Von Stammheim nach Holzbronn oder andersherum mit dem Fahrrad unterwegs – doch wie fährt man da eigentlich am besten? Über die Streckenführung am Industriegebiet Lindenrain entlang wurde schon viel beraten. Fest steht nun: Die "Rückegasse" soll weiter fester Bestandteil des Fahrradwegs sein.
Calw - In Sachen Radverkehr zwischen Stammheim und Holzbronn hatte der Bau- und Umweltausschuss schon mehrere Optionen geprüft, abgewogen und sich schließlich für Variante drei entschieden. Die Strecke bei Variante drei führt von Holzbronn aus in einigem Abstand parallel zur Kreisstraße 4302, im weiteren Verlauf durch den Wald bis zum Interkommunalen Gewerbepark Lindenrain. Hier fangen aber gewissermaßen die Probleme an. Denn eigentlich sollten Fahrradfahrer ab da an der westlichen Kante des Industriegebiets entlang fahren, anschließend an der nördlichen, bis sie schließlich wieder an der Bundesstraße 296 angelangt sind. Von dort aus verläuft die Strecke weiter ein Stück an der B 296 entlang und dann zwischen Bundes- und Kreisstraße auf der Rückegasse bis nach Stammheim.
Das genannte Problem ist jedoch die westliche Kante des Industriegebiets. Während Verwaltung und Bau- und Umweltausschuss diese Streckenführung für Radfahrer favorisieren würden, hat der Forst entschieden etwas dagegen. "Der Weg würde sich außerhalb des Bebauungsplans im Bereich der Waldrandgestaltung befinden, mit der Folge, dass Habitatbäume und Jungbäume dem Wegebau zum Opfer fallen würden", heißt es in der Sitzungsvorlage. Was dem Gremium unter anderem deshalb bitter aufstieß, weil an der nördlichen Seite von Lindenrain bereits ein Fuß- und Radweg verläuft – ohne den Anschluss an den Fahrradweg quasi ins Leere.
Landratsamt vorlegen
Alternativ könnte man die Streckenführung auch südlich des Industriegebiets entlangführen bis zur Bundesstraße. Besonders geschickt wäre das jedoch nicht, betont Bernd Wössner von der Abteilung Stadtplanung auf Nachfrage unserer Redaktion. Daher werde die Verwaltung weiter versuchen darauf hinzuwirken, dass man die Strecke wie geplant an der Westkante entlang führen kann. Notfalls auch mit weiteren Ausgleichsmaßnahmen. Wössner spricht davon, eine Planung zu erarbeiten und diese dem Landratsamt vorzulegen. "Das wird schon irgendwie gehen", zeigt er sich optimistisch.
Die einzige Hürde in Sachen Fahrradweg zwischen Holzbronn und Stammheim ist das jedoch nicht. Wenn sich das Gremium für die Variante drei mit der Nutzung der Rückegasse anstatt der Kreisstraße entscheidet – was es schon in vorherigen Sitzungen getan hatte und auch dabei geblieben ist – müsse es das wissen, betont Wössner.
Da wäre zum Beispiel das Gebiet "Riegeläcker" kurz vor Stammheim. Der provisorische Radweg während der Sperrung der Kreisstraße führte über Privatgrund. Der Weg wird nun wie vereinbart zurückgebaut und wieder als Feldweg angelegt. Doch um die Wegeführung in dem Gebiet weiter auszubauen braucht die Stadt Boden – also steht ein Grundstückstausch oder der Ausbau einer städtischen Streuobstwiese im Raum.
Ins Wegenetz aufnehmen
Zudem muss, um die Radwegeführung zu gewährleisten, der Parkplatz entlang der B 296 ausgebaut werden. Doch das muss das Regierungspräsidium Karlsruhe zunächst genehmigen, da die Bundesrepublik Deutschland Eigentümer dieser Fläche ist. Ein weiteres Hindernis finanzieller Art könnte sein, dass die "Rückegasse" nicht im offiziellen Radwegenetz des Landkreises abgebildet ist. Bleibt es dabei, gäbe es keinen Zuschuss für den Ausbau der Verbindung. Ein Arbeitskreis berät darüber, ob der Weg ins Wegenetz aufgenommen wird.
Teuer könnte es auch werden, wenn die Polizei eine Beleuchtung der gesamten Strecke fordert. So wie sie es für den Radweg zwischen Kernstadt und Wimberg tut, heißt es in der Sitzungsvorlage. "Sofern diese Forderung hier in ähnlicher Form erhoben wird, würde dies die Baumaßnahme deutlich verteuern und wäre auch aus naturschutzfachlicher Sicht äußerst problematisch", ist dort zu lesen. Die Verwaltung setzt sich also für eine Lösung ohne Beleuchtung ein.
Hans Necker (Neue Liste Calw) echauffierte sich über das "Planungsdesaster", wie er es nannte. Seit Jahre plane man das Industriegebiet und genauso lang den Radweg nach Holzbronn. Immer habe man gesagt, man werde die Kreisstraße für einen Ausbau für Fahrräder nutzen, argumentierte er. Das sei versäumt worden. Gerade für Leute, die jeden Tag – auch bei schlechtem Wetter – radeln, sei die Rückegasse keineswegs ideal. Dem widersprach Dieter Kömpf (FW): "Die Rückegasse muss kommen", betonte er. Die Kreisstraße sei viel zu eng für Autos und Räder.
Das Vorgehen des Forsts konnte Martin Blaich (CDU) wiederum nicht nachvollziehen. Warum komme dieser jetzt damit an, dass man die Westseite nicht nutzen dürfe? "Die Überlegungen, an der westlichen Kante von Lindenrain einen Radweg anzulegen, waren dem Forst nicht bekannt", erklärt Wössner dazu auf Nachfrage unserer Redaktion. "Es ging bei dem Abstimmungstermin auch gar nicht um einen Radweg, sondern um die Verlegung einer Gasleitung in Verbindung mit der Anlage eine Wegs. Der Forst habe zwar der Leitungsverlegung zugestimmt, nicht aber einem Weg, weil die Fläche für Bepflanzungsmaßnahmen vorgesehen ist." Doch wie gesagt müsse man für den Radweg ohnehin ein eigenes Planverfahren einreichen. Und dann wird man sehen.