Unsere Fasnets-Reporterin (2. von links) hat sich wohl gefühlt auf der Fasnet und wünscht dies auch allen anderen. Foto: Bartler-Team

Exzesse, Übergriffe, Gewalt - wo ist die Freude an der Fasnet geblieben? Unsere Reporterin hat sich ihr eigenes Bild gemacht.

Alkoholexzesse, sexuelle Übergriffe, Gewalt – immer wieder erleben Besucher der Fasnet die Schattenseiten der "fünften Jahreszeit". Beinahe jeden Tag, den die Fasnet voranschreitet, erreichen neue Schreckensmeldungen die Öffentlichkeit. Wie beispielsweise aus Gundelfingen (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald), wo ein 15-jähriges Mädchen Opfer eines sexuellen Übergriffs wurde. Oder aus Münstertal Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald), wo ein Mann einer 20-Jährigen das Handgelenk gebrochen hat – nur weil diese ihn aus Versehen angerempelt hatte. In Villingen (Schwarzwald-Baar-Kreis) soll ein 26-Jähriger ein siebenjähriges Mädchen belästigt haben. Einen Fasnets-Reporter von schwarzwaelder-bote.de wurde in den Schritt gefasst. Verkommt die Fasnet langsam zu einer Zeit der rauen Sitten?

Meine Vorfreude war groß, als ich den Auftrag erhielt, als Fasnets-Reporterin auf eine große Veranstaltung in einem Fest- und Barzelt zu gehen und dort einen Videobeitrag zu drehen. Als mein Kollege mir dann aber von seinen unschönen Erlebnissen bei einem Nachtumzug erzählte, erhielt die Freude einen Dämpfer. Würde ich so etwas auch erleben, wenn ich als Reporterin durch das Zelt gehe? Und wie würde ich reagieren?

Als ein Kollege und ich am Tag der Veranstaltung das Festzelt betreten, ist die Party bereits in vollem Gange. Überall schunkeln verkleidete Menschen, auf der Bühne führt eine Zunft nach der anderen etwas vor. Auch im Barzelt im hinteren Teil des Festzelts ist schon einiges los. Die Helfer der Veranstalter-Zunft kommen beim Getränke Ausschenken kaum hinterher. Nach und nach schnappen wir uns feierwillige Besucher, um ihnen vor der Kamera ein paar Fragen über den Abend zu stellen. Einige von ihnen schauen recht verschreckt drein, als wir ihnen das Mikrofon vor die Nase halten. Freundlich und gut gelaunt sind sie aber alle. Und in keinster Weise zudringlich.

Auch im weiteren Verlauf des Abends, als die Aufnahme längst im Kasten und die Kamera verstaut ist, bestätigen sich meine Befürchtungen nicht. Die Stimmung wird von Stunde zu Stunde ausgelassener, die Bar voller, die Musik lauter. Es ist eng. Ab und zu wird man versehentlich angerempelt von jemandem, der sich einen Weg zur Theke bahnen möchte. Ebenso passiert es aber auch uns, dass wir gegen jemanden laufen, wenn wir versuchen, uns durch die Bar zu bewegen. Ein "Sorry" hier, ein "'Tschuldige" da – dann geht die Party weiter.

Bei der Fasnets-Veranstaltung sind viele Sicherheitsleute präsent. Grund zum Eingreifen haben sie jedoch kaum. Auch als ich alleine durch die Bar und das Zelt spaziere, gibt es keine einzige Situation, in der ich mich unwohl fühle. Alle sind friedlich, genießen einfach nur die Feier. So wie es sein soll. Später kommt das Lied "Walking on Sunshine" - und genauso wie das Lied fühlt sich diese Party an: Voller Glücksgefühle.

Beim großen Umzug zwei Tage später dasselbe Bild: Hästräger, die Freude daran haben, Schabernack mit den Zuschauern zu treiben, die aber auch die Grenzen des guten Geschmacks zu kennen scheinen. Von unsittlichen Berührungen oder Unachtsamkeit gegenüber unserer technischen Ausrüstung keine Spur. Die Zuschauer haben Spaß, die Zünfte auch.

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Für mich war meine erste Fasnet als Reporterin ein durch und durch positives Erlebnis. Natürlich darf man die Geschehnisse, die auf anderen Veranstaltungen passiert sind und leider immer wieder passieren, nicht kleinreden. Berührungen gegen den Willen des anderen oder gar Gewalt sind Dinge, die auf keine Feier und auch sonst nirgendwohin gehören. Doch ist es beruhigend zu wissen, dass es Fasnets-Partys gibt – wahrscheinlich sogar die allermeisten – auf denen für alle nur eines im Fokus steht: Miteinander Spaß haben und das Leben feiern.