Vor rund drei Wochen war der Brand in Talheim. Die 72-Jährige ist an den Folgen ihrer schweren Verletzungen gestorben, wie die Polizei nun bekannt gab. Foto: Feuerwehr Horb a. N.

Aus Brandstiftung wird jetzt vermutlich Totschlag oder sogar Mord. Denn die 72-jährige Mutter des mutmaßlichen Brandstifters ist an ihren Verletzungen gestorben. Der Verdacht: der 38-jährige Sohn soll seine Familie angezündet haben.

Horb-Talheim - Die Polizeimeldung klingt nüchtern: »Nach dem Brand eines Wohnhauses am 29. März in Horb-Talheim ist am Dienstag vergangener Woche die 72-jährige Frau in einem Krankenhaus ihren schweren Brandverletzungen erlegen.«

Das schlimme Ende eines Familiendramas

Fakt ist: Bisher lautet der Haftbefehl auf "versuchten Totschlag". Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft: "Die Ermittlungen laufen noch. Es muss überprüft werden, ob der Tatvorwurf letztendlich dann auf eine vollendete Tat gerichtet ist." Je nach Ermittlungslage wird auch geklärt werden, ob die Staatsanwaltschaft Rottweil den Verdächtigen wegen Totschlag oder Mord anklagen wird. 

Nach der Tat im Auto geflohen

Laut Informationen unserer Zeitung hatte die Mutter am frühen Morgen gegen 4.15 Uhr nach dem Feuer im Birkenweg in Horb gegenüber den Ermittlern Angaben gemacht. Tenor der Aussage: Ihr Sohn habe das Feuer gelegt – mit Benzin. Opfer: Die Mutter und sein Zwillingsbruder.

Der mutmaßliche Täter war nach der Brandstiftung in seinem weißen Seat Leon geflohen. Die Polizei rief ihn sogar zur Fahndung bei Europol aus. Vier Tage nach der Tat wurde er von einer Spaziergängerin auf einem Parkplatz an der Kreisstraße 3554 bei Marxzell in der Nähe von Bad Herrenalb im Kreis Karlsruhe entdeckt. Er hatte auch Brandverletzungen. 

Möglicherweise rühren diese daher, weil er beim Benzin-Ausschütten aus dem Kanister gekleckert hatte und auch seine Kleidung in Brand geraten war. Diese Verletzungen waren aber wohl nicht so schwer wie die der Opfer. Die Mutter und sein Zwillingsbruder wurden in Spezialkliniken nach Zürich und Tübingen per Hubschrauber geflogen. 

Tatverdächtiger äußert sich bislang nicht

Der Tod der Mutter dürfte die Tätigkeit der Ermittler erschweren. In der gemeinsamen Presseerklärung von Polizei und Staatsanwaltschaft heißt es: "Der Tatverdächtige befindet sich in Untersuchungshaft. Er hat sich bislang noch nicht zu den Vorwürfen geäußert."

Die Frage ist jetzt: Führt der Tod der Mutter dazu, dass er sein Schweigen bricht?

Recherchen unserer Redaktion haben ergeben: Offenbar war das Verhältnis der Brüder nicht ungetrübt – so ein Weggefährte. Der mutmaßliche Täter war Programmierer, soll zuletzt arbeitslos gewesen sein. Sein Zwillingsbruder dagegen war beruflich erfolgreich. Das Bild des Verdächtigen, das Wegbegleiter schildern, ist das eines zurückhaltenden Mannes. Aufgefallen ist er in Horb-Talheim nie.