Farbenprächtig und folkloristisch geriet die WM-Eröffnung am Mittwochabend in Falun. Foto: Wiklund

Ski nordisch: Last-Minute-Nominierung könnte die letzten Kraftreserven für die WM in Falun freisetzen.

Noch vor der gestrigen Eröffnungsfeier, bei der die Rockgruppe Mando Diao den Besuchern mit dem offiziellen WM-Song "Love Last Forever" eingeheizt hat, standen die ersten Langläufer bei der nordischen Ski-WM in Falun auf dem Prüfstand.

Denn für die Titelkämpfe haben sich über 600 Athleten aus über 60 Ländern im schwedischen Austragungsort eingefunden, darunter auch solche, die noch nie einen Start bei einem Weltcup hinter sich gebracht haben.

Eine davon ist beispielsweise Samueh Beramie Baher. Die Iranerin trat zum ersten Mal außerhalb ihres Heimatlandes an, zum ersten Mal überhaupt startet eine Frau für den ialamischen Staat bei einer Weltmeisterschaft. "Ich bin schon sehr aufgeregt", sagt sie. In ihrem Land hat sie alle Wettkämpfe – sechs an der Zahl – gewonnen, in Falun hätte sie gestern in der 5-km-Qualifikation der "Exoten" unter die besten Zehn kommen müssen, um sich einen Startplatz für alle Einzelentscheidungen zu holen. Es gelang ihr ebenso wenig (24.) wie den männlichen Teamkollegen, die Trainer Mostafa Mirhashemi über zehn Kilometer in die WM-Entscheidungen lotsen wollte.

Auch die deutschen Langläufer müssen sich zuweilen ein wenig vorkomen wie die "Exoten", denn es läuft nicht rund in dieser Saison. "Bei den Herren ist die Situation nach dem Generationswechsel und dem Rücktritt der bisherigen Leistungsträger im Vergleich zu den Vorjahren nicht ganz einfach", gibt Bundestrainer Frank Ullrich zu. Daher erwartet er auch keine Wunderdinge: "Bis die jungen Athleten dauerhaft den Anschluss an die Weltspitze schaffen, wird noch etwas Zeit vergehen."

In Falun erwartet keiner große Dinge von den deutschen Männern, denn auch der Überraschungs-Tagessieg des frisch gebackenen Vaters Tim Tscharnke ("da kann der Schlaf schon mal zu kurz kommen") bei der Tour de Ski dürfte sich bei der "skandinavischen WM" (Ullrich) eher schwer wiederholen lassen. Selbst im Teamwettbewerb werden die Trauben für die im Weltcup teilweise nicht wettbewerbsfähigen Männer wohl zu hoch hängen. Die Stimmung vor der heutigen Sprint-Entscheidung (15.15 Uhr/ARD) ist die Stimmung im Langlauf-Lager eher gedrückt. "Ich fühle mich momentan noch nicht ganz fit", sagt Thomas Bing. "Meine Saison war bisher eher durchwachsen", meint Jonas Dobler. Optimismus hört sich anders an.

Bei den Damen durften sich Sandra Ringwald (ST Schonach-Rohrhardsberg) freuen, die im letzten Moment noch durch ihren 15. Platz im letzten Weltcup-Sprint in Östersund auf den WM-Zug aufgesprungen ist (wir haben berichtet). Für sie wird es gleich heute ernst.

Ullrich mahnt: "realistisch bleiben"

"Ich werde dort alles geben. Letztes Jahr war ich zum ersten Mal in Falun. Die Strecken haben mir eigentlich ganz gut getaugt. Die knackigen Berge und die steile Abfahrt kommen mir entgegen. Mit gefällt die Runde richtig, auch wenn sie sehr anspruchsvoll ist", geht Ringwald das Abenteuer voll motiviert an. Vielleicht hat sie durch diese Glückshormone eine Chance, für eine Überraschung zu sorgen.

Klangvolle Namen bietet das deutsche Langlauf-Aufgebot jedenfalls zur Genüge. Denise Herrmann hat sich viel vorgenommen, hat sogar den letzten Weltcup ausgelassen, um einen Tag früher in Falun trainieren zu können. Seit Montag studiert sie schon den "Monsterbakken" genannten, mörderischen Anstieg auf der Langlauf-Piste. "Vom Profil her kommt mir das eher entgegen. Die Runde hat alles drin und ist in meinen Augen absolut WM-würdig", erwartet Herrmann einen Leistungs-Schub rechtzeitig zu den Titelkämpfen.

Von Victoria Carl erwartet heute niemand Wunderdinge, und die Schwarzwälderin Steffi Böhler (Ibach) legt ihren Schwerpunkt auf den Teamwettbewerb: "Da sind unsere Chancen einfach am größten." Aber natürlich hat sie sich für die Einzelrennen ihre Taktik zurechtgelegt: "Ich will einfach immer so lange wie möglich an der Spitze dranbleiben."

Auch wenn Bundestrainer Ullrich mahnt, auf dem Teppich zu bleiben ("wir müssen mit unseren Erwartungen realistisch bleiben") – sollten die deutschen Langläufer wider Erwarten doch überraschen, dann könnte sie mit Falun, wie von Mando Diao besungen, eine ewig währende Liebe verbinden.