Endlich am Ziel (von links): der ehemalige Ortsvorsteher Hans-Peter Münzer, Tobias Hauschel und Tobias Rosenstiel vom Deutschen Roten Kreuz (DRK), Christina Meckes von den Wiesenkindern, Kindergartenleiterin Martina Klink und Astrid Walter von den Wiesenkindern mit Sohn Arne. Foto: Lutz Rademacher

Viele Interessierte schauten sich jetzt die Heimat der Wiesenkinder an. Eine Eröffnungsfeier ist erst im Frühjahr geplant.

Erste Einblicke für die Öffentlichkeit hat es im neu eröffneten Naturkindergarten in Hausen vor Wald gegeben. Am 1. Oktober waren die ersten fünf Kinder eingezogen.

 

Nachdem es immer mehr Nachfragen gegeben hatte, entschlossen sich die Verantwortlichen, einen Anschauen-und-Kennenlernen-Termin anzubieten. Eine offizielle große Eröffnungsfeier soll es erst im Frühjahr geben.

Vorher sei es wichtig, dem Team Zeit zu geben, in Ruhe zu starten, den Kindergarten mit Leben zu füllen und im Alltag anzukommen. Rund 100 kleine und große Gäste aus Hausen vor Wald, aber auch aus den anderen Hüfinger Stadtteilen und sogar aus Blumberg nutzten die Gelegenheit, um einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und Entdeckungstouren auf dem Gelände zu unternehmen.

Kleine Gummistiefel überreicht

Klemens Krause-Sittnick, Leiter des Kinderhauses am Buchberg in Behla, überreichte kleine Gummistiefel. Normalerweise überreiche man Hausschuhe als Gästehausschuhe, wenn ein Kindergarten eröffnet werde. „Wir haben jetzt Gäste-Gummistiefel bekommen, falls jemand zu Besuch kommt“, freute sich Christina Meckes, Vorsitzende der Wiesenkinder. Außer Krause-Sittnick waren auch Vertreter anderer sozialer Einrichtungen der Hüfinger Kindergärten vor Ort. Diese habe man eingeladen, weil Vernetzung und Kooperation mit anderen Einrichtungen ein zentrales Thema des neuen Kindergartens sei, erklärte Christina Meckes.

Die 12,5 mal 4,5 Meter große Schutzunterkunft besteht aus Fertigteilen und wurde seit der Eröffnung am 1. Oktober noch nicht genutzt. Foto: Lutz Rademacher

Es ist beeindruckend, was in wenigen Monaten in dem kleinen Waldstück an der Straße nach Achdorf weitgehend in Eigenleistung entstanden ist. Kernelement ist die 12,5 mal 4,5 Meter große Schutzunterkunft, in der sich die Kinder bei Kälte oder sehr schlechtem Wetter aufhalten können. Daneben steht ein Bauwagen, dieser dient als Materiallager für Spielsachen und Werkzeug für die Kinder.

Weiter unten im Wald gibt es ein großes Tipi. „Das Tipi ist dafür da, dass man auch dann, wenn es mal richtig regnet, noch draußen spielen kann oder Bewegungsspiele im Trockenen machen kann. Wir haben dadurch viel mehr Platz, es ist wie eine kleine Turnhalle“, freut sich Kindergarten-Leiterin Martina Klink, die bereits am 1. Juli eingestellt wurde und den ganzen Aufbau begleitet hat. Außerdem könne man sich dort hinsetzen oder den Morgenkreis machen. „Und es ist ein Abenteuerplatz“, fügt Christina Meckes hinzu.

Merle ist noch zu klein, sie freut sich aber auf den Kindergartenbesuch. Foto: Lutz Rademacher

Im Wald gebe es auch eine Matsch-Ecke, ein Waldstück, das nicht wie der enge Umkreis um die Schutzunterkunft mit Hackschnitzeln belegt ist. Es biete sich regelrecht zum Matschen an. Und da dürfen die Kinder hin? Ja, unbedingt, sonst laufe etwas schief, erklärte Christina Meckes. „Dreckige Kinder sind glückliche Kinder“, fügte Tobias Rosenstiel, Geschäftsführer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) schmunzelnd hinzu. Aber im Ernst: Es habe jetzt drei Wochen geregnet und es sei nicht so schlimm. Die Kinder sollen schließlich auch damit ihren Spaß haben.

Einteilung in Zonen

Damit nichts passiert, ist der Wald um den Kindergarten in Zonen unterteilt. Die Kernzone ist grün. Da dürfen sich die Jungen und Mädchen frei bewegen, in dem Bereich, in dem die Hackschnitzel liegen. Dann gibt einen kleinen Ring darum herum, die gelbe Zone, da dürfen sie zu zweit hin. Dahinter sind rote Bändel an den Bäumen verteilt. Da dürfen die Kinder nicht hin. Das wurde ihnen gleich am Anfang vermittelt.

Auch das Personal ist inzwischen komplett. Neben der Leiterin Martina Klink stießen der Heilpädagoge Johannes Dubiez und die Kinderpflegerin Sonja D’Angela fest dazu. Hinzu kommt eine Aushilfskraft für Krankheitsausfälle. Der neue Kindergarten öffnete am 1. Oktober mit fünf Jungen und Mädchen im Alter von drei bis vier Jahren. Die Einrichtung der Wiesenkinder soll langsam wachsen, was für die Eingewöhnung der Kinder, aber auch für die Mitarbeiter wichtig ist. Die nächsten beiden Kinder kommen Mitte November, weitere zwei im Januar und dann monatlich ein bis zwei Kinder, bis die geplante Anzahl von 20 Plätzen belegt ist. Die Warteliste steht.

Verschiedene Spaziergänge gemacht

Die aktuellen Öffnungszeiten sind von 7.30 bis 13.30 Uhr. Von den ersten Wochen zeigt sich Martina Klink begeistert: „Es macht uns allen unheimlichen Spaß. Wir sind hier im Wald schon voll angekommen. Wir haben verschiedene Spaziergänge gemacht und die Gegend erkundet. Bisher waren wir dauerhaft draußen. Die Schutzunterkunft haben wir noch nicht genutzt.“

Auch Tobias Rosenstiel, Geschäftsführer des Trägers DRK-Kreisverband, freut sich über den reibungslosen Start des Kindergartenbetriebs: „Jetzt muss die Routine geübt werden. Es muss Vertrauen aufgebaut werden mit den Eltern. Die Anfangseuphorie wird sich jetzt abschwächen. Wir schauen in eine positive Zukunft, dass Hausen vor Wald ganz selbstverständlich einen Naturkindergarten mit einem guten Ruf hat.“ Es sei eine große Ehre, dass die Wiesenkinder den DRK-Kreisverband als Träger ausgewählt haben. Jetzt habe dieser, wie viele andere Kreisverbände auch, einen Kindergarten. Denn die Jugendarbeit sei dem DRK genauso wichtig wie die Seniorenarbeit. Mit dem Naturkindergarten habe man jetzt eine Säule mehr, darauf sei er persönlich sehr stolz, sagte Rosenstiel.

Der Waldkindergarten

Baugeschichte
Der Kindergarten wurde in die Bedarfsplanung der Stadt Hüfingen aufgenommen. Danach wurden die Pläne im Detail ausgearbeitet, eine weitere Bauanfrage beim Landratsamt wurde positiv beschieden, ebenso wie der darauf folgende Bauantrag. Im August und September wurde der Kindergarten auf dem Waldgelände weitgehend in Eigenleistung fertiggestellt. Kernelement ist die Schutzunterkunft, die in Wolterdingen bei der Firma Held Holzbau vorgefertigt worden war. Rund 5200 ehrenamtliche Arbeitsstunden haben die Wiesenkinder in das Projekt investiert, davon etwa 400 in den Bau.