Bis zu sieben Monate müssen Fahrschüler im Kreis auf die Zulassung zur Fahrprüfung warten. Das nervt. Foto: Kästle/dpa

Ein Führerschein bedeutet für Jugendliche mehr Freiheit, man ist mobil. Doch wer mit seinem Führerschein beginnen will, muss sich auf lange Bearbeitungszeiten der Unterlagen einstellen. Bei der Führerscheinstelle im Kreis gibt es große Probleme.

Zollernalbkreis - Das weiß auch Landrat Günther-Martin Pauli, der in der Sitzung des Verwaltungs- und Finanzausschusses deutliche Worte für die Misere fand: "Die Führerscheinstelle ist abgesoffen. Die lange Wartezeit für die Fahrschüler ist ein Desaster". Pauli reagierte mit seinen Aussagen auf eine Anfrage von Kreisrat Hubert Schiele von den Freien Wählern.

Bis der Antrag zur Teilnahme an der theoretischen Fahrprüfung genehmigt wird, müssen die Fahrschüler im Zollernalbkreis, unabhängig von Fahrschule oder Führerscheinklasse, bis zu sieben Monaten warten. Solange ist weder die theoretische, noch die praktische Prüfung möglich.

Fahrschüler unterbrechen Ausbildung

Jugendliche die das Begleitende Fahren mit 17 (BF17), beantragen, schaffen es deshalb oft nicht vor dem 18. Geburtstag die Prüfungen abzulegen. So geht der Sinn des Begleiteten Fahrens verloren, da das BF17 die Unfallzahlen senken soll, was bislang nachweislich erfolgreich verläuft.

Motorradfahrschüler, die sich im späten Frühling anmelden, haben oft keine Chance, im selben Jahr ihren Führerschein zu erlangen, klagen auch die Fahrschulen. Zudem würden immer wieder Fahrschüler ihre Fahrausbildung unterbrechen, da die Aussicht auf eine Theorieprüfung in weite Ferne rücke.

Da vor der praktischen Prüfung die Theorieprüfung erflogen muss, blockierten die lange Bearbeitungsdauer auch die Fahrschulbetriebe, heißt es. Kein Wunder also, dass Fahrschüler und Lehrer verärgert reagieren.

Landratsamt versucht die Wartezeit zu verkürzen

Auf Nachfrage unserer Zeitung erklärte das Landratsamt, dass es in den vergangenen Monaten zu zahlreichen längerfristigen personellen Ausfällen, in der Führerscheinstelle gekommen sei, wodurch ein Rückstau in der Bearbeitung entstand. Da im öffentlichen Dienst ein Fachkräftemangel herrsche, sei eine Nach- beziehungsweise Neubesetzung schwierig. Auch durch den Führerschein-Pflichtumtausch und durch die Anträge auf Umschreibungen von Führerscheinen bestehe derzeit ein erhöhtes Arbeitsaufkommen, teilt die Behörde mit.

Die Landkreisverwaltung habe alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Rückstände schnell abzuarbeiten. Hierfür seien zahlreiche Maßnahmen in die Wege geleitet worden. In einer Organisationsuntersuchung seien die Arbeitsabläufe in der Führerscheinstelle optimiert worden.

Außerdem werde zum Jahresanfang die Online-Beantragung der Fahrerlaubnis vorbereitet. Die Führerscheinstelle sei personell verstärkt worden, allerdings befänden sich die neuen Mitarbeiter noch in der Einarbeitung. Zusätzlich sei eine Gruppe von internen Mitarbeitern im Rahmen der "Amtshilfe" eingesetzt worden, um die bestehenden Rückstände zeitnah abzuarbeiten.

"Der aktuelle Zustand ist für alle Beteiligten, vor allem für Antragstellende, unbefriedigend und für die Kolleginnen und Kollegen sehr belastend. Für die entstandenen Umstände möchte ich mich entschuldigen und signalisieren, dass wir derzeit alles unternehmen, um baldmöglichst wieder einen Normalbetrieb zu erreichen", betont Landrat Pauli.