Sein Zelt auf fremden Grundstücken Deutschlands aufschlagen – klingt komisch, erlaubt aber eine App. Tim Meinhold aus Dunningen erzählt, wer bereits in seinem Garten übernachtet hat.
Wanderer, Radfahrer und Motorradfahrer, die samt Zelt und Ausrüstung unterwegs sind, kennen eventuell das Problem: Es ist 16 Uhr, die Unterkunft, die man sich rausgesucht hat, liegt doch nicht mehr so gut auf der Strecke, wie man ursprünglich gedacht hat. Praktisch also, wenn ein Hausbesitzer dauerhaft einen Teil seines Gartens oder Kellers im Internet anbietet, um dort kostenlos übernachten zu dürfen.
Das macht Tim Meinhold aus Dunningen. Er wohnt dort in einem Wohngebiet und hat einen kleinen, aber feinen Garten, den er auf der Webseite „1 Nite Tent“ anbietet. Die Seite richtet sich damit an Menschen, die auf der Durchreise ihr Zelt aufschlagen wollen, aber nichz auf warmes Wasser und eine Dusche verzichten möchten.
Aber wie ist der Dunninger auf die Idee gekommen, seinen Garten online anzubieten? Und wer zeltet dort alles so? Das erzählt Tim Meinhold unserer Redaktion.
Zu Fuß ans Nordkap
Das Konzept ist ganz einfach: Jeder, der entweder seinen Garten oder einen Teil des Hauses oder der Wohnung Campern anbieten möchte, stellt sein Angebot auf der Webseite online. Meinhold hat beispielsweise Platz für zwei Zelte, im Haus bietet er seinen Partykeller inklusive Dusche an.
„Wenn es draußen aber zu viel regnet, kommen die Leute auch gerne rein. Hier drinnen haben mindestens schon so viele geschlafen wie draußen, um auch ihr Zelt trocknen zu lassen“, erklärt der Dunninger. Die Übernachtungen seien kostenlos, manche Anbieter verlangten etwas Geld für Abendessen oder Frühstück, Meinhold fordere dafür aber Obolus.
Ihn selbst hat „1 Nite Tent“ auch schon vor dem einen oder anderen Wildcampen gerettet. So erzählt er, dass er und seine Frau Caro 2022 ein Jahr gereist sind – sie sind zu Fuß von Dunningen aus an das Nordkap gewandert. In den skandinavischen Ländern sei das Zelten kein Problem gewesen, in Deutschland wird Wildcampen aber anders gehandhabt. „Elf Mal haben wir in Gärten und Häusern auf der Reise in Deutschland schlafen können, das bieten mittlerweile echt viele hier an“, berichtet Meinhold. Sogar in Dunningen bieten neben ihm noch zwei weitere ein Stück Feld oder Garten an.
Interesse wächst
In anderen Ländern werde das Konzept deutlich weniger angeboten, etwa in den Niederlanden. „Die meisten Leute sind mit dem Motorrad unterwegs oder fahren mit dem Fahrrad den Neckartalradweg entlang. Sie kündigen sich dann höchstens einen Tag vorher an oder auch nur wenige Stunden, bevor sie kommen, das passt aber auch“, versichert der Dunninger. „Theoretisch kann man hier das ganze Jahr über schlafen. Eigentlich geht die ‚Saison‘ aber von April bis Anfang September.“
Sieben Leute waren in diesem Jahr bereits da, das sei eine gute Anzahl, ordnet Meinhold ein. Das Interesse wachse. In seinem Partykeller liegt ein Gästebuch aus, in dem alle Besucher reinschreiben, von wo bis wo ihre Reise geht. So schreibt einer, dass er von Offenburg an den Atlantik fuhr. Ein anderer stieß auf den Garten in Dunningen, weil es für ihn von Innsbruck nach Luxemburg ging.
Meinhold freut sich jedenfalls immer, wenn sich neue Besucher ankündigen – ob auf dem Fahrrad, Motorrad oder mit den Wanderstiefeln.
Und lacht, als er erzählt, dass er ja auch mal in Dunningen über „1 Nite Tent“ zelten könnte.