Die Welt stellt sich vor im Weltladen in Freudenstadt. Foto: B. Schwarz

Ein Lächeln huscht über die Gesichter der „Gründermütter“, wenn sie an die Anfänge denken: 1983 begannen sie in Freudenstadt in der Dammstraße.

In der ehemaligen Werkstatt der Schreinerei Schaber, mühsam beheizt durch einen Holzofen: „Kalte Zeiten“ schaudert‘s Brigitte Krebs im Nachhinein. Doch dort stand die Wiege des Weltladens, damals noch „Partnerschaft mit der Dritten Welt“ genannt. Jetzt feiert dieser Weltladen 40-jähriges Bestehen.

Sie nennt sich seit 1993 „Eine Welt Gruppe Freudenstadt“ oder zeitgemäß „Länder des globalen Südens“ und ist 2007 in einen großen Laden in Marktplatznähe umgezogen, in die Martin-Luther-Straße 6: „Eins B-Lage“, sagt Doris Breyer stolz, ebenfalls eine Vertreterin aus Gründerjahren und wie Krebs Vorsitzende des Trägervereins. Das Vorrücken ins Stadtzentrum, wo man von Passanten und Gästen entdeckt wird, war ein langgehegter Wunsch. Auch dann, nachdem der Laden von der Werkstatt ins Umweltzentrum „mit Heizung und Toiletten“ umgezogen war.

Heute ist ein Besuch im hellen Weltladen wie eine Entdeckungsreise rund um den Globus. Tees, Kaffee, Schokolade, Kakao, Weine aus aller Herren Länder, viel Kunsthandwerk und Schmuck, bunte Textilien und Schals, Körperpflegemittel, Instrumente und kleine Geschenke, Briefpapier, Körbe und Taschen und vieles mehr.

Chance zur Selbsthilfe

Das alles aus fairem Handel. Denn das war ja der Zweck der Übung, als zu Zeiten der Jutetaschen vor 40 Jahren Mädchen aus der kirchlichen Jugendarbeit ihren Eltern nahelegten: In armen Regionen Familien und Kleinbauern die Chance zur Selbsthilfe zu geben, indem ihnen garantiert wird, ihre Produkte langfristig abzunehmen – zu fairen Preisen. „Das ist was anderes, als mal etwas ins Spendenkässle zu werfen“, meint Maria Michel, „das schafft und vor allem das sichert Arbeitsplätze“. In Indien wie in Kambodscha, in Nepal wie in Ecuador, in Thailand oder auf dem afrikanischen Kontinent.

Handel auf Augenhöhe: Der Einkauf geschieht über kontrollierte Import-Organisationen, die Sozial- und Umweltverträglichkeit, fairen Handel und demokratische Strukturen berücksichtigen.

Bananen-Abos für Schulen

In Freudenstadt betreibt eine Gruppe von 25 Personen den Weltladen. Es sind überwiegend Frauen. Ein paar Quotenmänner waren in den 40 Jahren dabei und machten sich kaufmännisch oder handwerklich nützlich, derzeit ist Michael Leimbach als einziger Mann als Verkäufer im Laden.

Mit der Zeit hat jeder Weltladen seine eigenen Spezialitäten ausgebaut, mal abgesehen von Kaffee aus Nicaragua und Tee aus Indien. In Freudenstadt sind es das Catering bei Veranstaltungen, die persönlichen Geschenkkörbe im Auftrag der Stadt oder die Bananen aus Ecuador, von denen wöchentlich etwa 50 Kilo fair gehandelt über die kleine Ladentheke gehen. Sie wurden einst sogar per Abos in Schulen geliefert. Heute ist die Gruppe auch stolz darauf, dass sie für den eigenen Laden selbst halbtags fairen Arbeitsplatz geschaffen hat.

Malkurs gestaltet Verpackungen der Schokolade

Zum Jubiläum erinnert der Weltladen an seine Gründerjahre, als noch harte, bittere Schokolade aus Nicaragua auf selbstgebauten Regalen verstaubte. Jetzt schmeckt sie sehr viel besser und sieht viel hübscher aus. Kleine Täfelchen, für die ein Malkurs der Musik- und Kunstschule Freudenstadt auf Bitten des Weltladens hübsche Banderolen gestaltet hat. Freudenstädter Motive im Miniformat, verpackt in einer selbst gestalteten und gefalteten Papierbox.

Aufgrund des Jubiläums wurde für den 12. Oktober ein Referent eingeladen, der über fair Wirtschaften in Krisenzeiten sprechen wird.