Bei Tobias Breitling, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit, und Zunftmeister Timo Holst ist die Vorfreude auf die Fasnet 2023 riesig. Foto: Cools

Spätestens wenn das neue Jahr begrüßt wurde, heißt es wieder: "’S goht degege". Uns verrät die Narrenzunft Sulz, was sie für die erste "richtige" Fasnet nach Corona plant und wohin die Entwicklung langfristig geht.

Sulz - Die erste "richtige" Fasnet – verspürt der Zunftmeister da Druck? Schließlich ist Timo Holst im August 2021 frisch ins Amt gewählt worden und hat in seiner neuen Rolle bisher nur eine coronabedingt abgespeckte Version der Sulzer Fasnet 2022 erlebt. "Ich mache mir da keinen Druck. Bei mir ist es eher eine Mischung aus Vorfreude und dem Anspruch, das auf meine eigene Art gut zu machen", sagt er.

Was ihn beflügle, sei die riesige Motivation im Narrenzunft-Gremium. Einigen Vereinen falle es nach der Coronazeit schwer, die Mitglieder bei der Stange zu halten und die Motivation fürs ehrenamtliche Engagement hoch zu halten, wie er mitbekommen habe. In der Sulzer Narrenzunft sei die Stimmung dagegen eher nach dem Motto: Jetzt erst recht. "Wir packen das auf Augenhöhe miteinander an und haben Spaß daran", sagt Holst.

Neue Ideen entwickelt

In der Corona-Zeit hat die Zunft aber auch keine Däumchen gedreht. Stattdessen wurden neue Ideen entwickelt, die nun auch langfristig übernommen werden sollen. Eine davon ist das Glockenputzen in Sulz, das 2022 zum ersten Mal stattfand. "Damit wollten wir nicht nur die Menschen und Narrenkleider auf die Straße bringen. Man sollte auch hören, dass Fasnet ist", erklärt Holst.

Die Glockenputzertruppen, bestehend aus rund 40 Narren, gingen dabei mit jeder Menge guter Stimmung und Reinigungsutensilien im Gepäck zu im Vorfeld angemeldeten Haushalten – als "Einkehrstationen" sozusagen, wo sie an der Haustür gute Stimmung verbreiteten. In den Straßen war zudem Guggenmusik zu hören. Die Aktion sei bei allen sehr gut angekommen, sagt Tobias Breitling, bei der Zunft für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig. "Das war eines der coolsten Events seit Jahren und hat allen Seiten großen Spaß gemacht."

Mehr im eigenen Flecken bleiben

Die Aktion sei auch ein Beispiel dafür, in welche Richtung sich die Zunft in den kommenden Jahren entwickeln werde, meinte Holst. Im eigenen Flecken zu bleiben, werde immer wichtiger und stärker in den Fokus gerückt. Das habe verschiedene Gründe.

Einer sei das Thema Busplanung. Diese werde zunehmend schwieriger – nicht nur wegen der Bezahlung, sondern auch wegen der Verfügbarkeit. Er kenne Zünfte, die für die Fasnet 2023 bisher noch keine Busse auftreiben konnten. Der zweite große Grund ist, die Fasnet wieder für mehr Menschen zugänglich zu machen. "Wir entwickeln da neu, was man früher eigentlich schon hatte: Wir holen die Fasnet wieder in die Stadt zurück", erklärt Holst. Denn die Fasnet im eigenen Ort werde nach wie vor am höchsten geschätzt – von Narren wie Zuschauern.

Generationen zusammenbringen

Gerade, wenn man gute Jugendarbeit leisten wolle, sei es wichtig, der Jugend auch viele Möglichkeiten zu bieten, bei der Fasnet dabei zu sein. Das werde immer schwerer, je weiter weg man fahre. Ebenso natürlich auch für Senioren. Vor einigen Jahren sei man beispielsweise nach Weil der Stadt gefahren, nach Herbolzheim oder Kornwestheim. Bei 50 Euro Fahrtkosten für eine Familie überlege die sich natürlich auch zweimal, ob sie unbedingt dabei sein müsse. "Deshalb haben wir die Radien eigentlich schon in den vergangenen Jahren verringert", erklären die Vertreter der Narrenzunft.

Nichtsdestotrotz werde man als Zunft nicht umhin kommen, angesichts der allgemeinen Preissteigerungen auch die Busticket- und Narrenbändelpreise zu überprüfen, kündigt Timo Holst an. Das Niveau von 2020 werde man da wohl nicht halten können, zumal die Busse bereits seit Jahren über die Mitgliedsbeiträge querfinanziert werden müssten.

Welche Termine stehen an?

Und welche Veranstaltungen muss man sich nun für die Sulzer Fasnet vormerken? Los geht es mit der Fasnetseröffnung am Freitag, 6. Januar, ab 20 Uhr in der Zunftstube im Sulzer Backsteinbau. 2022 musste diese noch online stattfinden. Für Holst wird es 2023 also die erste "richtige" als Zunftmeister sein.

Am Sonntag, 15. Januar, wird dann nach der erfolgreichen Premiere 2022 das Glockenputzen in der Kernstadt neu in den Veranstaltungskalender aufgenommen. Um 10 Uhr geht es los. Wer sich als Station anmelden möchte, kann das per E-Mail an glockenputzen@narrenzunft-sulz.de tun.

Die Narren freuen sich zudem auf das Narrenfreundschaftstreffen am Samstag, 21. Januar. Diese Sonderveranstaltung, die im Zwei-Jahres-Rhythmus stattfindet und in den Vorjahren coronabedingt ausfallen musste, wird von den Sulzer Hexen organisiert und findet mit Livemusik und Gastzünften ab 19.37 Uhr in der Sulzer Stadthalle im Backsteinbau statt.

Am Samstag, 28. Januar, ziehen die Glockenputzer ab 10 Uhr dann auf Kastell und der Schillerhöhe um die Häuser. Auch hierfür kann man sich per E-Mail als Station anmelden.

Eines der Highlights der Sulzer Fasnet ist immer der Breaglerabend, der 2023 am Samstag, 11. Februar, stattfinden wird. Ab 19 Uhr wird davon erzählt, was bei welchem Sulzer im vergangenen Jahr "domm gloffa" ist. Zu hören sind die lustigen Geschichten in den Gaststätten Grotte, Gasthof Hecht, Ristorante Burg, Gasthof Lamm, Cantina da Toni (ehemals Rebstöckle) und in der Zunftstube im Backsteinbau. Eine rechtzeitige Reservierung wird empfohlen. Weggefallen ist das "Bella Vita". Neu seit der Coronazeit für alle, die nicht dabei sein können: Die Videoclips vom Breaglerabend werden ab dem 12. Februar, 10.30 Uhr, auf dem Youtube-Kanal der Narrenzunft Sulz sichtbar sein.

Erstmals mit neuem Bürgermeister

Auch der Schmotzige am 16. Februar wird etwas ganz Besonderes, wird es doch diesmal der neue Bürgermeister Jens Keucher sein, der sein neu erlangtes Amt wieder für einige Tage verliert. Ab 19.30 Uhr tanzen die Hexen wieder über den Marktplatz, gefolgt vom Narrensprung.

Groß ist die Vorfreude auch auf den Zunftball am Samstag, 18. Februar, ab 20 Uhr (Einlass bereits ab 19 Uhr) in der Stadthalle im Backsteinbau. Nach den umfangreichen Corona-Beschränkungen sei 2022 kurzfristig dann ja doch vieles erlaubt und in Bezug auf die Straßenfasnet auch umgesetzt worden, sagt Holst. Einiges, wie der Zunftball, der einige Zeit Vorlauf braucht, sei aber auf die Schnelle nicht reaktivierbar gewesen. Umso schöner sei, dass er 2023 wieder stattfinden könne. Das Motto "Wir sind reif für die Insel" wurde dabei übernommen. Kreativer Kopf hinter dem Programm ist Andreas Flohr. Karten gibt es bei der Blass Erlebniswelt für 11,11 Euro.

Jahr für Jahr sehr beliebt ist auch die Sulzer Narrenmesse am Sonntag, 19. Februar, ab 10 Uhr in der katholischen Kirche. Dort seien auch viele junge Menschen involviert. Der Narrengottesdienst 2022 ist auf dem Youtube-Kanal der Narrenzunft abrufbar.

Am selben Tag findet ab 13.30 Uhr der große Umzug in Sulz statt. 2023 nehmen 15 Zünfte teil, unter anderem aus Bösingen, Neufra, Dornstetten und Dietersweiler. Mit der Resonanz sei man sehr zufrieden.

2024: Sulzer Narrentag in der Kernstadt

2024 wird am Fasnetssonntag übrigens kein Umzug stattfinden, denn dann steht der Sulzer Narrentag auf dem Plan. Dieser findet alle zwei Jahre immer in einem anderen Stadtteil statt – diesmal dann in der Kernstadt. Eigentlich wäre das schon 2022 der Fall gewesen, durch Corona verschob sich die Veranstaltung nun auf 2024. Zentrum der Feierlichkeiten wird der Backsteinbau sein.

Am Fasnetsmontag geht es zum Umzug nach Horb – erstmals ohne organisierten Bus-Transport – ehe man sich am Dienstag, 21. Februar, ab 11.30 Uhr zum Kinderball wieder in Sulz zusammenfindet. Nach dem "Fleggadapp" ab 15.30 Uhr von der Stadthalle zum Marktplatz, an dem auch wieder viele kostümierte Kinder teilnehmen werden, ist der gemeinsame Fasnetsabschluss am Narrenbrunnen um 18.30 Uhr.