Hier kommt die Wahrheit nicht auf den Tisch: Lars Eidinger als „Stern“-Reporter Gerd Heidemann und Moritz Bleibtreu (r.) als Kunstfälscher Konrad Kujau Foto: dpa/Wolfgang Ennenbach

Anfang der 80er blamierte sich das Nachrichtenmagazin „Stern“: mit den vermeintlichen Tagebüchern Adolf Hitlers – die sich als Fälschung erwiesen. Die sechsteilige Miniserie „Faking Hitler“ mit Moritz Bleibtreu und Lars Eidinger ist nun auch bei Vox zu sehen.

Nichts weniger als der größte Medienknüller der westdeutschen Nachkriegsära, ach was: der deutschen Geschichte sollte es werden. Als sich die Tagebücher Adolf Hitlers jedoch als Fälschung entpuppten, wurde der „Stern“ zur Lachnummer. Helmut Dietl hat daraus „Schtonk!“ (1992) gemacht, einen der besten Filme der neunziger Jahre. An diesem Maßstab muss sich die sechsteilige Serie „Faking Hitler“ natürlich messen lassen. Dietl hat die Dinge damals auf die Spitze getrieben, weshalb zum Beispiel der von Götz George als Geck mit Ticks angelegte „Stern“-Reporter Gerd Heidemann fast zur Karikatur wurde. Autor und Produzent Tommy Wosch und sein Drehbuchteam begnügen sich dagegen knapp vierzig Jahre später mit dem realsatirischen Potenzial der Geschichte. Deshalb verzichten Lars Eidinger (als Heidemann) und Moritz Bleibtreu (als Fälscher Konrad Kujau) auch konsequent auf klamaukige Elemente: Zum Lachen sind nicht die Figuren, sondern die Umstände.

Der Starjournalist wird zwar als Großkotz eingeführt, ist im Grunde jedoch ein Getriebener, dessen Ruhm langsam verblasst, weshalb er unbedingt einen Knüller liefern muss. Die zufällige Entdeckung eines Hitler-Tagebuchs ist die perfekte Lösung seines Problems. Während sich der Reporter auch dank Eidingers vielschichtigem Spiel zur beinahe tragischen Figur wandelt, ist Kujau ein Schlitzohr, das Sammler mit NS-Devotionalen versorgt; bis ihm die Geister, die er rief, über den Kopf wachsen.

Anders als bei Dietl gibt es auch eine weibliche Hauptrolle: Die junge „Stern“-Redakteurin Elisabeth (Sinje Irslinger) sucht nach Beweisen für die Behauptung, dass „Derrick“-Darsteller Horst Tappert bei der Waffen-SS gewesen sei. In den entsprechenden Unterlagen stößt sie zu ihrem Entsetzen auf den Namen ihres Vaters (Ulrich Tukur), eines hochangesehenen Juraprofessors. Als sie die entsprechenden Unterlagen vernichtet, wird sie beobachtet: Der jüdische Aktivist Leo Gold (Daniel Donskoy) hat der Redaktion die SS-Listen überlassen; Elisabeth soll ihm helfen, die Veröffentlichung der Tagebücher zu verhindern.

Die Serie ist keine Komödie

Interessant ist auch die Auswahl der beiden Regisseure. Wolfgang Groos („Pastewka“) hat zuletzt fürs ZDF die Serie „Mein Freund, das Ekel“ inszeniert, Tobi Baumann hat einst mit „Ladykracher“ sein Gesellenstück gemacht und später mit Produktionen wie „Zwei Weihnachtsmänner“ oder „Add a Friend“ (Grimme-Preis) seine Meisterstücke folgen lassen. „Faking Hitler“ ist von Comedy allerdings weit entfernt. Die Inszenierung steht allein im Dienst der Geschichte und ihres Kerns. Der besteht für Wosch ausdrücklich in den aktuellen Bezügen der Handlung: Fake-News und Verharmlosung des Nationalsozialismus bewegen sich heute in ganz anderen Dimensionen als vor vierzig Jahren.

Vox zeigt jeweils drei Folgen an diesem Mittwoch (14. September) und am Mittwoch darauf (19. September) um 20.15 Uhr.