Viel wurde über den "Wetten, dass..."-Moderator diskutiert - jetzt melden sich seine Fans.

Stuttgart - "Fernsehen von gestern", eine "müde Show", bei der alles durcheinandergegangen sei: Hohn und Spott ist nach dem Auftritt im November über Thomas Gottschalk verschüttet worden. Von gestern? Fernsehen, das zeigt sich am Beispiel des TV-Dauerbrenners "Wetten, dass . . .?", ist eben Geschmackssache.

Es gibt viele, die den Klamauk des 60-Jährigen am Samstagabend vergnügt verfolgen. Wie der 14-jährige Karl in Heidelberg: "Ich guck' die Sendung eigentlich immer." Die Wetten findet er toll. "Wenn's einer schafft, find' ich das echt gut." Auf Michelle Hunziker aber könnte er verzichten.

Für andere ist die Schweizerin ein echter Hingucker. Sie steht seit Oktober 2009 dem Moderator zur Seite, und mit ihr habe die Show an Schwung gewonnen, meint etwa der Waiblinger Gottschalk-Fan Richard (35). Hunziker agiere charmant unterhalb jener Schrillheit, die nerven könnte. "Ach, Thomas", ist einer ihrer Lieblingsseufzer. Keine Frage, die blonde Sirene hat die Sendung vor der Erstarrung bewahrt.

Gottschalk hat noch Lust

Und Gottschalk, dem Altmeister der Sottise, scheint die Lust auch noch nach langen Jahren nicht vergangen. Sein Kultstatus ist trotz erkennbaren Leuchtkraftverlusts noch intakt, der Zirkus hat seinen Zauber bewahrt.

Der renommierte Berliner Medienpsychologe Jo Groebel nennt auf Anhieb gleich mehrere Gründe, weshalb "Wetten, dass...?" auf Sendung bleiben soll.

Erstens: Die Show schaffe es, Generationen und Familien zusammenzuführen - es sei ja die zwingende Aufgabe der öffentlich-rechtlichen Sender, integrierend zu wirken.

Paris Hilton mit Starallüren

Zweitens: "Wetten, dass . . .?" tauge gut als Gesprächsthema - am Montagmorgen im Büro, beim Bäcker, in der Schule. In der Regel passiere immer etwas Ungewöhnliches, sei es, dass Gottschalk mit seinem Outfit oder mit einer Zote für Aufsehen sorgt, sei es, dass ein Gast herumzickt oder sonst wie auffällt. So machte vor Jahren das Partygirl Paris Hilton mit Starallüren auf sich aufmerksam: Sie erschien kommentarlos sieben Minuten vor dem Ende der Sendung und brachte damit den Ablauf durcheinander.

Mehr Extravaganz wagen

Und bei der Oktober-Sendung konnte sich der Zuschauer davon überzeugen, dass es Barbie-Puppen auch in echt gibt: US-Teeniestar Katy Perry spielte die Rolle perfekt. Wer die "Bunte" verpasst hat, bekommt bei "Wetten, dass . . . ?" Prominenz im Dutzend nachgereicht. Für Karl und Richard ein Grund, dranzubleiben.

Drittens wirft Groebel noch den Faktor Kontinuität in die Waagschale. Die Show sei wie ein alter, guter Freund, eine Art Lebensbegleiter. "Wir Zuschauer sind zusammen mit Gottschalk älter geworden."

"Das ist Hysterie"

Von den Klagen um den Quotenschwund - die Zuschauerquote fiel im November mit 8,4 Millionen auf den zweitniedrigsten Stand - sollte man sich beim ZDF nicht beeindrucken lassen: "Das ist Hysterie."

Und dann gibt es schließlich auch noch die Wetten. Für manchen sind sie mittlerweile ein verzichtbarer Bestandteil, was der TV-Kritiker und Buchautor Alexander Kissler für ein alarmierendes Signal hält. Bei den Wetten müsse man sich unbedingt etwas anderes einfallen lassen, sagt er. "In kurzer Zeit etwas mit großer Anstrengung zu leisten ist einfach nicht mehr richtig aufregend."

Kissler gibt Gottschalk die Empfehlung: Mehr Extravaganz wagen. Für mehr Gesprächskultur sorgen. Und die ganze Show um eine Stunde kürzen.

Staraufgebot in Düsseldorf

ZDF-Sprecher Peter Gruhne beteuert, dass sich der Sender die Kritik auf jeden Fall zu Herzen nimmt. "Aber wir werden aus ,Wetten, dass . . .?' keine andere Sendung machen." Die Show sei ein Klassiker, die seit 30 Jahren ihr Publikum finde, sagt Gruhne stolz. Am Samstag macht die "Wetten, dass . ..?"-Karawane in Düsseldorf halt. Angesagt haben sich unter anderen Justin Bieber, Take That, Phil Collins, Alexandra Maria Lara, Cher, Cameron Diaz, Christopher Waltz, Otto Waalkes, Sara Nuru und Hardy Krüger - ein Gästemix, der für Quote sorgen soll.

Das Wohl und Wehe von "Wetten, dass ...?" sagt Gruhne, hänge gleichwohl nicht an der Zuschauerzahl. "Wir freuen uns über eine gute Quote, sind aber nicht bereit, alles für sie zu opfern."