Drogenkontrolle im Straßenverkehr Foto: Max Kovalenko

Rauschgiftfahnder hatten an der B 14 ihren Einsatz: Sie kontrollierten, wer unter Drogen Auto fuhr. 13-mal binnen drei Stunden war das Ergebnis positiv.

Waiblingen/Stuttgart - Die Polizeidirektion in Waiblingen ist noch bis Donnerstag eine Anlaufstation für Spezialisten aus fast allen Ländern der Republik. Es handelt sich um 80 Drogenexperten etwa aus Berlin und Hamburg, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz, Hessen oder Thüringen. In der Hauptstadt des Rems-Murr-Kreises holen sie sich den Feinschliff und lassen sich durch Fachvorträge auf den neuesten Stand zum Thema „Drogen im Straßenverkehr“ (DiS) bringen. DiS-Tage nennt sich diese Fortbildungsveranstaltung, an der zudem noch Amtsrichter, Staatsanwälte, Bußgeldeintreiber oder Polizeidozenten teilnehmen.

Um das in der Theorie erarbeitete Wissen sofort in die Praxis umsetzen zu können, folgt eine großangelegte Kontrolle – auf dem von der Abendsonne beschienenen Parkplatz Sörenberg unterhalb des Korber Kopfes. Mit dabei sind hier Beamte aus näher gelegenen Polizeidirektionen wie Böblingen, Esslingen, Ludwigsburg. Zu ihnen gehört Axel Carl vom Fellbacher Revier, der zusammen mit einem Kollegen eine der insgesamt zwölf sogenannten Boxen betreut, auf die verdächtige Autofahrer gelotst werden. Ein Kunde zeigt Auffälligkeiten. „Beim Einbeinstand hat er geschwankt und musste mit den Armen austarieren.“ Bei der Zeitschätzung mit geschlossenen Augen sagt er nicht wie vorgegeben nach 30, sondern bereits nach 21,5 Sekunden „Stopp“.

Die Folge: „Leeren Sie mal Ihre Taschen!“ Ergebnis: Ein Joint fällt heraus, auf dem Beifahrersitz finden die Beamten ein Kuvert mit „Gras“ und einen weiteren Joint. Die Abfrage in der Zentrale ergibt zudem, dass der junge Mann bereits aktenkundig ist. Hundeführer Joachim Gruner von der Aalener Polizei schickt darauf seinen Spitzenschnüffler Beru in den Peugeot mit WN-Kennzeichen. Derweil geht’s für den 21-Jährigen ab in die Toilette der Raststätte zum Pipimachen. Ein Beamter begleitet ihn aufs stille Örtchen. Muss das wirklich sein? Ralf Michelfelder, Chef der Waiblinger Polizeidirektion, nickt: „Einmal hatte tatsächlich einer ein mit Urin gefülltes Kondom dabei, um uns bei einer Kontrolle zu täuschen.“

Früher galt Reggae-Musik als verdächtig

Nach dem positiven Urintest folgt die Blutprobe. Nächste Kuriosität, als der junge Mann das aufgebaute Zelt betritt: „Er hat seinen Hausarzt wiedererkannt“ – es war eben jener, der auf dem B-14-Parkplatz für die Polizei die Blutentnahme vornimmt.

Über allem ein wachsames Auge hat der Einsatzleiter, Hauptkommissar Thorsten Burkhardt von der Waiblinger Direktion. Er wurde in den Vereinigten Staaten zum Drug Recognition Expert, also zum Sachverständigen für Drogenerkennung ausgebildet. „Ich bin in Florida mit den Kollegen auf Streife gewesen“, berichtet der 41-Jährige. Und weil er wegen des Vulkanausbruchs auf Island im Jahr 2010 erst Wochen später zurückfliegen konnte, nutzte er den Aufschub für die Erlangung des Instructor-Titels. Er hat nun also die amerikanische Ausbilderlizenz, „als Einziger in Deutschland, da bin ich schon ein bisschen stolz“. Früher sei es etwas einfacher gewesen, die Leute herauszufischen, „wenn die Reggae-Musik im Kassettenrekorder lief, samt Legalize-it-Aufkleber an der Heckklappe, das waren eindeutige Indizien“, scherzt er. An der B 14 und den Ausweichstrecken gibt es bis zum Ende der dreistündigen Kontrolle am Dienstagabend 13 Blutentnahmen sowie zwei Anzeigen wegen Alkohols am Steuer. Für Burkhardt keine Überraschung: „Da gibt es viele, die am frühen Abend noch eine Tüte rauchen und sich dann ins Auto setzen, das sind nicht nur die Disco-Gänger am frühen Sonntagmorgen.“

Dabei ist der Trend im Land erfreulich rückläufig: Im Gegensatz zum Bund hat die Zahl der registrierten Drogendelikte auf den Straßen in Baden-Württemberg um neun Prozent auf 4982 Fälle abgenommen. Auch die Zahl der Unfälle im Drogenrausch ging um 9,5 Prozent zurück – auf 353 Karambolagen. In der Landeshauptstadt gab es 13 Verkehrsunfälle mit bekifften Verkehrsteilnehmern – ein Rückgang um 40 Prozent und ein neuer Minusrekord.