Der Frittlinger Fake-Blitzer muss verhüllt werden, Blumbergs falscher Blitzer „darf“ offenbar so stehen bleiben. Foto: Dominik Zahorka/Cornelia Spitz

Ein Fake-Blitzer in Frittlingen trägt jetzt eine Plastikhaube. Eine Maßnahme, die nötig geworden war, nachdem die Blitzer-Attrappe deutschlandweit in den Medien gewesen ist. Eine kuriose Situation, die verblüfft angesichts der Handhabung in Blumberg.

Die falschen Blitzer in der Region waren das Thema schlechthin. Nach unserer Berichterstattung über die Attrappen in Frittlingen und Blumberg gaben sich die Medien hier die Klinke in die Hand.

 

Auch bei Blumbergs Bürgermeister Markus Keller hat das Telefon mehrfach geklingelt. Fernsehteams klopften an und wollten vorbeikommen, darunter ein Team des Magazins Taff von Pro Sieben. Gut möglich also, dass die falschen Radarfallen noch das Zeug zum richtigen Fernsehstar haben. Bild-Zeitung, Spiegel, Focus und Radiosendungen, alle entdeckten das Thema für sich und blickten nach Blumberg und Frittlingen.

Doch so sehr beide Orte, Frittlingen als auch Blumberg, im Fokus standen, einen gravierenden Unterschied gibt es dann doch.

Überraschendes Schicksal

Den Fake-Blitzer in der 2000-Seelen-Gemeinde Fittlingen hat ein überraschendes Schicksal ereilt: Er muss zwischenzeitlich verhüllt werden. Das Plastikrohr mit eingebauten Gurkengläsern, welches in Verkehrsgruppen und sozialen Medien im Kreis Rottweil zum Top-Thema avanciert war, rief auch die Polizei auf den Plan. „Man hat mich informiert, dass da rechtlich gewisse Themen noch im Raum stehen und ich das Ding erstmal abbauen oder unkenntlich machen muss“, erklärte Thilo Wenzler, auf dessen Grundstück die Attrappe eines Morgens einfach gestanden habe, unserer Redaktion.

Bis auf weiteres verdeckt: Thilo Wenzler und die nun verhüllte Blitzerattrappe. Foto: Zahorka

Seither steckt der Blitzer unter einer Plastikhaube – und die Anwohner monieren wieder merklich mehr Raserei in der Straße. Was mit dem täuschend echten Blitzer zwischen Neufra und Frittlingen auf Dauer passiert und ob er eines Tages wieder enthüllt werden darf, ist noch unklar.

In Zollhaus ist die Lage ganz anders

In Blumberg-Zollhaus indes tut die Attrappe weiterhin das, was auch ein echter Blitzer tun sollte: Raser vom Rasen abhalten. Bürgermeister Markus Keller erzählt im Gespräch mit unserer Redaktion von der ungewöhnlichen und ungewöhnlich effektiven Verkehrsberuhigungsmaßnahme. „Auf einmal stand der da“, erinnert er sich. Nach Informationen unserer Redaktion soll das im Jahr 2016 gewesen sein, wer die täuschend echte Säule gebaut und aufgestellt hat, bleibt indes ein Geheimnis. Kein Geheimnis aber ist: Der Verkehr hat sich der Verkehr an der abschüssigen Waldshuterstraße merklich beruhigt, seitdem der Blitzer plötzlich aufgetaucht war.

Bürgermeister „nicht unglücklich“

„Ich war darüber nicht unglücklich“, bemerkte daher auch ein klein wenig süffisant lächelnd der Blumberger Bürgermeister Markus Keller. Denn von den teils verheerenden Verkehrszuständen konnte er bis dahin ein Lied singen.

Das war sogar so weit gegangen, dass eine offizielle Erhebung des Regierungspräsidiums Freiburg an der Stelle stattgefunden habe. Der Spitzenreiter sei mit sattem Tempo 96 unterwegs gewesen, „und das war kein Einzelfall“, erzählt Keller. Vielfach erwähnen Blumberger in Gesprächen über den Zollhauser Fake-Blitzer – der übrigens in Blumberg-Kommingen und -Achdorf sogar noch zwei weitere, ebenfalls unechte Geschwister hat – dass er genau am richtigen Weg steht. Viele Grundschulkinder seien hier auf dem Weg zum Schulbus unterwegs. Und leiser sei es seither auch.

Keine Verhüllungskünstler notwendig

Ärger oder gar Verhüllungsmaßnahmen wie jetzt in Frittlingen habe es in all der Zeit im Übrigen nie gegeben – „wenn es jahrelang keine Widersprüche gegeben hat, dann ist wohl von einer stillschweigenden Duldung auszugehen“, meint Keller. Und nach Informationen aus gut unterrichteten Kreisen sollen Polizei, Bußgeldstelle und Regierungspräsidium über die Blitzer-Attrappe in Blumberg-Zollhaus gut im Bilde sein, sogar über die eingehaltenen notwendigen Abstände sei gesprochen worden.

Wo eigentlich nur Tempo 50 erlaubt ist und häufig viel zu schnell gefahren wurde, bewegt die Blitzer-Attrappe weiterhin ganz ohne Blitzen, Blinken oder mögliche Verkehrsgefährdung jene zum Abbremsen, die den Fuß gar zu doll aufs Gaspedal drücken. Und das darf, so scheint es seit neun Jahren, so bleiben. Hier also ist die Welt der pragmatischen Verkehrsberuhiger offenbar noch in Ordnung – und darf die Verhüllungskunst wohl getrost dem Künstler-Ehepaar Christo und Jeanne-Claude überlassen bleiben.