Zum ersten Mal gab es in Wallburg gleich zwei Bunte Abende, bei denen die Plätze jeweils hoch gefragt waren. Nach monatelanger Ideenfindung und vielen Proben begeisterte die Narrenzunft die Gäste mit Tänzen, humorvollen Beiträgen und Guggemusik.
Weil die kleine Wallburger Mehrzweckhalle schon seit Jahren dem närrischen Zustrom nicht mehr gewachsen war, zelebrierte die Narrenzunft der „Wilden Christen“ ihren bunten Abend gleich zwei Mal – mit Erfolg. Die jeweils 180 Plätze waren beide Male hoch gefragt.
Eingangs sorgte Michaela Bühler mit Klatschübungen, Singen und Schunkeln für ein lebhaftes „Warm-up“ des Publikums. Oberzunftmeister Kevin Breig begrüßte das ausgelassene Saalpublikum und übergab die weitere Abend-Moderation an das humorige Duo Patrik Geppert und Tim Schmidt.
Applaus-Höchstwerte erzielte der Narresome mit acht Mädchen im Alter von vier bis sechs Jahren mit ihrem Glitzerpuschel-Tanz, einstudiert von Lisa Hauger und Sabrina Schönhoff. In die Bütt stieg als erste Rednerin Ex-Vorständin Erika Pohling. Sie klagte über das leidige Älterwerden mit Falten, Tränensäcken und geschwollenem Hintern. Viele weitere Gags sorgten für Lachsalven.
Verschiedene Tanzeinlagen begeisterten die Gäste
Sieben „Moonlight-Girls“ im jungen Schulalter tanzten in Glitzerstrandkleidern zur Sommerparty (Leiterin Lena Goth), bevor mittelalte Hästräger im „Wallburger Rundfunk“ für märchenhaft komische Geschehnisse um Aschenputtel samt Tanzeinlagen sorgten. Waltraud und Albrecht Breig plauderten freimütig aus ihrem Eheleben samt Rollator „Dementia“, Enttäuschung beim Kreuzfahrturlaub und im Voraus zu bezahlendem Senioren-Giftpilzkurs. Die nächste Tanzeinlage bestritten sieben Teenies der „Power Girls“ in Cowboystiefeln (Leitung Jaqueline Luxem). Sie kamen um eine Zugabe nicht herum, ebenso wenig wie zwölf „Wallburger Wieber“ als emsige Bienen. Diese tanzten und sorgten für lustige Einlagen – ob Sprachschnellkurs, Honigtopfklopfen oder Sturzflugübungen.
„Schindleklopfer“ sorgen für laute und schräge Töne
Nach der Pause sorgten die „Schindleklopfer“ in Guggemusik-Manier mit ihrer Chefin Tanja Hog für laute und schräge Bühnen-Töne. Sie spielten aktuelle Fasenthits bis hin zur Schwarzwaldmarie. Anfänglich als Spieluhren-Puppenfiguren im Schwarzlicht traten alsdann sieben junge Damen der „Cheeky Girls“ in tänzerisch dynamischem Tempo an (Xenia Götz), bevor der „Wallburger Mumpitz“ mit sieben närrischen Herren zu skurril in Bilder übersetzten Schlagern herumhüpfte. Einen brüllend komischen Beitrag zur Ettenheimer Lokalpolitik lieferte Sabine Hog mit einer außerordentlich einberufenen Sitzung von Ortsvorsteherinnen, Stabhalter, Bürgermeister samt Lahrer OB. Weil die nicht kamen, nahmen Vertreter deren Plätze ein und mussten bei ihrer Erwähnung laufend aufstehen.
Am häufigsten Wallburgs Ortsvorsteherin Ibert, die vorschlägt, das Dorf zur Stadt zu erheben. Und weil Wallburg wegen neuem Baugebiet zum vermehrten Zuzug aus benachbarten Ortschaften einlädt, samt Naherholung und Flughafen, endete die pfiffige Persiflage mit der einstimmigen Verleihung des Stadtrechtes an Wallburg. Auch das Teufelsballett (neun fell- und ledergekleidete Wikingerinnen) begeisterte tänzerisch, bevor Michaela Bühler als „Elsbeth“ mit schriller Stimme vor sich hin schimpfte. Ohne Atem zu holen ging es querbeet über Veganer, drehende Kloschüsseln oder eine Verhaftung in der Bank (nur weil sie da nach Herunterfallen einer Augenlinse gebrüllt habe: „Keiner bewegt sich!“) her.
Zum Ende empfahlen sich neun männliche „Dirty Devils“ in Hausfrauen Küchenkitteln samt enthüllten Glitzerkleidchen. Das Publikum amüsierte sich über die tanzstarken maskulinen Beine, bevor sich sämtliche Akteure nochmals zum Finale auf der Bühne versammelten und begeisterten Schlussapplaus einheimsten.
Die Narrenzunft
Der Name der „Wilden Christen“ bezieht sich auf eine Kirchengeschichte von Jörg Sieger: Die Wallburger hatten bis zur Auflösung des Ettenheimmünsterer Klosters 1803 dorthin den Zehnten zu liefern. „Aber wenn es um Abgaben geht, geht es auch immer um Streitigkeiten“, so Sieger. Zur Zeit des (Wallburger) Kirchenneubaus ging es vor allem um die Kartoffelernten. Der sogenannte „Eräpffelzehende“ war Auslöser größerer Auseinandersetzungen. Damals kam es wohl auch zu regelrechten Handgreiflichkeiten der Wallburger gegenüber Klosterangehörigen. So entstand schließlich die Bezeichnung „Wilde Christen“ für die Wallburger – und der Name der Zunft.