Mobbing nimmt gefährliche Ausmaße an. Betroffener Verlag erstattet Anzeige gegen Tatverdächtigen.

Nördlingen/Oberndorf - Eine vermeintliche Todesanzeige, in der Jugendliche um einen Mitschüler trauern, ist vergangene Woche in einer Zeitung in Bayern erschienen. Hinterher kam heraus: Der 13-Jährige, um den "getrauert" wird, ist gar nicht tot - es war alles nur ein schlechter Scherz auf Kosten von Unschuldigen. Der Fall zog bundesweit Kreise.

"Wir vermissen unseren lieben Freund, der plötzlich und unerwartet von uns ging", heißt es in der Anzeige, die am vergangenen Freitag, dem 13., in der Augsburger Allgemeinen Zeitung erschienen ist. Der Name und die Lebensdaten des "Verstorbenen" werden genannt, ebenso wie die Namen von "Freunden", die ebenfalls zu Opfern wurden.

Laut Polizei soll ein 14 Jahre alter Mitschüler der Realschule in Nördlingen die Anzeige aufgegeben haben. Bei einer Durchsuchung der Wohnung, in welcher der Jugendliche lebt, wurden Beweismittel sichergestellt.

Auch Verlag erstattet Anzeige

"Der Verlagsleitung der Augsburger Allgemeinen ist seit Freitag bekannt, dass es sich bei der betreffenden Todesanzeige (...) um eine Fake-Anzeige handelt", erklärt die Zeitung auf ihrer Website und ergänzt: "Nachdem wir mittlerweile wissen, dass der oder die Auftraggeber eine falsche Bankverbindung angegeben haben, sehen wir uns ebenfalls als Geschädigte und werden entsprechend Strafanzeige erstatten."

Der Zeitung zufolge wurden weitere, ähnliche Todesanzeigen in Auftrag gegeben, jedoch nicht veröffentlicht. Der beschuldigte Schüler sei im Beisein seiner Eltern zu den Vorwürfen befragt worden, heißt es von der Polizei. Bislang bestreite er eine Beteiligung an dem Erscheinen der gefälschten Anzeige.

"Ich war völlig fassungslos", wird Schulleiter Thomas Möckel zitiert. "Ich habe die Mutter des betroffenen Schülers angerufen und sie informiert, bevor sie selber in der Zeitung darauf stößt."

Ermittlungen wegen Mobbings laufen schon länger

Schon zuvor hatte die Polizei wegen Mobbings an der Realschule Maria Stern in Nördlingen ermittelt. Im November hatte die Kripo mitgeteilt, dass fünf Mädchen und Jungen der achten Jahrgangsstufe Opfer von Angriffen über soziale Medien wurden. Den Kindern wurden unter anderem pornografische Inhalte übermittelt. "Außerdem fand eine Belästigung durch zahlreiche Callcenter-Anrufe statt", hieß es von Seiten der Beamten. Auch Morddrohungen gegen eine Schülerin soll es Medienberichten zufolge gegeben haben.

Mit der gefälschten Todesanzeige hat das Mobbing neue Ausmaße angenommen - wird hier doch völlig geschmacklos mit den Gefühlen und Ängsten der Betroffenen gespielt.

Konsequenzen für Täter

Doch was geschieht mit dem Täter in Nördlingen? Laut Peter Kosak, Direktor des Schulwerks der Diözese Augsburg, muss er mit "schulischen Konsequenzen" rechnen.