Freuen sich über das neue Innere der Emminger Oswaldkirche: Pfarrerin Julia Bazlen und Architekt Albrecht Volle Foto: Bernklau

Mehrere Jahrhunderte steht die Oswaldkirche im Herzen Emmingens. Jetzt haben ihr fleißige Hände von Bürgern ein neues Leben eingehaucht.

Albrecht Volle kennt sich bestens mit Kirchen und Gemeindehäusern aus. Der Architekt aus Stammheim hat sich in seiner langen Karriere auf diese Bauwerke spezialisiert. Er weiß, dass eine Baumaßnahme an einer Kirche immer etwas ganz Besonderes ist. Besonders, wenn die Kirche seit Jahrhunderten einen Ort und seine Menschen prägt. Genau wie das in Emmingen und der Oswaldkirche der Fall ist.

 

Deshalb war das Projekt Oswaldkirche für den Architekten ohnehin schon speziell. Noch spezieller wurde es durch den Einsatz der Emminger für ihre Kirche und die Tatsache, dass Emmingen die letzte Kirche war und ist, die er in seiner Karriere umgebaut hat.

Auch der Denkmalschutz war in Emmingen schnell an Bord

Volle weiß: So nach 30 Jahren steht bei einer Kirche normalerweise eine Sanierung an, gerade wegen der Elektrik und dem Thema Heizung. Das war auch im Fall von Emmingen vor vier Jahren nicht anders. Ein Entsandter des Oberkirchenrats nahm das Bauwerk in Augenschein, auch der Denkmalschutz war schnell an Bord. Und irgendwann dann auch der Architekt.

Ein Blick in das deutlich hellere Kirchenschiff. Foto: Bernklau

Schnell mussten bei der relativ kleinen Kirche Grundsatzentscheidungen getroffen werden: Die Kanzel, die aus der englischen Kirche in Stuttgart stammt – sie wurde im Zweiten Weltkrieg sicherheitshalber nach Emmingen ausgelagert – musste bleiben. Eine Versetzung der großen Orgel kam auch nicht in Frage. Damit stand schnell fest: Der Chor der Kirche würde quasi unverändert bleiben.

Maßnahme an der Kirche durfte nicht mehr als 400 000 Euro kosten

Also machte man sich an das Kirchenschiff, immer mit der Maßgabe im Hinterkopf, dass die komplette Maßnahme nicht mehr als 400 000 Euro kosten durfte. Ein Thema war die Empore. Die war holzverkleidet und ragte weit in den Kirchenraum hinein. Die Holzverkleidung gehört jetzt der Vergangenheit an, ebenso Teile an den Wänden. Die Empore wurde weiß, bekam die Bänke von unten aus dem Kirchenschiff.

Das hieß: Man braucht neue Sitzgelegenheiten für das Hauptschiff: Man entschied sich im vorderen Bereich für untereinander verbundene aber flexible Stühle, im hinteren Bereich für klassische Kirchenbänke mit einem Gang in der Mitte. Mit den roten Sitzkissen brachte man eine fröhliche Farbe in den kleinen Kirchenraum.

Die Emminger Oswaldkirche Foto: Bernklau

Mit der weißen Empore war schon mehr Helligkeit im Raum, das sollte auch durch die Beleuchtung unterstützt werden, doch blieb man da „zurückhaltend“, wie es Volle formuliert. Nur bei den Wandleuchten hat man sich „etwas geleistet“.

„Das war schon ein Drecksgeschäft, eine echte Strafarbeit“

Bei der Umgestaltung war Volle wahrlich nicht alleine: „Es gab gute Ideen aus der Gemeinde“, erinnert er sich. Doch es gab nicht nur Ideen aus der Gemeinde, „es gab gerade genug Leute zum Helfen“ bei den Umbauarbeiten.

Die Empore mitten im Umbau Foto: Ruppert

Etwa als es rund um ein Silvesterfest daran ging, die alte Wandfarbe im unteren Bereich des Schiffs abzufräsen. „Das war schon ein Drecksgeschäft, eine echte Strafarbeit“, erzählt Egon Nestle, der mit Jörg Braun und anderen kräftig mit anpackte. Auch als der Boden und die Bänke rausmussten, wurde von den Emmingern kräftig mit angepackt. Auch bei vielen anderen „Kleinigkeiten“ brachten sich die Emminger ein. „Am Ende waren es rund 400 Stunden an Eigenleistung“, rechnet der Architekt zusammen.

So sah das Innere der Emminger Oswaldkirche früher aus. Foto: Ruppert

Mit dem Gesamtergebnis sind alle Beteiligten sehr zufrieden, auch die neue Emminger Pfarrerin Julia Bazlen: „Vorher war es dunkel und eng, jetzt ist es hell und luftig“, so Bazlen. Gemeinsam mit ihrer Gemeinde wird sie am kommenden Sonntag,19. Oktober, ab 9.30 Uhr die neue, alte Oswaldkirche einweihen.