Unbekannte haben das Nordportal von St. Elisabeth und das Relief beschmiert und teils irreparabel zerstört. Foto: Eyrich

Zum wiederholten Mal ist die Kirche St. Elisabeth am Lammerberg Ziel von Schmierern geworden. Diesmal ist der Schaden vermutlich irreparabel – und es wird richtig teuer.

Albstadt-Tailfingen - "Viel zu laut" haben Unbekannte in blauer und grüner Sprüh-Farbe quer über die beiden Türen des Nordportals der katholischen Kirche St. Elisabeth am Lammerberg geschrieben. Was allerdings noch schlimmer ist: "Zu laut" steht auch auf dem Sandstein-Relief der Heiligen Elisabeth an der Mauer zwischen den beiden Türen. Die sind aus Metall und lassen sich – wenn auch aufwendig – wieder reinigen, anders als der Sandstein. In dessen Poren ist die Farbe bereits eingezogen, das Relief damit irreparabel beschädigt. Zur Schadenshöhe kann die Polizei noch nichts sagen – ein Steinmetz muss sich das Kunstwerk an der Bauhausstil-Kirche von 1933 erst anschauen. Pfarrer Hans-Joachim Fogl kann ebenfalls nur schätzen, geht aber von einer fünfstelligen Summe aus.

Botschaft unverständlich

Am Donnerstagmorgen hat Fogl die Schmierereien am Nordportal entdeckt, die am Vorabend, als die Kirche abgeschlossen wurde, noch nicht da waren. Der oder die Täter müssen also zwischen 20 Uhr am Mittwoch, 25. August, und 8 Uhr am Donnerstag, 26. August, aktiv gewesen sein – vermutlich in der Dunkelheit, sagt Fogl, der am Mittwochmorgen gleich die Polizei verständigt hat. Die Beamten hatten daraufhin Nachbarn befragt und gehen nicht von einem Jugendstreich aus. Der Sprecher des Polizeipräsidiums Reutlingen ist selbst fassungslos: "Dass jemand so etwas an eine Kirche sprüht, habe ich noch nie erlebt." Ob es Zusammenhänge zu jüngsten Schmierereien am Technischen Rathaus in Tailfingen und an Gebäuden in Truchtelfingen gibt, konnte die Polizei so kurz nach der Tat ebenfalls noch nicht sagen.

Was Pfarrer Fogl zudem nicht versteht, ist die Botschaft der Täter: "Zu laut" und "Viel zu laut" – das solle wohl auf das Geläut des Gotteshauses abzielen. Die Glocken läuten allerdings nur zur Mittagszeit und abends um 18 Uhr – außerhalb dieser Zeit nur dann, wenn sie zu Gottesdiensten rufen, wobei es nur einen Gottesdienst gibt, der vor 9 Uhr beginnt: die Laudes am Mittwoch um 8 Uhr. "Bei mir hat sich noch nie jemand beschwert, dass die Glocken zu laut seien", sagt Hans-Joachim Fogl. Auch das "Anarchie"-Zeichen, ein "A" in einem Kreis, das mit blauer Farbe auf den Aushang-Kasten gesprüht wurde, weiß er nicht zu deuten. Auf einer Außenwand der Kirche stehen zudem Buchstaben und Zahlen: "ACAB" – das Kürzel steht für "All Cops are Bastards"; "Alle Polizisten sind Bastards" – und "1312".

Einen Zusammenhang zu Vandalismus in der Kirche St. Franziskus auf Langenwand, die ebenfalls zur katholischen Gemeinde St. Elisabeth gehört, aber auf dem gegenüberliegenden Berg liegt, sieht der Geistliche nicht. Dort waren im Frühjahr allem Anschein nach Jugendliche am Werk, die nichts Sinnvolles mit ihrer Zeit anzufangen wussten und in der Kirche Bänke und Polster beschädigt, Müll und Zigarettenkippen hinterlassen hatten.

Polizei sucht Zeugen

Die Schäden an St. Elisabeth und vor allem am Sandstein-Relief der Kirchenpatronin haben allerdings nicht nur für Hans-Joachim Fogl eine andere Dimension – und weit gravierendere Folgen, schon wegen des Wertes des Kunstwerkes am Nordportal. Zumal schon am Karsamstag ein Farbschmierer die Kirche verschandelt hatte – damals mit der Aufschrift "4 % ?" an der Westwand der Kirche neben der Treppe, denkt Fogl darüber nach, Kameras aufzustellen, um das Gotteshaus zu überwachen.

Hinweise von Zeugen nimmt die Polizei Albstadt unter Telefon 07432/955-0 entgegen.

Kommentar

Farbschmierereien an Wänden sind immer eine Schweinerei. Farbschmierereien an Kirchenwänden sind besonders ekelig. Ein Sandstein-Relief mit einem Heiligenbild mit Sprühfarbe zu ruinieren – das hat allerdings nochmal eine andere Dimension, denn reinigen lässt sich der poröse Stein nicht – und übermalen auch nicht. Warum sprüht jemand "Zu laut" an die Wand eines Gotteshauses, dessen Glocken weder nachts noch frühmorgens läuten? Die aufgesprühte Schrift trägt nicht die Handschrift von Jugendlichen, die sich mit vermeintlicher Graffiti-Kunst verewigen wollen, da hat die Polizei wohl Recht. Der oder die Täter sind sich vermutlich nicht im Geringsten bewusst darüber, dass sie mehr beschädigt haben als ein Gebäude – irreparabel. Mit solch dumm-dreisten Schmierereien verletzen sie auch die Gefühle von Menschen, für die das Gotteshaus eine religiöse Heimat ist.