins: Sich zuschütten, wegballern. Und das geht halt auch ohne teure Verkleidung, ist jederzeit möglich, nicht nur während der Fasnet. Dabei sah in den 1990er Jahren noch alles ganz anders aus:

Es herrschte geradezu ein Fasnets-Boom. In jedem noch so kleinen Örtchen gründete sich eine Narrengruppe oder Zunft, auch wenn der Ort eigentlich evangelisch war und mit dem katholisch/heidnischen Brauch wenig zu tun hatte. Die Narrenvereine nahmen sich zwar gegenseitig die Mitglieder und die Besucher der Umzüge weg, das kümmerte aber die Gründer wenig; Hauptsache, sie hatten ihre eigene Gruppe.

Konkurrenz bildete sich unter den Narren. Es gibt nicht viele Wochenenden zwischen 6. Januar und Aschermittwoch, an denen man feiern kann und die sind schnell ausgebucht. Als die Fasnet immer tiefer in die Krise geriet und immer mehr negative Schlagzeilen produzierte, die Narren literweise Alkohol in sich reinkippten und sich kaum mehr auf den Beinen halten konnten während der Umzüge, erkannten auch die Zünfte den Ernst der Lage.

Sie stellten Verhaltensregeln auf, wollten die Fasnet attraktiver machen. Nur hielten sich die wenigsten daran und machten erst gar nicht mit bei solchen Gruppen. Im Jahr 2010 enthielt der Polizeibericht dann fast mehrheitlich Meldungen über besoffene und aggressive Narren. Nun drehte auch die Bevölkerung ihnen den Rücken zu.

Immer weniger kamen zu den Umzügen, was aber auch an den Gruppen selbst lag, die stundenlang sich selbst feierten. Bei einem der letzten Versuche, die Fasnet auszurufen, wurden die Narren zur Stadt hinaus gejagt, die Leute hatten genug.

Zurück ins Jahr 2050: Längst haben fetzigere Veranstaltungen der Fasnet den Rang abgelaufen. Bei jeder Hockete kommt mehr Stimmung auf und die Besucher werden weder belästigt noch geschlagen. Natürlich wird nach wie vor Alkohol getrunken. Aber die Leute werden lustig statt aggressiv.

Mit Tradition kann keiner mehr so recht was anfangen; der Blick ist nach vorne gerichtet statt wie früher zurück.

An Fasnet erinnert sich kaum noch einer...