Radfahrer scheinen in Usbekistan eine echte Seltenheit zu sein – was bei der Qualität der Straßen kaum verwunderlich ist. Das Quartett aus Geislingen und Endingen zog auf ihrer Fahrradreise auf der Seidenstraße alle Blicke auf sich. Foto: privat

Vier Hobby-Radfahrer aus Geislingen und Endingen erfüllten sich einen lang gehegten Traum: Mit dem Fahrrad erkundeten sie die Seidenstraße durch Usbekistan und Tadschikistan.

Es war nicht die erste Fahrradreise, die Oswald Joos, Jürgen Laib, Peter Meinert und Heinrich Schöne zusammen unternommen haben, wohl aber die abenteuerlichste. Die geübten Hobbyradler unternehmen seit 13 Jahren gemeinsam mehrtägige Fahrradtouren im Ausland.

 

Da nun alle vier in Rente sind, wurde ein Plan aus der Versenkung geholt, der mehr Zeit erfordert: Eine Tour auf der Seidenstraße in Usbekistan und Tadschikistan. Auf ihren eigenen Fahrrädern, die sie als Sperrgepäck mit nach Zentralasien genommen haben, passierten sie 1250 Kilometer und 5000 Höhenmeter – und das teilweise unter extremen Bedingungen. Da wäre zum einen die Hitze. Im September herrschen in Usbekistan hochsommerliche Temperaturen, an manchen Tagen bis zu 40 Grad. „Aber weil das eine trockene Hitze war, war es nicht ganz so unangenehm“, erklärt Jürgen Laib.

„Ein Rezeptionist sagte uns, dass er noch nie Touristen in seinem Hotel hatte“

Peter Meinert, Heinrich Schöne, Jürgen Laib und Oswald Joos (von links) wagten gemeinsam auf ihren Fahrrädern das Abenteuer „Seidenstraße“. Foto: privat

Die Straßen, auf denen das Quartett unterwegs waren, hatten unterschiedliche Qualitäten: Manche waren eben und befestigt, andere waren staubige Schotterpisten mit großen Unebenheiten, so dass sie nur langsam vorangekommen sind. Teile der Strecke legten sie sogar auf der usbekischen Autobahn zurück. Abseits der Ballungszentren war die Straßeninfrastruktur recht dürftig. Wegweiser gab es keine, sie mussten sich auf ihre Landkarte und Google Maps verlassen. An einem Tag verlangte ein Staubsturm einiges von ihnen ab. „Der Himmel war voller Staub, wir sahen keine Sonne“, erklärt Oswald Joos. Auch wenn die recht karge Landschaft dennoch reizvoll und abwechslungsreich war, gingen die Straßen oft über viele Kilometer starr geradeaus.

Trikots in den Landesfarben Usbekistans

Die Tagesetappen von rund 100 Kilometer haben sie vorab geplant, doch da sie sich eine gewisse Flexibilität erhalten wollten, buchten sie Hotels immer erst vor Ort. In kleinen Dörfern im Hinterland durften sie an Komfort keine großen Ansprüche stellen. „Ein Rezeptionist sagte uns, dass er noch nie Touristen in seinem Hotel hatte“, sagt Laib und lacht. Allgemein waren die vier Herren mit ihren Trikots in den Landesfarben Usbekistans, Blau, Weiß und Grün, eine wahre Attraktion. Denn Fahrrad scheint in dem Land kaum jemand zu fahren. Zwei Radler aus Marseille haben sie auf ihrer mehrtägigen Reise getroffen – das war’s.

Entsprechend viel Aufmerksamkeit erlebten sie in einem Land, das sie als sehr gastfreundlich erlebt haben. Oswald Joos und Jürgen Laib erzählen im Gespräch mit unserer Redaktion von zahlreichen Begegnungen mit Einheimischen, die sie eingeladen haben. Nicht nur einmal hielten Menschen mit ihren Autos an, um ihnen – ohne, dass sie darum gebeten haben – Getränke und Snacks gereicht haben.

Prachtbauten aus 1000 und einer Nacht gab es vor allem in den touristischen Hotspots zu bestaunen. Foto: privat

Immer wieder Wodka

Sie mussten für Fotos posieren, bekamen Stühle gebracht, wenn sie das Feierabendbier auf einer Mauer sitzend tranken und wurden sogar ins eigene Wohnzimmer gebeten, als sie um eine Sitzgelegenheit fragten. In Navoj waren sie sogar plötzlich Gäste auf einer Hochzeit. Und immer wieder mussten sie Wodka trinken. Dass die Kommunikation mitunter mit Händen, Füßen und ein paar Brocken Englisch und Russisch ablief, tat der Gastfreundschaft keinen Abbruch. „Das sind Erlebnisse, die man nicht buchen kann“, meint Laib.

Ihr Weg führte sie vor allem durch das ländliche Usbekistan. Foto: privat

In den größeren Städten wie Samarkand, Taschkent und zum Schluss Duschanbe in Tadschikistan erlebten sie zum einen das pulsierende Leben „wie aus 1000 und einer Nacht“, Prachtbauten, aber auch ein Land, das „im Kommen“ ist.

Überschaubares Gepäck

Auch wenn sie neben ihrem überschaubaren Gepäck in den Satteltaschen auch Werkzeug hatten, blieben die großen Pannen aus. Heinrich Schöne musste ein paar Tage wegen Krankheit pausieren und folgte der Gruppe mit dem Taxi, was in dem Land recht erschwinglich ist. Oswald Joos klagte nach einem Sturz über Knieschmerzen, konnte die Tour aber fortsetzen.

Abschließend ging es in die Berge von Tadschikistan – allerdings ohne Fahrräder. Foto: privat

„Man braucht eine gewisse Lockerheit“, meint Jürgen Laib. Auf einer Tour in einem solchen Land müsse man sich auf alles gefasst machen „und sich keinen Kopf machen“, wie er verrät. Die letzten Kilometer führte das Quartett nach Tadschikistan. Am letzten Tag ließen sie die Fahrräder ruhen und fuhren in die Berge des höchstgelegenen Landes der Erde. „Ein atemberaubender Abschluss“, so Joos und Laib.